Für Vielfalt feiern!

e*vibes hielten am 3.7.17 einen Redebeitrag zur Musikdemo von WHAT in Dresden.

Hier ist der vollständige Text:

Hallo ihr Lieben!
Es ist ein wunderbares Gefühl, heute zusammen mit euch in Dresden unterwegs zu sein!
Es ist ermutigend, hier in der Altstadt an einem Montagabend keine dumpfen Hetzparolen ertragen zu müssen. 
Es ist eine befreiende Atmosphäre, stattdessen auf offene Herzen und Köpfe zu stoßen!
Befreiung ist auch ein guter Stichpunkt für unsere kurze Ansprache. Ich bin von e*vibes, wir sind eine autonome (das heißt, eine parteiunabhängige) feministische Gruppe in Dresden und haben uns seit 2011 den Kampf für die Emanzipation auf die Fahnen geschrieben.
Das hört sich erstmal ziemlich pathetisch an, oder? Emanzipation, ist das nicht was aus dem letzen Jahrhundert? Brauchen wir das überhaupt noch? 
Es hält sich ja auch hartnäckig das Vorurteil, Emanzipation wäre bloß eine hinterhältige Umschreibung für fiese Frauen, die armen Männern ihre Karrieren, Kanonen oder Schwänze klauen wollten. Gerade bei PEGIDA, AfD und der sächsischen CDU wird dieses populistische Schauermärchen immer wieder aufs Neue aufgewärmt.
Wir halten dagegen. Emanzipation bedeutet: Befreiung aus Abhängigkeiten und Unterdrückung. Wir sind für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, statt autoritärer Herrschaft und Ausbeutung.
Unterdrückung und Ausbeutung kann viele Formen haben. Sie findet direkt zwischen Menschen statt, aber auch strukturell und institutionell.
Sexistische Kommentare und sexualisierte Gewalt sind eine Seite der patriarchalen Medaille. Auf der anderen Seite stehen Benachteiligung durch diskriminierende Gesetze und verkalkte Strukturen. Dazu kommen einengende Rollenbilder, die durch Erziehung, Medien und Werbung die freie Entfaltung von uns allen verhindern.
Das heißt also ganz klar: Emanzipation ist für alle da. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die nicht nach Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe oder Eigentum trennt. Sondern die Bedürfnisse und Fähigkeiten aller Individuen achtet – und dabei auch die Bedürfnisse von Natur und Umwelt im Blick hat.
Feminismus kämpft nicht nur für Frauen. Alle Menschen sind in ihren Handlungen freier, wenn sie auf der Straße, in den Clubs, beim nächsten Dorffest einfach sie selbst sein können – ohne Angst vor blöden Kommentaren, Anmache oder Gewalt.
Damit meinen wir zum Beispiel Homo- und Bisexuelle, trans oder inter Leute und andere queere Gruppen. Oder auch Männer, die mal was anderes als Anzug und Hose tragen wollen. Aber genauso kämpfen wir für sozial Benachteiligte, People of Colour und alle Menschen die von gleichwelcher gesellschaftlichen Norm abweichen.
Diskriminierung wird manchmal mehrfach erfahren.
Damit meine ich zum Beispiel:
  • eine trans Person, die weder in Frauen- noch Männerhäusern Schutz vor Gewalt und Obdachlosigkeit finden kann
  • ein Schwarzer Schwuler, der sich mit dem Alltagsrassismus der schwulen Szene nicht wohl fühlt
  • oder die Fetischisierung der Woman of Colour als „exotisch“ in der Pornoindustrie
Und was kannst du dafür tun, dass wir alle freier leben können? 
Du kannst die nächste Person, die feministische Kritik anbringt, unterstützen.  Du kannst sexistische Übungsleiter*innen direkt auf ihre dummen Witze ansprechen. Du kannst mit Leuten über Erfahrungen reden, die du nicht machen konntest. So kannst du verstehen, warum vielleicht auch dein Verhalten problematisch ist. Du kannst mit anderen gemeinsam gegen diese ungerechten Verhältnisse kämpfen. Du kannst deine Individualität mit Selbstbewusstsein leben. Damit gibst du anderen die Möglichkeit, dasselbe zu tun.
Wenn ihr wollt, dass sich was ändert, dann fangt selbst damit an!
Und weil das heute eine Tanzdemo ist, haben wir euch den idealen Track dafür mitgebracht: „Mensch“ von Sookee und „Burn Me“ von Msoke als crossover-Version. 
Danke für eure Aufmerksamkeit und noch viel Spaß beim Tanzen!

 

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