Audio, Jürgen Mümken: Postanarchismus – Revisionen, Erneuerungen, Brüche
Audio von der Veranstaltung der anarchistischen Gruppe östliches Ruhrgebiet vom 24.02. im Trotz Allem in Witten.
Eine Einführung von Jürgen Mümken
Die Angst, mit der Vorsilbe „Post-“ alle Errungenschaften des sich daran Anschließenden für endgültig vorüber und die damit verbundenen Ansprüche für überholt zu erklären, hatte auch schon die Debatte um die Postmoderne geprägt. Allerdings verweist das Präfix, ähnlich wie bei postmoderner Philosophie oder postkolonialer Kritik, keinesfalls auf ein für alle mal Vergangenes. Der „klassische“ Anarchismus ist nicht passé, bedarf aber angesichts theoretischer Entwicklungen und veränderter Verhältnisse – Globalisierung und Neoliberalismus – einiger Weiterentwicklung.
Seit Anfang dieses Jahrtausend wird unter dem Label „Postanarchismus“ über eine Aktualisierung anarchistischer Theorie und Praxis diskutiert und damit eine notwendige Erneuerung anarchistischer politischer Theorien voran zu bringen. Jürgen Mümken versteht Postanarchismus nicht als neue oder weitere politische Strömung im vielfältigen anarchistischen Spektrum, sondern als eine Art und Weise der Betrachtung anarchistischen Denkens. Unter Postanarchismus wird die Verbindung verschiedener Varianten poststrukturalistischer Theorien mit dem Anarchismus verstanden. Postanarchistisches Denken hinterfragt klassische anarchistische Grundsätze und Denkfiguren, insofern sie in der Moderne verhaftet sind, will aber an ihren ethischen Vorstellungen festhalten.
Was bedeutet die Postmoderne für den Anarchismus? Brauchen wir einen „postmodernen Anarchismus“? Welche „Grundsätze“ der Moderne und des „klassischen Anarchismus“ müssen wir über Bord werfen? Welche „Werkzeugkiste“ des Poststrukturalismus ist nützlich für eine Aktualisierung anarchistische Theorie und Praxis? Wo gibt es Anschlüsse an den „klassischen Anarchismus“?