Jahresrückblick 2014

Das Jahr 2014 ist nun schon eine ganze Weile vorüber, doch wir wollen es nun noch einmal Revue passieren lassen und in kompakter Form präsentieren, wie sich dieses Jahr für uns gestaltet hat.
In einem eher ruhigen Winter, in dem wir außer unseren regelmäßigen VeKüs keine größeren Aktionen machten, bereiteten wir uns bereits auf den Frühling vor. Im März findet in Leipzig die Buchmesse statt. Auch wir ließen uns nicht lumpen und organisierten die Vorstellung der zwei Bücher „Kommen sie da runter!“ von der Kletterkünstlerin Cécile Lecomte und „Christlicher Anarchismus“ von Sebastian Kalicha.
Im April hatten wir Besuch von einem Aktivisten des Anarchist Black Cross aus Belarus, eine Gruppe, die tagtäglich mit politischer Repression in einem Ausmaß konfrontiert sind, das uns zum Glück (noch?) erspart bleibt. Das ABC setzt sich für die Rechte von verfolgten Anarchist_innen ein. Zusammen mit der FdA organisierten wir unter dem Motto „Until it Breaks“ die Veranstaltung in Leipzig im Rahmen der Belarus-Infortour. Dabei haben wir Spenden gesammelt, T-Shirts und Infomaterial verteilt, Werbung für die „Week of Solidarity with Anarchist Prisoners“ im August gemacht und selber noch so einiges über die Situation in Belarus erfahren. Belarus wird als die „letzte Diktatur Europas“ gehandelt und wird seit 1994 von Alexander Lukaschenko regiert, der fast jede Opposition verfolgen lässt. Die wenigen Linken und Anarchist_innen in Belarus erwartet Bespitzelung bis hin zu Gefängnis(-lager), wenn sie auch nur eine Demo organisieren. Wir haben größten Respekt vor euch! (fda-ifa.org/belarus-infotour/)
Der Erste Mai stand vor der Tür, doch vorher hatten wir noch etwas anderes zu tun. Zum Workers Memorial Day am 28. April machten wir zusammen mit der Freien ArbeiterInnen Union (FAU) Leipzig und der IWW eine Kundgebung in der Innenstadt, bei der wir der Arbeiter_innen gedachten, die bei Arbeitsunfällen verletzt oder getötet wurden. Gründe dafür gibt es leider noch viele. Ein paar Tage zuvor hatte sich der Fabrikeinsturz in Bangladesch, bei dem weit über 1100 Textilarbeiter_innen starben, die gezwungen wurden in einem einsturzgefährdeten Gebäude zu arbeiten, gejährt. Viele Menschen sind durch ihre wirtschaftliche Lage dazu gezwungen, unter gefährlichen oder gesundheitsschädlichen Bedingungen zu arbeiten. Dies zeigte auch das Grubenunglück in Soma in der Türkei zwei Wochen später, bei dem 301 Bergarbeiter_innen starben. Die Arbeiter_innen hatten vor den Gefahren gewarnt. Außerdem waren die Sicherheitsvorkehrungen mangelhaft. Die überlebenden Arbeiter_innen erhielten im Dezember 2014 ihre Kündigung per SMS.
Am 1. Mai beteiligten wir uns unter dem Motto „Gewerkschaft muss anders gehen – selbstverwaltet und antikapitalistisch“ sowohl an der antikapitalistischen, als auch an der Gewerkschaftsdemo als libertärer Block. Bei dieser kritisierten wir in einem Redebeitrag die Politik des DGB und insbesondere die geplante gesetzliche Tarifeinheit, die der DGB zusammen mit Wirtschaftsvertretern und Politik durchsetzen will. Die gesetzliche Tarifeinheit besagt , dass in einem Betrieb jeweils nur der Tarifvertrag der mitgliederstärksten Gewerkschaft und für die Dauer dieses Vertrages die Friedenspflicht auch für alle anderen Gewerkschaften gilt. Dies bedeutet praktisch ein Ende der Koalitionsfreiheit und den Tod für kleine Gewerkschaften.
Der Mai zeigte uns auch, dass wir in der Vergangenheit irgendetwas richtig gemacht haben mussten. Uns wurde die große Ehre zuteil, zum ersten Mal im Verfassungsschutzbericht Sachsen für 2013 erwähnt zu werden. Auf zwei Seiten wurde unsere politische Arbeit in den höchsten Tönen gelobt (Seite 144 Verfassungsschutzbericht Sachsen für 2013).
Leider gab es in Leipzig und auch in anderen Städten nicht so positive Entwicklungen. Die „Mahnwachen für den Frieden“ erreichten auch in Leipzig hohe Teilnehmerzahlen. An diesen „Mahnwachen“ nahmen jede Menge Verschwörungstheoretiker_innen, Reichsbürger_innen und Antisemit_innen teil. Sie wurden von Menschen wie Ken Jebsen oder Jürgen Elsässer unterstützt, die ihre „Warheit“ verbreiten wollten. Auch ein paar waschechte Nazis gedachten auf der Leipziger „Friedens“- Mahnwache der „Opfer“ der Bombardierung Dresdens. Wir konnten diesen Versuch einer Querfront natürlich nicht unkommentiert lassen und fingen an uns gegen die Wahnmachen zu engagieren. Neben der Beobachtung dieser versuchten wir auch einige Menschen argumentativ zu überzeugen. Bei unserer Aluhut-VoKü (Alufolie hilft ja bekanntlich gegen die Gedankenscanner der CIA) luden wir ein paar Anhänger_innen dieser Mahnwachen ein und konnten auch ein paar davon überzeugen, dass Verschwörungstheorien doch nicht so der Hit sind. Allerdings mussten wir auch mit Menschen diskutieren, die ernsthaft an Chemtrails glauben. Das ist zwar einerseits ganz lustig, andererseits aber auch sehr anstrengend.
Während der Rest der Stadt fröhlich im nationalen Taumel der Fußball-WM schwebte, taten wir etwas Sinnvolles. Unsere Arbeitsrechts-AG zog durch alle möglichen Restaurants, Kneipen und Imbisse, um die Angestellten nach ihren Arbeitsbedingungen zu befragen. Unser Teekonsum nahm dadurch langsam erschreckende Ausmaße an. Dafür konnten wir im August unseren Gastro-Lohnspiegel für Leipzig veröffentlichen. Dieser enthält nicht nur den Lohn, sondern auch Informationen zu den sonstigen Arbeitsbedingungen.
Im Oktober, November und Dezember 2014 organisierten wir die Veranstaltungsreihe „Anarchismus – Ideen Praxis Perspektiven“ mit insgesamt 8 Vorträgen, um das Jahr gediegen ausklingen zu lassen.

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