Aufruf zu einem anarchistischen Block am 1. Mai in Kassel – Auf in die 4-Stunden-Liga!

Aufruf zu einem anarchistischen & antiautoritären Block auf der 1. Mai-Demo in Kassel – Auf in die 4-Stunden-Liga! Um 10 Uhr am Philipp-Scheidemann-Haus!

Vor 131 Jahren begannen Anarchist*innen damit, den 8-Stunden-Tag zu erkämpfen. Ihnen war klar, dass dies nicht die Revolution ist, sondern lediglich eine Minimalforderung war. Trotzdem gelang es ihnen damit, ein breites Bündnis aufzubauen und tausende von Menschen zum Protest zu mobilisieren – mit großem Erfolg, der aber auch starke Repression nach sich zog.

„Am 1.Mai streikten allein in Chicago 40.000 ArbeiterInnen für den 8-Stunden-Tag. 80.000 Menschen gingen für diese Forderung auf die Straße. Vor der McCormick-Landmaschinenfabrik kam es am 3. Mai zu einer Auseinandersetzung zwischen Streikenden und StreikbrecherInnen. Bei dem anschließenden Polizeieinsatz wurden mehrere ArbeiterInnen getötet und unzählige verletzt. Als Reaktion darauf riefen die AnarchistInnen für den folgenden Abend zu einer Protestkundgebung auf dem „Haymarket“ auf. Es versammelten sich über 2000 Menschen friedlich. Kurz vor der Auflösung der Kundgebung wurden die verbliebenen 300 DemonstrantInnen ohne erkennbaren Grund von 200 Polizisten angegriffen. Bei der folgenden Auseinandersetzung detonierte in den Reihen der Polizei eine Bombe.“

„Bereits in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages begann die Polizei eine großangelegte Repressionswelle : es gab unzählige Hausdurchsuchungen, hunderte von Verhaftungen und Verhöre. Von Seiten der Staatsanwaltschaft gab es grünes Licht für Rechtsbrüche aller Art : ‚Machen sie erst die Razzien und schauen danach im Gesetz nach.‘ Die Polizei zögerte nicht, selbst angelegte Waffenlager aufzudecken und diese als Beweise für eine anarchistische Verschwörung zu benutzen. Begleitet und gerechtfertigt wurden diese Machenschaften von hetzerischen Zeitungsberichten, die große Teile der Chicagoer Presse verbreiteten. Von den unzähligen Verhafteten und auch Angeklagten wurden letzendlich acht bekannte und aktive Anarchisten des Mordes angeklagt: August Spieß, Samuel Fielden, Michael Schwab, Georg Engel, Adolf Fischer, Oskar Neebe, Louis Lingg und Albert R. Parsons, der sich aus Solidaritätzu Prozessbeginn freiwillig den Behörden stellte.“

August Spies aus Nordhessen sowie fünf weitere der Angeklagten wurden nach den Schauprozessen letztlich hingerichtet.

Dies ist kurze Zusammenfassung der Geschichte des 1. Mai und der Gründe, warum der 1. Mai ein anarchistischer Kampftag ist. Eine umfassende Geschichte findet ihr hier: https://www.anarchismus.at/geschichte-des-anarchismus/zum-1-mai/7184-der-1-mai-eine-anarchistische-annaeherung

Schon damals hatten die Anarchist*innen vor, nach dem 8-Stunden-Tag den 4-Stunden-Tag erkämpfen zu wollen. Wir schließen uns dieser Forderung an. Eine Forderung, die wir nicht an die Herrschenden richten, sondern an uns selbst und an alle, die mitmachen möchten. In einer befreiten Gesellschaft arbeitet jede*r nach ihren oder seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten, selbstbestimmt, kollektiv, hierarchiefrei, sicher und sozial. Die heutige Arbeit im kapitalistischen System ist entfremdet, hierarchisch, fremdbestimmt, prekär, gefährlich, und oft sinnlos. Nur wenn wir Kapitalismus und Autorität gemeinsam zerschlagen, kommen wir dem Traum einer befreiten Gesellschaft näher.

Daher, liebe Menschen, schließt euch der 4-Stunden-Liga an! Herein in den anarchistischen Block auf der 1. Mai-Demo! Wir sehen uns um 10 Uhr vor dem Philipp-Scheidemann-Haus! Bringt revolutionäre antiautoritäre Banner und Fahnen mit! Lasst uns zeigen, dass es in Kassel viele Menschen gibt, die für eine befreite Gesellschaft kämpfen werden, und die weder auf die zahmen reformistischen Worthülsen der Gewerkschaften, noch auf die leeren Versprechungen der Parteien und auch nicht auf die Verblendung der autoritären Kommunist*innen hören!

Für den 4-Stunden-Tag, für die soziale Revolution! Es lebe die Anarchie!

Übrigens: Ab ca. 17 Uhr gehts ins Kollektivcafé Kurbad, denn dort gibt es einen Soli-Cocktail-Tresen von d.o.r.n. und der August Spies Foundation: Von Athen lernen heißt Solidarität organisieren!

PPS.: Für alle die keine Lust auf die DGB-Demo haben: In Halle versammeln sich hunderte militante Neonazis, denen es sich entschlossen in den Weg zu stellen gilt! Mehr Infos unter nicetobeatyou.tk

Hier eine Bildergalerie mit den Bannern vom letztjährigen anarchistischen Block auf der 1. Mai Demo:


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