Bildung und Wissen im Kapitalismus

Das Tagesseminar findet am 09.04.2016 von 12 bis ca. 19 Uhr statt. Bitte meldet euch unter asjbonn[at]riseup.net für die Veranstaltung an, den Veranstaltungsort erhaltet ihr dann per Mail.

Die Vermittlung von Wissen an die nachfolgende Generation gilt gemeinhin als die Aufgabe von Schule und Hochschullehre. Wir meinen dem ist nicht so. Das primäre Ziel des Bildungswesens scheint vielmehr eine selektive Wissensvermittlung und die Selektion der Bevölkerung anhand dieser Wissensvermittlung zu sein. Wie das vonstattengeht und welche Gründe dafür vorliegen soll Inhalt des ersten Teils des Seminars sein. Es soll geklärt werden, wie vom Bildungswesen erfolgreiche und nicht erfolgreiche Schüler_innen und Student_innen geschaffen werden und warum sich – trotz all der Paukerei – keine Garantie ergibt, nicht doch noch zu den „Bildungsverlierern“ zu gehören. Desweiteren soll diskutiert werden, was eigentlich über die Klassenlage ausgesagt werden kann, wenn man derartig auf eine erfolgreiche Bildungskarriere angewiesen ist. Was bedeutet es, die Disziplinierung in der Schule, die Büffelei, den ständigen Konkurrenzkampf und den permanenten Leistungsdruck als Chance sehen zu müssen?
Im zweiten Teil soll es um die geistige Verarbeitung der diskutierten Verhältnisse gehen. Diejenigen, bei denen sich der schulische und berufliche Erfolg nämlich einfach nicht einstellen mag, beginnen sich zu fragen, was denn die Gründe für ihr Scheitern sind. Dabei kommen sie regelmäßig zu Überzeugungen, die nicht selten einige Grausamkeiten gegen sich oder andere zur Folge haben und dann eine Armee von Sozialarbeiter_innen und Psycholog_innen beschäftigen.
Ausgangspunkt des dritten Teils ist die Beobachtung, dass Kapitalismus der allgemeinen gesellschaftlichen Vermehrung von Wissen letztlich entgegenarbeitet. Wissen wird nicht einfach erzeugt und zur Verfügung gestellt. Es wird nicht benutzt um allen ein angenehmes Leben, möglichst frei von Krankheiten, Hunger und langer Arbeit zu ermöglichen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Überall lässt sich feststellen, dass Kapitalismus für die meisten Menschen bedeutet, von Wissen ausgeschlossen zu sein. So sind frisch erzeugtes Wissen und Entdeckungen nicht allgemein zugänglich. Sie sind urheberrechtlich geschützt oder sogar patentiert und dürfen nicht ohne weiteres von anderen verwendet werden – egal wie notwendig sie es bräuchten. Auch lässt sich feststellen, dass Wissen gerade in Schule und Hochschule zum Konkurrenzmaterial degradiert ist. Beim Lernen weicht das Interesse am Material der Frage „was einem der Stoff bringt“. Und weil das Nicht-Wissen der anderen der eigene Vorteil ist, fehlen dann schon mal Seiten in den relevanten Büchern in der Unibib. Und der Gipfel der Absurdität wird dann erreicht, wenn diejenigen, die die schlechtesten Noten haben, also angeblich am wenigsten wissen, die Schulzeit nach neun Jahren zwangsweise verlassen müssen. So macht Kapitalismus dumm.
Zusammenfassend soll betont und aufgezeigt werden, dass die beschriebenen Umstände nicht auf ausbleibende Reformen oder das Versagen von Politiker_innen, Eltern, Lehrer_innen zurückzuführen sind. Vielmehr ergeben sie sich aus den Zwecken und Kalkulationen einer kapitalistischen Ökonomie.

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