ASJ Redebeitrag zum 1. Mai in Plauen

Auch wir als syndikalistische Linke sind der Meinung, dass der Kampf gegen rassistische Verhältnisse mit dem Kampf gegen kapitalistische Verhältnisse zusammen gehört und auch zusammen gedacht werden muss. Denn der Rechtsruck in der sogenannten bürgerlichen Mitte und die Radikalisierung der Rechten sind für uns Ausdruck eines sich zuspitzenden Verteilungskampfes. Der Sprech von den angeblich erreichten Obergrenzen, der Überlastung und Überforderung macht dies unter anderem deutlich.
Für die Rechte oder die besorgten Bürger*innen spielt sich der Kampf um das bessere Leben zwischen ihnen selbst und den Neuankommenden ab. Wir sehen es als Aufgabe, daraus einen Kampf gegen Ausbeutung zu machen.

Dafür jedoch, so scheint es, muss erst einmal die eigene Position reflektiert werden.
Wir sind Antifaschist*Innen, wir sind lohnabhängig. Ersteres ist selbstverständlich und äußert sich in einer bestimmten Politik, einer bestimmten Sprache bis zum Dress Code. Die eigene Position im kapitalistischen Produktionssystem hingegen wird nicht selten als nebensächlich abgetan. Dabei ist die Frage nach einer Gesellschaft frei von Unterdrückung und Ausbeutung unmittelbar damit verknüpft wie stark sich im Betrieb gegen eben diese gewehrt wird.

Die Fragen an uns selbst lauten also: Inwiefern wird linke Politik in den eigenen Betrieb getragen? Inwiefern weiß ich über meine eigenen Rechte Bescheid, aber vor allem über die Möglichkeiten solidarische Strukturen auf der Arbeit aufzubauen und die eigene Position zu stärken? Und daran anknüpfend: Wie kann es gelingen eine umfassende Solidarität aufzubauen? Beispielsweise bei Repression im Job entgegen zu wirken.

Für diese Zwecke haben sich Initiativen, Basisgewerkschaften und Gruppen gegründet, die sich diesen Themen annehmen. Die Unterstützung ist rar, die Mitglieder zu wenige. Arbeitskampf und Gewerkschaft gilt bei vielen nicht als wahnsinnig schick, auch nicht in der radikalen Linken und das trotz aller class struggle Rhetorik.

Dabei braucht der Kampf gegen Faschismus und Rassismus nicht nur eine antiparlamentarische und politisch autonome Basis, sondern auch eine Basis in den Betrieben. Erstens, um auch bisher unpolitische Menschen in unsere Kämpfe einzubinden. Zweitens, um auch hier Ausgrenzungsformen direkt zu begegnen und Menschen vor ihnen zu schützen. Drittens, auch wenn das ein Blick in eine weiter Zukunft ist, bringt Organisieren im Betrieb nochmal ganz andere Möglichkeiten politischer Wirksamkeit zu Stande, so können wirtschaftliche Abläufe gestört werden.

Darüber hinaus: Die Forderung nach einem Wohnraum für alle, nach ausreichender Gesundheitsversorgung, nach humanitären Arbeits- und Lebensbedingungen, sind Forderungen wie sie von einer antikapitalistischen und ebenso antirassistischen Linken und darum von beiden gemeinsam gestellt werden müssen. Es müssen gemeinsam Alternativen formuliert und Kämpfe geführt werden. Dass sich die autonome Linke für gewerkschaftliche Themen und eine syndikalistische Politik öffnet, ist dabei ein wichtiger Schritt.

Wir glauben darum: Es ist ohne Zweifel wichtig, emanzipatorische Parallelstrukturen aufzubauen, um dort den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wo der sogenannte Sozialstaat versagt hat. Doch genauso wichtig ist es auch politische Ansätze mit auf die Arbeit zu nehmen. Selbstorganisierung, Allianzen, Selbstermächtigung sind Schlagwörter, die im Betrieb genauso Anwendung zu finden haben, wie in den Social Centers.
Deshalb: Solidarisiert Euch in sozialen Kämpfen, werdet Mitglied in gewerkschaftlichen Gruppen, kennt Eure Rechte, tut Euch mit euren Kolleg*Innen zusammen und tragt linke Politik in die Bereiche, in denen sie am meisten weh tun!

Anarchosyndikalistische Jugend

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