Ankündigung Libertärer Frühling 2017

Wie auch 2016 wollen wir dieses Jahr kämpferisch in den Frühling starten. Deshalb rufen wir unter dem Motto „In Bewegung kommen – syndikalistisch, feministisch, antiautoritär“ (zur Website) dazu auf sich an verschiedenen Aktionen zu beteiligen. Auch wird es am Workers Memorial Day wieder eine eigene Demonstration geben.

Aufruf

„Unser Leben ist der Mord durch Arbeit, wir hängen 60 Jahre lang am Strickund zappeln, aber wir werden uns losschneiden.“ – Georg Büchner – aus „Dantons Tod“

„Kapitalismus tötet!“ Dieser Leitpruch ist noch immer keine leere Phrase. Er tötet Menschen, Träume, Wünsche und Hoffnungen. Noch immer sterben täglich etwa 6000 Arbeiter_innen beim Job, laut einer Studie der ILO(1). Weltweit reden wir von über 2 Millionen Kolleg_innen die global an akute Arbeit ihr Leben verlieren. Am Workers Memorial Day(2) wollen wir darauf aufmerksam machen. Wir wollen auch darauf hinweisen, dass die angeblichen Sicherheitsbedenken vieler Arbeitgeber_innen nur vorgeschoben sind, um in der Öffentlichkeit den Schein des mitarbeiter_innenfreundlichen Betriebs zu bekommen, aber nichts mit tatsächlichem Interesse am Wohlergehen der Belegschaft zu tun hat. Noch immer steht jeglicher Profit über allen sozialen Belangen.

Dabei hört die Destruktivität des Kapitalismus jedoch noch lange nicht auf: unermeßlicher Leistungsdruck und teilweise damit einhergehend: Drogenmissbrauch, psychische Erkrankungen und Suizide. Kriege, Hungersnöte und Klimawandel sowie die oft tödlich endende Flucht nach Europa sind die Folgen eines Wirtschaftssystems, das erbarmungslos seiner eigenen Logik und nicht den Bedürfnissen der Menschen folgt.

Auch der Anschein der Gleichberechtigung ist nur Lug und Trug. Bis heute werden signifikante Unterschiede zwischen Männern*(3) und Frauen* gemacht. Angefangen bei unterschiedlicher Bezahlungen(4), ungleichen Erwartungshaltungen, erschwerten Bedingungen bei der Jobsuche, bis hin zur privaten Lebensplanung. Frauen* werden immer wieder benachteiligt und sind einem unglaublichen Druck ausgesetzt. Einerseits sollen sie sich beweisen und zeigen, dass es das „Risiko“ ihrer Einstellung wert war, andererseits sollen sie neben hoher Qualifikation am besten auch noch Modelmaße haben. ‚Mann‘ will ja auch was anzusehen haben.

Aber nicht nur die individuellen Sexismen von Chef_innen und Personalabteilungen sind Ausdruck der Problemlage. Auch die Tatsache, dass in den meisten Köpfen immer noch so etwas „Frauenberufe“ existieren, dass sich diese auch noch statistisch belegen lassen und im Regelfall im Niedriglohnsektor zu finden sind.

Soziale Probleme strahlen immer auch auf die beruflichen Ebenen ab. Weil das so ist und weil wir diese Situation satt haben und für eine solidarische und anarchistische Gesellschaft kämpfen wollen, möchten wir den Workers Memorial Day begehen. Wir wollen wieder einen Ansporn schaffen sich zu organisieren, sich ernsthaft mit diesen und weiteren Problematiken auseinanderzusetzen und die Arbeitswelt, so wie sie bislang besteht nicht als gegeben hinzunehmen. Wir wollen klar machen, dass ein Systemwechsel notwendig ist.

Wir wollen dieses Jahr nicht mit einer Gedenkminute starten, sondern wir wollen kämpferisch sein und wir wollen zeigen, wem die Straßen, Häuser und Betrieben gehören. Nämlich uns! Für eine anarchistische und solidarische Gesellschaft!

(1) Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization – ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und damit beauftragt, soziale Gerechtigkeit sowie Menschen- und Arbeitsrechte zu befördern.

(2) Der Workers Memorial Day ist ein internationaler Tag des Gedenkens an Lohnarbeiter_innen, die aufgrund von Arbeit getötet, verstümmelt beziehungsweise verletzt wurden oder erkrankt sind. Er findet jedes Jahr am 28. April in zahlreichen Ländern statt.

(3) Wir nutzen die Schreibweise Frau* und Mann* um zu verdeutlichen, dass das bei der Geburt eines Menschen festgelegte Geschlecht nicht mit der geschlechtlichen Identität eines Menschen übereinstimmen muss und auch keine Aussage darüber macht wie andere einen Menschen wahrnehmen.

(4) Der sog. Gender Pay Gap (geschlechtsspezifischer Lohnunterschied) beschreibt die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen* und Männern*. Nach einer Veröffentlichung der Generaldirektion Justiz der Europäischen Kommission von 2014 gehören  Deutschland und Österreich zu den Ländern mit dem größten Gender Pay Gap der EU.

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