Anarchismus in Dortmund Rundreise Episode 3: Kreuzviertel/Klinikviertel

Das Kreuzviertel liegt in der Dortmunder Innenstadt und gehört zum Stadtbezirk Innenstadt-West. Aufgrund der zentralen Lage, vielen Einkaufsmöglichkeiten und schönen Wohnungen in den vielen Altbauten ist das Viertel ein sehr begehrter Wohnraum, der allerdings wegen der relativ hohen Mieten vor allem von Beamten, leitenden Angestellten, Selbstständigen und anderen eher bürgerlichen Menschen bewohnt wird. Das Milieu ist akademisch-studentisch geprägt, bei Wahlen werden vor allem die Grünen gewählt. Es bietet außerdem ein diverses Kultur- und Nachtleben, was das Kreuzviertel zu einem beliebten Szeneviertel macht.

Im Vorfeld hatten wir bewusst das Kreuzviertel für diesen Teil der Rundreise ausgewählt. Der Naziaufmarsch am 14.4., kurz nach unserer Veranstaltung, würde teilweise durch dieses Viertel gehen und daher die Gegenproteste auch vielfach dort stattfinden. Zudem sollte die anarchistische 1. Mai-Demo ebenfalls im Kreuzviertel starten. Wir hatten also gleich drei Events, für die wir in einem Zug in der Umgebung mobilisieren konnten. Die Mobilisierung war breiter als in Westerfilde, aber schwächer als in Hörde – das merkten wir dann später auch bei der Veranstaltung, welche kleiner ausfiel als in Hörde. Dennoch wurden erneut tausende Flyer verteilt und hunderte Plakate verklebt. Zum Abschluss der Mobilisierung führten wir einen unangemeldeten Infotisch vor den Städtischen Kliniken durch, welcher wie meistens ohne Störungen ablief. Dieser wurde zwar nicht so gut angenommen wie der Tisch auf dem Marktplatz im Zentrum von Hörde. Es gab aber durchaus einiges an positiver Rückmeldung und auch Leute, die die Veranstaltung bereits auf dem Schirm hatten.

Zur Veranstaltung kamen dann circa 25 Menschen, um den Vortrag zur Einführung in den Anarchismus zu hören. Bei unserem inhaltlichen Input gab es auf unterschiedliche Weise noch Luft nach oben, wir versprechen, dies bei der nächsten Etappe der Rundreise zu optimieren!

Nichtsdestotrotz blieben fast alle Gäste nach der Pause zur Diskussion, die sich dann auch recht kontrovers und anregend gestaltete. Debattiert wurde über das richtige Verhältnis von Utopien einer besseren Welt einerseits und der wissenschaftlichen Kritik des Bestehenden andererseits, über den Nutzen und Nachteil des wissenschaftlichen Denkens überhaupt, über die Einschätzung sogenannter „Teilbereichskämpfe“ am Beispiel der Verteidigung Afrins und des Hambacher Forsts, sowie die Frage, ob und wie revolutionäre Kritiker*innen sich an diesen beteiligen sollen und dergleichen mehr. Darüber hinaus wurde auch erläutert, was die Anarchistische Gruppe Dortmund so treibt und über Möglichkeiten der Mitwirkung an unseren Projekten gesprochen.

Die Zusammensetzung des Publikums war diesmal nicht so sehr von den Besonderheiten des Kiezes geprägt wie in Hörde, als vielmehr von der Wahl des Veranstaltungsortes. Das Taranta Babu ist ein linkes Kulturzentrum und Café samt Buchladen, das seit Anfang der 1980er Jahre besteht. Es ist gewissermaßen ein Relikt aus einer vergangenen Epoche der Kämpfe, wird aber auch von vielen jüngeren Leuten besucht, die an verschiedenen politischen und (gegen)kulturellen Initiativen beteiligt sind. So ermöglichte uns die Wahl des Lokals, mit einigen Leuten ins Gespräch zu kommen, die sonst eher nicht den Weg zu uns gefunden hätten.


Infostand vor den Städtischen Kliniken


Auch in einem großteil der Läden lagen Flyer aus

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