aktualisiertes Selbstverständnis des Anarchistischen Kollektivs Köln
Wir sind Menschen aus Köln und Umgebung, die sich für eine herrschaftsfreie und gewaltlose Gesellschaft einsetzen. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass diese Gesellschaftsform utopisch wirkt – aber wieso sollten wir etwas anstreben, was nicht unseren Vorstellungen von einer gerechten und freiheitlichen Welt entspricht? Unser Ziel ist eine Gesellschaft des Miteinanders, in der alle Menschen als gleichwertig angesehen werden. Diese kann nur entstehen, wenn jegliche Form von Herrschaft – wie sie z.B. durch Staat, Nation, Religion, Patriarchat oder Eigentum entsteht – überwunden wurde. Wir sehen selbstverwaltete Betriebe, Syndikate und Kommunen als einen möglichen Weg Herrschaftsfreiheit zu erreichen. Anstatt von hierarchischer Organisation schlagen wir einen Zusammenschluss in Gewerkschaften und Kollektiven vor, in denen gemeinsam und konsensbasiert entschieden wird, und zwar immer möglichst auf der niedrigsten Ebene. Repräsentant*innen sollen direkt wähl- und abwählbar sein und haben die Aufgabe, die Interessen der Gruppe zu vertreten – nicht ihre eigenen. Die Herausforderung hierbei ist, dass die Menschen selbst Verantwortung für sich und ihre Umwelt übernehmen müssen. Da immer weniger Menschen immer mehr Vermögen besitzen und der Rest immer mehr verarmt, steht für uns fest: Der Kapitalismus kann nicht das System sein, in dem wir friedlich, gerecht und frei miteinander leben können.
Auch der real existierende Staatssozialismus brachte neue Herrschende hervor. Oppositionelle wurden überwacht und verfolgt. Deshalb wollen wir den radikalen Ansatz: Den libertären partizipativen Sozialismus „von unten“. Teil unserer anarchistischen Lebensweise ist das Eintreten gegen gruppenbezogene Diskriminierung wie z.B. Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Sexismus, Speziesismus, Ageismus, Ableismus, Lookismus, Homo- und Transphobie. Gewalt, sowohl psychische als auch physische, ist meist eine extreme Form der Machtausübung und wir möchten innerhalb unserer Strukturen ein gewaltfreies Miteinander leben.
Da wir es als falsch ansehen, dass Menschen über andere Tiere herrschen, kämpfen wir für eine Welt ohne Tiere in Gefangenschaft, Jagd oder andere Formen der Herrschaft über nichtmenschliche Tiere und streben eine vegane Welt an. Ebenso setzen wir uns gegen die Zerstörung der Natur ein. Da unsere Gruppe nicht auf ewig bestand hat, wollen wir unsere Ideen und Methoden in andere libertäre Strukturen tragen. Dazu eignen sich Föderationen wie die AFRR und die FdA, innerhalb derer es leichter fällt, größere Kampagnen wie zuletzt die Proteste gegen den G7 Gipfel zu organisieren.
Wir sind sehr an Diskussionen mit anderen Menschen interessiert, wollen sie zum Nachdenken anregen und zum Handeln motivieren. Und das gerne mit uns zusammen: Wir möchten uns aktiv weiterbilden – in Lesekreisen, mit Vorträgen und evtl. auch mit Reisen an interessante Orte. Der Fokus soll jedoch auf Aktivismus liegen: Auf Kundgebungen, Blockaden, bei Haus- oder Waldbesetzungen, Aktionscamps und direkten Aktionen. Dabei setzen wir gewaltfreie Aktionsformen ein. Ihr seid willkommen.
Köln, 22.10.2015