Poetische Charakter-Studien zu individualistischen Anarchist*innen
Die folgenden poetischen Texte sind eine Art Charakter-Studien. Ich betrachte verschiedene individualistische Anarchist*innen indem ich versuche, mich in sie hinein zu versetzen. Dafür konnte ich nur auf Textgrundlagen und Hintergrundwissen zurückgreifen. Ich sehe mich selbst nicht unbedingt als Individualistin, schätzt aber die Beschäftigung mit verschiedenen Strömungen des Anarchismus, insbesondere auch mit ihren verschiedenen Charakteren. Auch wenn ich jeweils Kritik an Renzo Novatore, Emile Armand, Luigi Galleani und Simone Weil habe, empfinde ich ihr exzentrisches Auftreten, ihre Leidenschaft und ihr Drang nach Veränderung als sehr inspirierend.
Versenkung und Entäußerung
(Simone Weil)
in voller schönheit glänzt sie, die ideale gemeinschaft
eins und eins in eins werden wir sein
in der stille schaue ich, löse ich mich, schaute es mich
als die all-allheit in mir war,
war ich ganz außer mir
und zurückkehren fiel mir schwer
in diese welt der massen, der totalisierung,
der gewaltsamen all-unterwerfung der menschen
die nicht sein können, wo sie abhängen
von ihrer erdenen verhaftung,
eingezwängt werden
in konventionen und erwartungen
verplant und verschraubt werden
in staatmaschinen, kriegsgedonner und kapitalbesitz
bedrängt werden
vom nebenmensch der mich spielen will
doch auch wenn ihr’s nicht versteht:
ich spiele mich selbst
in meinem leben, in meiner liga,
die eure ordnungen, euer chaos, übersteigt
die ihr euch anmaßt,
den kosmos zu bezwingen
dabei nur unheil erschaffen könnt
durch zwang, verfremdung und versklavung
doch meinen guten geist
den habt ihr nicht, den kriegt ihr nicht
zu fassen
und wenn ich auch ver-rücke
ruf von ferne ich euch zu:
ihr seid die irren, die gestörten
weil ihr stört,
weil ihr herrscher,
die beherrschten seid.