Offener Brief von Sexarbeiter_innen in Sachsen

+++ Sexarbeiter_innen kritisieren Landesregierung mit Offenem Brief +++ Gesetzesentwurf muss geändert werden +++ Stärkung von Arbeitsrechten statt Überwachung gefordert +++

Heute hat die von uns mit gegründete Initiative Sex Workers Solidarity einen Offenen Brief an Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) und alle Abgeordnete demokratischer Fraktionen im Sächsischen Landtag veröffentlicht.
Darin wird Kritik am aktuellen Gesetzesentwurf der Landesregierung zur Umsetzung des sogenannten “Prostituiertenschutzgesetzes” in Sachsen geäußert. Dieser soll nach langen Verzögerungen im März verabschiedet werden.
Der Zusammenschluss von Sexarbeiter_innen und Unterstützer_innen fordert die Sozialministerin und die Abgeordneten dazu auf, die Perspektiven und Wünsche der Betroffenen nicht länger zu ignorieren.

Lou Michalek, Pressesprecher_in der Initiative erklärt dazu:

“Wir müssen uns nicht nur gegen weit verbreitete Vorurteile behaupten. Auch für gute  Arbeitsbedingungen müssen wir immer wieder streiten. Der aktuelle Gesetzesentwurf legt uns dabei Steine in den Weg.”

Der offene Brief wurde kurz vor der öffentlichen Anhörung des Ausführungsgesetzes am 09.02. im Sozialausschuss versendet. Sex Workers Solidarity ruft darin die sächsischen Abgeordneten auf, die Kosten für die Zwangsregistierung auf keinen Fall auf die Betroffenen umzulegen.
Weiterhin wird auf eine mehrsprachige und kostenfreie Umsetzung der Pflichtberatung des Bundesgesetzes gedrängt.

“Die Erfahrung zeigt: Repression bringt keinen Schutz. Mit dem Gesetz werden weder Betroffene von Menschenhandel unterstützt, noch verbessert es die Arbeitsbedingungen in der freiwilligen Sexarbeit.”

Zur tatsächlichen Unterstützung von Sexarbeiter_innen fordert die Initiative den Ausbau niedrigschwelliger Beratungs- und Bildungsangebote durch unabhängige Träger. Diese müssten auf freiwilliger, mehrsprachiger und anonymer Grundlage stattfinden.

“Wir werden die Zumutungen des ProstSchG nicht einfach hinnehmen. Wir setzen stattdessen auf die Selbstorganisation und den Austausch unter Kolleg_innen.”


Sex Workers Solidarity ist eine unabhängige Selbstorganisation von Sexarbeiter_innen und Unterstützer_innen.
Wichtig ist ihnen die gegenseitige Unterstützung bei Behördengängen oder Problemen mit Kund_innen und Betreiber_innen.
Neben der Auseinandersetzung mit der rechtlichen Lage von Sexarbeiter_innen stehen sie im Austausch mit Beratungsstellen und Betroffeneninitiativen.
Ihre Arbeit beruht auf einer feministischen, gewerkschaftlichen und kapitalismuskritischen Perspektive.

Hintergrundinfo: Positionspapier des International Committee on the Rights of Sex Workers in Europe (ICRSE): http://www.hydraberlin.de/fileadmin/users/main/pdf/Manifeste_und_Texte/ICRSE_Overview_of_the_German_Prostitutes_Protection_Act_May2017_DE_02.pdf

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