Bildet feministische Allianzen!

Vom 9.-11. November 2018 fand in Marburg eine Konferenz unter dem Motto „Feministische Allianzen“ statt. Veranstaltet wurde sie vom Bündnis drift. Die feminist alliance for communism beschäftigt sich mit Islamismus und Nationalismus als regressiven Bewegungen gegen die Moderne und sieht einen radikalen Feminismus als Hebel an, um Gesellschaftskritik praktisch werden zu lassen. Im Interview mit Liza vom drift-Bündnis geht es um die Konferenz sowie konkrete theoretische und strategische Überlegungen.

(Das Interview wurde zwar schon relativ kurz nach der Konferenz geführt. Allerdings brauchte es noch die Besprechung durch das drift-Bündnis, welches sich durch die Konferenz selbst, aber auch durch Rückmeldungen im Nachgang – wie u.a. auch dieses Interview – in einem anhaltenden Diskussionsprozess um die eigenen Positionen befindet.)

Mona Alona sprach mit Liza

M.A.: Du warst innerhalb des drift-Bündnisses an der Organisierung einer Konferenz unter dem Motto „Feministische Allianzen“ beteiligt.

Liza: Genau. Die Konferenz hieß genauer: „Feministische Allianzen. Gegen völkische Rechte und Islamismus“. Das ist auch unser Arbeitsschwerpunkt. Wir begreifen uns als Bündnis an dieser Schnittstelle und die Idee ist, auch andere Akteur*innen zusammenzubringen, die sich mit diesem Thema schon auseinandergesetzt haben. Unsere Idee war, die Konferenz sehr offen zu gestalten.

M.A.: Das heißt, ihr wolltet euch dort vernetzen… Aber warum eine Konferenz?

Liza: Wir sind verschiedene Gruppen, die von einem feministischen und antifaschistischen Schwerpunkt kommen und teilweise selber noch Leerstellen beim Thema „Islamismus“ haben, gerade in Bezug auf eine Praxis. Dabei sehen wir diese Leerstelle auch bei vielen Leuten in der radikalen Linken. Seit Jahrzehnten setzen sich Feminist*innen und Kommunist*innen mit dem Phänomen des Islamismus auseinander, nur wenige aber übersetzen ihre Kritik bewusst in eine politische Agenda, aus Sorge, sie könnten damit rassistische Stereotype bedienen oder zum Angriffsziel von Islamist*innen werden. Wir halten es für notwendig, den Islamismus für seinen Antiliberalismus, Antifeminismus und Antikommunismus radikal zu kritisieren. Deswegen haben wir zu dieser Konferenz aufgerufen, um uns als radikale Linke gemeinsam mit Anderen einen Begriff und eine Analyse von Islamismus zu erarbeiten und uns darüber hinaus auch Strategien im Umgang mit regressiven Erscheinungen zu überlegen. Unsere Idee war von Anfang an, dass wir selber nicht ein Patentrezept in diesem Bereich besitzen, sondern eher eine dringende Notwendigkeit darin sehen, über Strategien gegen Islamismus nachzudenken.

M.A.: Erzähl doch mal, was bei der Konferenz so lief!

Liza: Wir haben im Vorfeld einen „Call for Participation“ gestartet, also einen Aufruf, sich zu beteiligen und eigene Inhalte zu den Themen einzubringen. Unser Ausgangspunkt ist immer eine feministische Perspektive, mit der wir Islamismus und völkischen Nationalismus betrachten. Tatsächlich haben wir viele Beiträge erhalten, mit denen wir auch etwas aus der eigenen Blase herauskommen wollten – anstatt nur die Leute einzuladen, die wir ohnehin schon kennen. Es kamen auch Personen, die in irgendwelchen Initiativen aktiv sind, welche wir nicht auf dem Schirm hatten oder anderweitig dazu arbeiten. Freitag haben wir uns auf einem Podium als Bündnis vorgestellt, haben aber bewusst auf eine anschließende Diskussion in der großen Runde verzichtet, weil wir das nicht unbedingt für eine gute feministische Praxis ansehen. Es ging dabei nicht darum Diskussionen zu unterbinden, wir wollten nur eben neue Formate der Vernetzung ausprobieren. Deswegen haben wir danach einfach einen Kneipenabend zum Kennenlernen gemacht. Hier konnten uns Menschen direkt ansprechen, anstatt in einem Hörsaal vor über 200 Menschen zu reden. Samstag hatten wir einen ziemlich intensiven Tag mit vier Workshops-Slots und jeweils drei Workshops parallel. Die Schwerpunkte lagen auf feministischer Gesellschaftsanalyse, auf Islamismus und der völkischen Rechten. Abends gab es dann eine große Podiumsdiskussion mit Jutta Ditfurth, Mina Ahadi und Koschka Linkerhand. Am Sonntag gab es nochmal erneut eine Workshop-Phase, in der insbesondere praktischen Perspektiven im Mittelpunkt standen.

M.A.: Wie viele Teilnehmer*innen kamen zum Konferenz? Und warum habt ihr den Kongress in Marburg gemacht?

Liza: Es waren ungefähr 250 Personen da, Samstagabend bei der Podiumsdiskussion war der Vorlesungssaal mit über 300 Personen mehr als voll. Wir haben uns für Marburg entschieden, einerseits aus pragmatischen Gründen – danach, welche Gruppen von uns das organisieren können. Es bot sich aber auch von der Lage her an. Außerdem gibt es in Marburg christliche Fundamentalist*innen und starke Burschenschaften, also mehrere Anknüpfungspunkte für uns. Wir wollten auch mal aus den großen Städten rausgehen, um nicht alleine ein Szene-Event zu machen und gleichzeitig einen guten Austausch mit allen Teilnehmer*innen zu haben.

M.A.: Wie würdest du ganz persönlich die Stimmung auf der Konferenz beschreiben?

Liza: Insgesamt empfand ich die Atmosphäre total nett. Im Vorfeld war ich mir allerdings unsicher, was das Thema „Islamismus“ angeht, denn das birgt selbstverständlich Konfliktpotenzial. Wenn es respektvoll geschieht finde ich es aber auch gut zu streiten, das kann die eigene Position schärfen oder verändern. Das kann etwas sehr Produktives sein. Aber beim Fantifa-Kongress in Hamburg gab es beispielsweise viel Streit an der Spaltungslinie von marxistischem Feminismus und Queerfeminismus, der alles lahmgelegt hat. Dergleichen ist bei unserer Konferenz nicht eingetreten, jedoch kamen bestimmte Gruppen auch nicht, was wiederum schade war. Da hätte ich mir an manchen Stellen sogar mehr Diskussion gewünscht, bin aber froh, dass wir insgesamt ein wunderbares Wochenende hatten. Kongresse organisieren wird aber nicht unsere Hauptaktivität. Wir haben Bock uns mit anderen auszutauschen und sehen uns eher in einer Suchbewegung nach unseren Inhalten und Schnittmengen mit anderen linken Bewegungen.

M.A.: Was würdest du sagen, hat sich durch die Konferenz entwickelt?

Liza: Die Konferenz hat definitiv einen Ort der Vernetzung und des Austauschs geschaffen von Leuten, die zu ähnlichen Themen arbeiten. Wir haben auf jeden Fall gemerkt, dass unsere klare feministische Verortung bei der Auseinandersetzung mit völkischen Nationalismus und Islamismus auf inhaltlichen Zuspruch gestoßen ist. Es war für uns eine Bestätigung, dass wir mit unserem Bündnis eine wichtige Leerstelle behandeln. Trotzdem gibt es natürlich auch Kritikpunkte, die wir jetzt diskutieren: Die Konferenz war eindeutig zu akademisch. Das hat sich in den Workshops und bei der Sprache gezeigt. Das ist nicht unser Anspruch und da müssen wir besser werden. Natürlich gab es die gewünschte Auseinandersetzungen mit anderen Aktivist*innen, aber nicht in dem Ausmaß, wie eigentlich angedacht. Wir möchten daher gerne in Zukunft weiter an der Frage nach einer Praxis-Perspektive dran bleiben.

M.A.: Das wirft bei mir allerdings einige Fragen auf: Warum sagt ihr denn Islamismus und nicht allgemeiner religiöser Fundamentalismus?

Liza: Wir begreifen Islamismus in erster Linie als politische Bewegung und sprechen deshalb hier nicht vom Fundamentalismus. Die islamistische Konstruktion der Umma basiert, wie das Konzept der Volksgemeinschaft der völkischen Bewegung, auf einer identitären Vorstellung, die von einer reinen Homogenität ausgeht. Mit der Umma als Referenzpunkt soll ein politischer Herrschaftsanspruch geltend gemacht werden. Mit dem Bezug zur Umma als Vision einer globalen, einheitlichen Glaubensgemeinschaft handelt es sich beim Islamismus um einen universellen Antiuniversalismus. Das bedeutet, dass prinzipiell jeder und jede durch Konversion teilhaben kann und gleichzeitig progressive Ideale, wie die universellen Menschenrechte, abgelehnt werden. Ein zentrales Element – gerade auch aus einer feministischen Betrachtung – ist die bereitwillige Unterordnung unter eine patriarchale Herrschaft. Der Islamismus gewinnt in Deutschland und Europa vor allem unter jungen Männern an Popularität. Sie sehen darin ihr Ticket in einer harmonischen Gesellschaft, welche aber auf unmittelbarer Gewalt beruht und von Widersprüchen nur vermeintlich bereinigt ist. Diese Spezifika gehen mit dem Begriff des religiösen Fundamentalismus nicht auf.

Christlicher Fundamentalismus und Islamismus sind nicht das gleiche. Und trotzdem, ganz klar, kritisieren wir auch den christlichen Fundamentalismus, der ja insbesondere im völkischen Nationalismus einen wichtigen Stellenwert besitzt. Gruppen und Einzelpersonen aus dem Bündnis haben sich in der Vergangenheit auch schon explizit mit Akteur*innen des christlichen Fundamentalismus, wie z. B. mit den Evangelikalen, beschäftigt. Das werden wir auch weiterhin tun.

M.A.: Da möchte ich noch mal kritisch nachfragen und hoffe, dass klingt jetzt nicht zu naiv oder angreifend… Also mir stellte sich einfach die Frage, ob ihr mit dem Schwerpunkt auf Islamismus nicht eigentlich bei einem Mainstream-Diskurs anknüpfen wollt, um mit einem Abgrenzungsversuch euren Feminismus voranzubringen? Damit will ich keineswegs das Frauenbild und Geschlechterverhältnis im Islam verteidigen oder gar den extrem gewaltsamen islamistischen Fanatismus herunterspielen. Eine Assoziation von mir zu eurer Positionierung war aber, dass ihr da möglicherweise an ein gesellschaftlich weit verbreitetes Feindbild anknüpfen wollt.

Liza: Nein, vielmehr grenzen wir uns sehr deutlich von Personen und Zusammenhängen ab, die angebliche „Frauenrechte“ für ihre rassistischen Positionierungen verwenden. Als feministisches Bündnis ist der Feminismus natürlich eine sehr wichtiger Bezugspunkt, reicht aber in Zeiten von Alice Schwarzer und einem rassistisch argumentierenden Feminismus als gemeinsamer Nenner nicht aus. Und natürlich ist uns der rassistische Mainstream-Diskurs in Bezug auf Islamismus bewusst. Es geht uns ja gerade darum, zu überlegen, wie eine linke Praxis damit aussehen kann, die sich nicht rassistischen Bildern und Zuschreibungen bedient und trotzdem solidarisch an der Seite von Personen steht, die von Islamismus betroffen sind. Das sind neben Kurd*innen ja auch Feminist*innen, Queers oder Trans-Personen. Es geht darum, eine emanzipatorische Kritik am Islamismus sichtbar zu machen und die Betroffenen sowie eine (post-)migrantische Linke, die seit Jahrzehnten gegen Islamismus agieren, nicht allein zu lassen. Somit sollte der Kampf gegen Islamismus, wenn er aus einer linksradikalen Perspektive formuliert wird, immer auch Rassismus thematisieren.

M.A.: Es gibt bekanntlich sehr verschiedene Strömungen im Feminismus… Ihr betont, dass es euch auch um Gesellschaftskritik geht. Kannst du klarer benennen, für welche Form des Feminismus ihr eintretet?

Liza: Wir glauben das es für eine feministische Praxis Bündnisse braucht, die den Pluralismus von Ausgangspunkten, Praxen und Zielrichtungen gerecht wird, welche die feministische Bewegung ausmachen. Die feministische Bewegung, auch wenn sie international immer wieder erfolgreich Kämpfe führt, ist in vielen Teilen tief gespalten. Immer wieder, zum Beispiel auf den letzten beiden F*antifa Vernetzungstreffen (HH, Potsdam), kommt es zu Auseinandersetzungen und Spaltungen im Besonderen zu den Themen Rassismus, Critical Whiteness und Anitsemitismus. Veröffentlichungen wie „Beissreflexe“ oder „Feministisch streiten“ haben eine Seite dieses Konfliktes und auch die Frustration, die dieser hervorruft, thematisiert. In einem Konflikt, in dem es um Universalismus gegen individuelle Betroffenheit geht ist es weder möglich absolute Seiten einzunehmen, noch sich einer Positionierung zu entziehen, und doch versuchen wir mit unserem Bündnis einer bestimmten Herangehensweise, einem Abarbeiten an den jeweiligen „Gegner*innen“ zu entziehen, ohne in die Wahllosigkeit der Nicht-Positionierung zu rutschen.

Was uns jedoch klar ist, dass wir einen radikalen Feminismus wollen. Dieser soll nicht reformistisch sein, sondern neben der Auflösung der Geschlechter auch die ökonomische Basis mitdenken, welche diese weiter zementiert. Die Einbeziehung der gesamten Gesellschaft und die Kritik am Kapitalismus nehmen dabei einen zentralen Stellenwert ein. Es soll nicht nur um die Gleichstellung von Geschlechtern gehen, sondern um eine Vielfalt von Lebensformen. Wir kämpfen für eine Gesellschaft in der alle ohne Angst verschieden sein können. Mehr Chancengerechtigkeit für Frauen* kann dabei vielleicht ein Zwischenschritt darstellen, aber kein Ziel.

M.A.: Es gibt sicherlich innerhalb der Linken Kontroversen darüber, wie wir uns organisieren – ob das vor allem autonom oder angebunden an NGOs, bürgerliche Strömungen oder Parteien geschehen soll. Und auch, ob wir direkt oder indirekt den Staat adressieren oder vor allem ausgegrenzte und unterdrückte Gruppen der Gesellschaft. Allerdings gebe ich zu, dass wir aus diesen Widersprüchen auch nicht einfach herauskommen, wenn wir lediglich eine vermeintlich radikale Staatskritik vor uns hertragen, sondern indem wir einen wirklichen Umgang mit Machtproblematiken finden. Gerade bei feministischen Bewegungen dürfte dieses Thema aber hoch relevant sein. Immerhin kam es ja tatsächlich zu großen Veränderungen – und auch Verbesserungen – der Situation von FLTI*-Personen in den letzten Jahrzehnten. Auch durch staatliche Politik.

Liza: Feministische Bewegungen haben in den letzten Jahrzehnten unheimlich viel erkämpft, sei es zum Beispiel die „Ehe für Alle“ oder die rechtliche Anerkennung des dritten Geschlechts. Und natürlich wurden diese Veränderungen durch staatliche Politik umgesetzt. Dabei muss auch betont werden, dass die ehemals progressiven Forderungen der Frauenbewegung vom Staat einverleibt und entschärft wurden um eine Integration in die kapitalistische Gesellschaftsform zu ermöglichen. Die Errungenschaften wurden also immer gewinnbringend umgesetzt, es wurde nie die Souveränität des Staates dabei gefährdet oder der Kapitalismus als Ganzes in Frage gestellt. Diese Thematik wird aktuell ja auch viel diskutiert und wir wollen daran anknüpfen, ohne dabei das Erkämpfte pauschal mit der Integrationsfähigkeit des Kapitalismus abzutun. Schließlich kam es nur durch feministische Kämpfe zu diesen Entwicklungen, die auch konkret einen Unterschied im Hier und Jetzt machen. Gleichzeitig wollen wir aber auch reflektieren, wie wir Kritiken formulieren können, die sich nicht einfach vereinnahmen lassen und eben auch den Kapitalismus, der ja weiterhin Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten hervorbringt, angreifen. Es reicht uns nicht einfach nur eine „bessere“ Situation für Frauen* oder Trans-Personen in einer ungerecht eingerichteten Gesellschaft zu erstreiten. Dies kann vielleicht ein Zwischenschritt darstellen aber kein Ziel. Es geht uns vielmehr darum die herrschenden Verhältnisse und die damit einhergehenden Zwänge und Zurichtungen zu bekämpfen, die Leid für Viele tagtäglich hervorbringen. Es gilt also aktuelle feministische Errungenschaften, die ja auch sehr stark von Rechts angegriffen werden, zu verteidigen, ohne bei ihnen stehenzubleiben. Dafür braucht es eine starke feministische Bewegung, die sich dagegen zu Wehr setzt und über den Szene-Tellerrand hinausweist.

M.A.: Tatsächlich bin ich ziemlich skeptisch, was die Konstruktion von Minderheiten durch einen sich phasenweise liberal gebenden Staat angeht. Personengruppen erhalten Rechte dafür, dass sie nicht rebellieren, sondern sich im Gegenteil an den Staat binden und dessen Schutz in Anspruch nehmen. Ich sehe schon, dass viele FLTI*-Personen heute deutlich mehr Chancen und Möglichkeiten haben, als vor zwanzig oder vierzig Jahren. Doch das scheint mir eher in bestimmten Gegenden und vor allem den großen Städten der Fall zu sein, während sich – vereinfacht gesagt – auf dem Land eigentlich kaum etwas ändert. Anstatt ein derartiges Auseinanderdriften von Lebenswelten, wo queere oder Homo-Szenen etc. in Großstädten in Nischen besänftigt und beschützt werden, während auf dem Land die Bürgerwehr einen homogenen Volkskörper durchsetzen will, wünsche ich mir eher gesamtgesellschaftliche Ansätze – also die soziale Revolution.

Liza: Ja, das hat so mehrere Seiten und bringt Probleme mit sich. Dennoch finde ich es wichtig, dass Menschen ein Stück freier sein können und es stimmt ja auch nicht, dass in den Städten alles fein ist. Frauen, nicht-binäre Personen, Homosexuelle und trans, inter und queere Menschen erfahren das tagtäglich. Und wenn wir das noch mal global anschauen würden, entsteht da ja auch ein drastischeres Bild der Unterdrückung. Was ich jetzt genannt habe, ist ja bei weitem nicht der einzige Faktor, wieso Menschen ausgegrenzt, verletzt, verfolgt und ermordet werden. Ich wäre also weit entfernt davon zu sagen, in den Städten ist jetzt ja alles irgendwie ok. Und ob die ländlichen Regionen dem gegenüber tatsächlich so abschnitten sind, wäre für mich auch noch eine offene Frage. Schauen wir beispielsweise auf die Mobilisierungen der extremen Rechte der letzten Jahre, so findet viel auch in den Städten Rückhalt. Auf der anderen Seite spricht dies ja aber nicht dagegen, wo immer es möglich ist, für feministische Anliegen und Ziele zu kämpfen.

M.A.: Zum Abschluss: Würdest du sagen, die Konferenz hat euch gepushed und etwas vorangebracht?

Liza: Ja, auf jeden Fall. Es war schön zu sehen, dass so viele Leute, auch von weiter weg, gekommen sind. Für uns als Bündnis ist nun die Frage, wie wir weitermachen. Also auch, wie wir die Ergebnisse sichern und dann damit weiterarbeiten. Unser Bündnis ist in der letzten Zeit auch noch stärker zusammengewachsen und das ist eine schöne Erfahrung, weil wir merken, dass wir auch so etwas wie diese Konferenz stemmen können. Dennoch werden die hauptsächlichen Aktivitäten der Gruppen bei drift sich weiterhin auf die lokalen Kontexte beziehen.

M.A.: Dann wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg! Vielen Dank, das du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich fände es wunderbar, wenn unsere jeweiligen Zusammenhänge, wo es sich anbietet, in Zukunft zusammenarbeiten können.

Weitere Infos und das Selbstverständnis des Bündnisses drift. Feminist alliance for communism finden sich auf: https://feministdrift.org/

Schlussbemerkung M.A.: Fragen nach der Selbstbezeichnung als „communistisch“, dem Verhältnis zum Anarchismus und zur Rolle anarcha-feministischer Positionen wurden vom drift-Bündnis gestrichen. Ich vermute, dies hängt damit zusammen, dass sie sich in einem andauernden Diskussionsprozess finden und dazu noch keine gemeinsame Meinung haben.