Ruhr-Uni distanziert sich von Plakatierverbot – Neues zur Situation an der RUB
Wir wollten nochmal ein paar Neuigkeiten zum dem vermeintlichen Verbot linker Plakate an der Ruhr-Uni verbreiten. Am 29. Januar hat sich die Ruhr-Uni auf Twiter dazu geäußert:
Die Aussagen der Ruhr-Uni wurden uns auch nochmal durch Quellen im Senat bestätigt
Bleibt die Frage wieso der Sicherheitsdienst dann anscheint auf eigene Faust so handelt?
Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren, freuen uns aber drauf jetzt ohne Stress plakatieren zu können. Am Montag, den 08.02 waren wir dann auch nochmal Plakate kleistern vor der G-Reheie
Wir wollen auch trotz nicht Bestehen des Verbotes nochmal klarstellen: Ob etwas Verboten ist oder Erlaubt interessiert uns nicht, für uns zählt ob es sinnvoll und angemessen ist um Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen.
Leider wurden wir in einem Artikel der BSZ zu dem Thema recht einseitig zitiert, dabei wurde nur auf unsere Kritik an der Plakatkampagne eingegangen, mit der wir uns kritisch-solidarisch auseinandersetzen wollten, anstatt breiter auf das eigentliche Problem einzugehen, nämlich die faschistischen Aktionen an der Uni.
Deswegen veröffentlichen wir die an uns gestellten Fragen und die entsprechenden Antworten:
1. Wie bewertet Ihr die Schmierereien? Inwiefern gibt es einen Rechtsruck an der RUB und eine Zunahme rassistischer bis faschistischer Aktivitäten an der RUB, wie Ihr es in der PM beschrieben habt?“
Dass es mehr als nur vereinzelte faschistische Aufkleber und Schmiereien (auf den Toiletten) an der Ruhr-Uni gibt, ist eindeutig eine neue Entwicklung. Auch unsere Plakate und die der Kampagne “RUB bekennt Farbe” werden inzwischen regelmäßig abgerissen. Jahrzehntelang galten die Unis, und besonders auch die RUB ja immer als irgendwie links, weil es in der Studierendenschaft immer viel politisches Engagement gab. Dazu kommt, dass die Unileitung in Bezug auf Geflüchtete einige gute Sachen gemacht hat, zum Beispiel das kostenlose Gasthörerstudium.
Deswegen halten wir die Sticker-und Sprühaktionenen für eine gezielte Provokation. Die Rechten wollten sich hier an einem Ort in Szene setzen, an dem sie nie viel zu melden hatten. Nach dem Motto: Seht her, wir können jetzt auch hier aktiv werden.
Aber nicht nur die Schmierereien, die es seit Jahren gibt, zeigen, dass auch die RUB nie ganz frei von rechten Tendenzen war und ist. Wir wissen auch von einem rechten Dozenten der neuerdings offen rassistische Ideen in seiner Vorlesung verbreitet. Ein anderes Beispiel sind die Burschenschaften.
Aber allgemein haben viele solcher Aktivitäten in letzter Zeit nochmal zugenommen. In Vorlesungen und Seminaren sind immer häufiger offen rechte Statements zu vernehmen. Da ist die Uni auch nur ein Abbild der Gesellschaft.
2. Was denkt Ihr über die von RUB bekennt Farbe initiierte Plakatkampagne?
Die Kampagne ist nett gemeint, und es ist besser, dass es sie gibt, als dass es sie nicht gibt. Aber sie ist relativ inhaltsleer. Was genau wird denn damit transportiert? RUB bekennt Farbe allgemein setzt sich wenig mit den Ursachen von Faschismus und Menschenfeindlichkeit auseinander.
Daneben stellt sich die Frage, was die Plakataktion bringt. Sicher setzt sie ein Zeichen, aber angesichts von mehr als 1000 Angriffen auf Unterkünfte von Geflüchteten, darunter immer wieder auch lebensbedrohliche Brandanschläge, glauben wir, dass mehr getan werden muss als nur Gesicht zu zeigen. Die Zeiten, in denen das groß etwas bringt sind wohl erstmal vorbei.
3. Worauf wolltet Ihr mit den eigenen eher satirischen Plakaten hinweisen? Mehr Inhalt vermitteln diese doch auch nicht, oder?
Zunächst einmal ist unsere Plakataktion natürlich Satire, deswegen auch die ähnlichen Sprüche und das gleiche Layout. Wir wollten mit unseren Plakaten auf die Bedeutung von selbsorgansiertem Antifaschismus hinweisen. Wir leisten mit unserer Plakataktion auch keine Diskussion über die gesellschaftlichen Hintergründe, aber wenn wir die Leute damit konfrontieren, dass andere nicht nur ihr Gesicht auf einem Plakat zeigen sondern selbst aktiv werden, regt das hoffentlich zum Weiterdenken an. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema leisten wir da an anderen Stellen, sei es mit Veranstaltungen, Flyern, Plakaten und so weiter
4. Gibt es denn von Eurer Seite auch Pläne für Aktionen und Veranstaltungen, um den rassitsichen Umtrieben zu begegnen? Bzw wie sollte man demnächst besser dagegn vorgehen?
Die hauptsächliche Arbeit ist weiterhin im Alltag angesiedelt. Das Hakenkreuz im Herrenklo übermalen, den Nazisticker abreissen oder überkleben, den rassistischen Statements von anderen Studierenden oder Dozent*innen widersprechen, eigene Strukturen aufbauen, Aufklärungsarbeit leisten, Geflüchteten beim Zurechtfinden an der RUB helfen.
Vor Kurzem haben wir einen Vortrag über die Situation in den 90ern (mit den Pogromen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen und der Einschränkung des Asylrechts) organisiert, der mit über 30 Leuten auch sehr gut besucht war. Für nächstes Semester planen wir außerdem eine Aktionswoche gegen Nationalismus, Rassismus und Faschismus. Wer da mitmachen möchte kann zu unserem wöchentlichen Plenum Mittwochs um 18.00 Uhr in Gebäude GB vor der Cafeteria kommen.
Ansonsten rufen wir alle freiheitlich gesinnten Menschen an der Ruhr-Uni zu eigenständigem Handeln auf. Es ist uns wichtig solidarisch zu sein: Der Schwerpunkt von Diskussionen sollte nicht auf der Frage nach Legalität und Illegalität oder Gewaltfreiheit und Militanz von Aktionen liegen, sondern auf ihrer Sinnhaftigkeit (und Angemessenheit).