Anarchismus-Rundreise durch Dortmund – Episode 2: Hörde

Am 27.01. fand in Dortmund-Hörde eine Anarchismus-Einführungsveranstaltung statt. Dem vorausgegangen war eine intensive Bewerbung im Viertel.

Die Mobilisierung

Im Rahmen der zweiten Episode der Rundreise haben wir unsere Mobilisierungen noch einmal deutlich angekurbelt. Neben über 4000 Flyern, die wir verteilt haben, wurde plakatiert, Aufkleber geklebt und zum Abschluss der Mobi gab es einen zweistündigen unangemeldeten Infostand im Ortskern. Einen Großteil der Flyer, die wir verteilt haben, sind direkt in den Briefkästen gelandet. Wir haben allerdings auch viel wert darauf gelegt, Pasant*innen direkt anzusprechen. Toll fanden wir auch, dass viele Betreiber*innen von Geschäften unsere Flyer ausgelegt haben.

Eingehen wollen wir an dieser Stelle kurz auf unsere Tour um den Phönixsee, welches eine stark gentrifizierte und wohlhabende Gegend ist. Uns war es wichtig, auch in so einer Art von Viertel unsere Veranstaltung zu bewerben, da üblicherweise Vierteln mit einer wohlhabenden Bevölkerung das Interesse an solchen Veranstaltungen gerne abgesprochen wird. Obwohl es durchaus in unseren Reihen einige Genoss*innen gibt, die eben aus solchen Gegenden stammen.

Persönliches Highlight von einigen von uns war sicherlich der unangemeldete Infotisch wenige Tage vor der Veranstaltung. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat sich für uns gezeigt, dass unser Mobilisierungskonzept in diesem Fall komplett aufgegangen ist. Von den vielen Menschen, die wir mit dieser Aktion angesprochen haben, gab es Rückmeldungen, dass sie bereits Flyer in ihrem Briefkasten gefunden hätten, dass sie überlegen, vorbei zu kommen und es entwickelten sich teilweise lebhafte Gespräche. Natürlich gab es auch vereinzelte negative Rückmeldungen, aber das bleibt bei der Masse an Menschen, die wir erreichen konnten, nicht aus.

Der Veranstaltungstag und der Veranstaltungsort

Am 27.1. war es dann soweit, der Tag der Veranstaltung war gekommen. Im Gegensatz zur ersten Episode in Westerfilde, wo nur wenige Menschen den Weg zu uns gefunden haben, konnten wir dieses Mal circa 30 Menschen unsere Gäste nennen. Das Café Aufbruch, in dem unsere Veranstaltung stattfand, ist ein offenes Nachbarschaftscafé. Es lebt von der Selbstorganisation der Beteiligten und hat vor allem viele Do-It-Yourself- und Kunstangebote. Definitiv ein netter Raum, in dem ihr für Kaffee und Kuchen einkehren solltet, wenn ihr mal in Hörde seid.

Toll war auch, dass gänzlich unterschiedliche Leute zur Veranstaltung kamen. Was beileibe keine Selbstverständlichkeit ist und bestimmt nicht nur in Dortmund szeneuntypisch. Nach dem Vortrag gab es noch eine Diskussion zu offen gebliebenen Fragen, die wir als etwas anstrengend empfanden, weil sie sich stark auf die Gewaltdebatte fokussierte und sich teilweise etwas plump des Für und Widers bediente, anstatt die Stärke in der Unterschiedlichkeit und der Angemessenheit der Mittel zu sehen. Im Anschluss gab es dann noch einzelne Personen, die Interesse an einer Organisierung hatten.

Mit allen Verbliebenen machten wir uns auf zum Antisemitismus-Denkmal in der Nähe der ehemaligen alten Synagoge. Zusammen sangen wir das Moorsoldaten-Lied und legten anschließend eine Gedenktafel und Rosen nieder. Nach einer Gedenkminute und dem Versprechen, dazu beizutragen, dass Deutschland nie wieder faschistisch werde und das so Etwas oder Ähnliches nie wieder geschehe, verließen wir den Ort des Geschehens.

Hörde

Hörde ist ein sehr diverser Stadtteil, vom Phönixsee über die Innenstadt bis nach Klarenberg liegen Welten. Während am Phönixsee die Menschen in esklusiven Einfamilienhäusern leben müssen, quetschen sich die Leute in Klarenberg mit ihrer Familie auf wenigen Quadratmetern – und das nur wenige Minuten voneinander entfernt. Speziell am Phönixsee ist die Gentrifizierung weit voran geschritten, es wird aber immer noch massiv gebaut, was erahnen lässt, dass der Umgestaltungsprozess noch nicht am Ende ist. Es sei jedem aus der Nordstadt, welcher an jeder frisch gestrichenen Fassade meint, das Gespenst der Gentrifizierung zu erkennen, empfohlen, einmal den Phönixsee zu besuchen. Von frischer Wandfarbe zu einem Laden wie es ihn z.B. in Hörde gibt, in dem du dir dein persönlich designtes Holzfahrrad anfertigen lassen kannst, liegen eben doch noch ein paar Schritte. Was uns aber dennoch nicht weniger wachsam machen lassen sollte, was die Nordstadt angeht. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten im Ruhrgebiet kann Mensch in Hörde, grade im Stadtkern, noch einige schöne alte Gebäude bestaunen. Leider müssen diese zunehmend unwirtlichen Neubauten im Einheitsstil aus Beton und Glas weichen – und damit auch die Menschen die vorher dort lebten.

Fazit

Alles in allem waren die Aktivitäten in Hörde für uns ein großer Erfolg, sowohl die gut besuchte Veranstaltung, als auch die Mobilisierung haben erreicht, dass wir einen Einblick in die Potentiale des Viertels bekommen haben und viele weitere Menschen mit der Idee des Anarchismus vertraut machen konnten. Unser für die Rundreise angedachtes Konzept hat in Hörde sehr gut gegriffen und wir sind schon ganz gespannt darauf, wie es in anderen Vierteln aussehen wird.

Anarchismus in Dortmund Rundreise

Was ist die Idee hinter der Rundreise? Wir wollen gezielt in möglichst allen Vierteln in Dortmund mindestens eine Veranstaltung organisieren. Wir finden es natürlich gut, dass es in der Dortmunder Nordstadt eine recht stabile linksradikale und anarchistische Bewegung gibt. Allerdings halten wir es für problematisch, wenn sich ein Großteil unserer Aktivitäten nur noch auf ein Viertel beschränkt. Im Idealfall wollen wir möglichst in allen Vierteln Dortmunds handlungsfähige anarchistische Lokalstrukturen aufbauen. Denn klar ist auch, dass den Kampf in andere Viertel zu tragen langfristig nur mit einer lokalen Verankerung funktioniert. Ein Kernpunkt der anarchistischen Idee ist es sich möglichst dezentral zu formieren, weshalb eine Verankerung in vielen Vierteln strategisch notwendig ist.

Straße für Straße – nehmen wir uns die Stadt!

Anarchistische Gruppe Dortmund

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