Vortragsreihe zur Kritik der Lohnarbeit
Wir organiseren von Mitte November bis Anfang Dezmber eine Vortragsreihe zur Kritik der Lohnarbeit. Gemeinsam mit euch möchten wir uns ausführlicher mit einem Thema befassen, welches in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist und dennoch kaum tiefgreifend kritisiert wird. Quer durch alle Parteien, von DGB bis Arbeitgeberverbänden, von der taz bis zur FAZ – das nationale Bündnis für Arbeit steht. Dabei können sie sich auf den gesellschaftlichen Konsens berufen, dass Lohnarbeit die natürliche Basis des Lebens sei und jenseits davon – gesellschaftlich wie individuell – nur Armut, Faulheit und Depression zu haben ist. Unter den entsprechenden konjunkturellen Bedingungen ist es zur »realistischen Sicht«, dass selbst schlechte Arbeit doch besser als gar keine sei, dann nicht mehr weit. Unser Ziel ist es die ideologische Verklärung der Lohnarbeit in dieser Gesellschaft zu kritisieren, sowie als das zu entlarven, was sie ist. Produkt und Voraussetzung für die Zwänge des globalen Kapitalismus.
Vortrag mit Michael Bothner
Der Wert des Subjekts.
Leben und arbeiten im 21. Jahrhundert
Wir leben in einer Arbeitsgesellschaft. Immer stärker durchdringt die Idee der Verwertbarkeit und Nutzbarmachung des Individuums alle Lebens- und Gesellschaftsbereiche. Gesellschaftliche Anerkennung kann hier nur noch erfahren, wer dem Leistungsdogma folgt und Erwerbsarbeit leistet. Gleichzeitig befindet sich die Ausgestaltung der Erwerbsarbeit seit einiger Zeit in einem starken Umbruch. Mehr und mehr, so scheint es gewinnen Arbeitnehmer_innen eine neue Autonomie. So können Arbeitszeiten und Methoden flexibler dem eigenen Lebensalltag angepasst werden. Bei näherer Betrachtung unterliegt die Gesellschaft hier einem Trugschluss. Die Verhältnisse haben sich nicht verändert. Es sind nach wie vor die selben Mechanismen der kapitalistischen Ausbeutung und Verwertung am Werk, diese werden durch eine scheinbare neugewonnene Autonomie nur verschleiert und reproduziert. Letztlich ist gar der Arbeitsbegriff selbst zu einem stark verfremdeten Unbekannten geworden, dem vollkommen unkritisch und unreflektiert Gehorsam geleistet wird. Eine an Michel Foucault angelehnte Analyse könnte hier helfen hinter den Schleier zu blicken und die gesellschaftlichen Verhältnisse wieder offen zu legen. Daran anknüpfend kann eine radikale Kritik auf Grundlage der marxschen Werttheorie ausgearbeitet werden. Letzten Endes, so kann eine These hieraus lauten, steht die Forderung nach einer Ablehnung der Erwerbsarbeit und dem Übergang von der Arbeitsgesellschaft in eine Tätigkeitsgesellschaft, in der das Tätigsein von Lohn abgekoppelt ist.
18.11.2015, 19 Uhr, Projekt 31, An den Rampen 31, 90443 Nürnberg
Vortrag mit Rudolf Mühland
Hauptsache Lohnarbeit?
Die Rolle der Arbeit in der Gesellschaft
In den heutigen Industrieländern nimmt die Lohnarbeit einen zentralen Platz im Wertegefüge der Menschen ein. Der Alltag der meisten erwachsenen Menschen wird von der Lohnarbeit oder der Suche nach einem Arbeitsplatz bestimmt. Die wachsende Massenarbeitslosigkeit nimmt nicht nur in sämtlichen Meinungsumfragen den führenden Platz in der Hitliste der die Gesellschaft bewegenden Probleme ein, sondern verhindert bisher einen aktiven, breiteren Widerstand gegen die Zumutungen des kapitalistischen Systems. Grund genug, sich etwas genauer mit der Rolle der Arbeit in der Gesellschaft zu befassen.
27.11.2015, 19 Uhr, Projekt 31, An den Rampen 31, 90443 Nürnberg
Vortrag mit Simon E.
Die Arbeitsgesellschaft ohne Arbeit.
Ein offensichtliches Problem und utopische Ausblicke
„Arbeit ist das halbe Leben“, „Arbeit macht das Leben süß“ – wohlklingende Worte zu diesem Thema kennen wir alle. Die Erwartungshaltung, ‚anständige‘ Berufe zu erlernen, wird uns schon von klein auf antrainiert und fast alle von uns haben sie tief verinnerlicht: die Ethik der Arbeit. Doch es wird immer schwieriger, eine Stelle zu bekommen, von der wir auch tatsächlich leben können. Immer mehr Menschen auf dem gesamten Planeten sind arbeitslos und die in der Arbeitsgesellschaft produzierten Gegenstände werden uns jeden Tag in Kaufhäusern und durch Werbung um die Ohren gehauen. Warum ist das so? Wie bekam die Arbeit diesen Stellenwert in der Gesellschaft? Und was sind die Konsequenzen daraus? Was für Auswirkungen hat diese Gesellschaft, in der so viel mit so wenig Arbeitskraft produziert wird, auf unser Selbstverständnis? Warum werden immer mehr Menschen psychisch krank durch Arbeit? Und ist es nicht eigentlich eine tolle Entwicklung, dass immer weniger Arbeitende benötigt werden? Wie könnte Ansätze und Utopien aussehen, aus diesem Dilemma wieder raus zu kommen, hin zu einer Gesellschaft, in der man ruhigen Gewissens ‚faul‘ sein kann?
05.12.2015, 19 Uhr, Schwarze Katze, Untere Seitenstraße 1, 90429, Nürnberg
Außerdem
Kropotkin und das Lohnsystem
Rizoma, das anarchistische Lesecafé im Projekt31, startet mit neuem Elan und ganz viel heißem Kaffee in die kalte Jahreszeit. Rizoma möchte sich auf einen Ausflug in die anarchistische Vergangenheit begeben und sich in lockerer, angenehmer Lesecafé-Atmosphäre bei Kaffee und veganem Kuchen mit den Ideen Kropotkins hinsichtlich des Lohnsystems befassen.
06.12.2015, 14 Uhr, Projekt 31, An den Rampen 31, 90443 Nürnberg