Äußerst gut besuchte Kundgebung gegen Rechts in Offenburg
34 Menschen nahmen an der Kundgebung gegen Rechts in Offenburg teil.
Die seltsamen Provinz-Possen und Querelen, die sich im Vorfeld der Kundgebung abspielten, sind für Beobachter*innen nicht leicht zu durchschauen und die lokale Presse trug nichts zur Erhellung bei und zwar nicht nur, weil ihre Artikel meist hinter Bezahlschranken verborgen waren, sondern auch, weil sie Details falsch wiedergaben. Naja, wir sind das ja von Baden Online und dem Offenburger Tagblatt gewöhnt.
Die Aktion sollte sich einreihen in die bundesweit angemeldeten Demos gegen Rechts am Vortag der allerwichtigsten, schicksalhaften Superwahlen am 9. Juni. Ungefähr spielte sich Folgendes ab (ohne jetzt aus dem Nähkästchen zu plaudern): Eine Demo gegen Rechts wurde angemeldet. Die rechte Junge Union war – mensch beachte das Demomotto – natürlich nicht mit an Bord. Darüber jammerten sie so erfolgreich, dass diverse Unterstützer*innen der Demo absagten: Parteien, Kirchen, Aufstehen gegen Rassismus etc. Die Demo wurde dann komplett abgesagt und erneut von Leuten von Fridays For Future und der Linken angemeldet. Es ist ja grundsätzlich gut, dass irgendwie alle gegen die AfD sind und das auch öffentlich kundtun wollen. Aber: Müssen das immer alle gemeinsam tun? Und, wer glaubt denn noch an die heilige Brandmauer und wer braucht sie überhaupt, wenn SPD, Grüne und FDP sich darin überbieten, AfD- und CDU-Arbeit zu erledigen? Warum sollte ich alle Parteien außer der AfD wählen? Weil nur die AfD „undemokratisch“ ist? Weil nur sie uns in finstere Zeiten führen würde? Weil alle anderen Parteien, nur weil sie nicht die AfD sind, uns eine gute, lebenswerte Zukunft bescheren werden? Wie werden sie das tun? Indem sie endlich, jetzt aber wirklich, aktiv etwas gegen die Klimakatastrophe und das Artensterben tun werden? Indem sie endlich den Kapitalismus abschaffen und ein Wirtschaftssystem einrichten werden, das an die ökologischen und sozialen Belange und die wirklichen Bedürfnisse der Menschen gebunden ist? Ach nein, das steht ja gar nicht auf den Wahlzetteln und keine Partei bietet das an…Shit!
So kamen heute, es sind ja schließlich schon ein paar Monate her seit den Correctiv-Recherchen und den darauf folgenden Demos, nur ganze 34 Menschen zur Kundgebung gegen Rechts auf dem Rathausplatz. Natürlich taten die Querelen im Vorfeld ihr Übriges. Auf der Demo Ende Januar waren über 6000 Menschen. Wo wart ihr heute?
Eine Stunde vorher konnte genau hier auf dem gleichen Platz noch die faschistische Deportations-Partei AfD völlig unbehelligt ihre menschenverachtende Propaganda unters Volk bringen. Taras „Gollum“ Maygutiak und Co. standen mit ihrem hässlichen Pavillon neben den Freien Wähler*innen und der SPD wie jede andere, demokratische Partei. Denn genau das ist die AfD: Eine demokratische Partei. Und das ist das Problem: Wir können den Faschismus wählen. Und viele werden das tun, weil sie genau das wollen. Sie wollen nicht behelligt werden mit so komplizierten Dingen wie Klima- und Artenschutz, Seenotrettung, Menschenrechten, Krieg, Diversität, Verkehrswende, Antisemitismus, Rassismus und you name it. Sie wollen glauben, dass alles so weiter gehen kann wie die letzten Jahrzehnte. Und genau das verspricht ihnen die AfD. Und in gewisser Weise tun das auch die meisten anderen Parteien. Viele Wähler*innenstimmen gewinnt mensch nicht, indem gesagt wird, dass wir alles verändern und umkrempeln müssen und wir eben nicht so weiter machen können wie bisher.
Anyway, die Kundgebung verlief nach dem üblichen Muster. Es wurden ein paar Reden gehalten, antifaschistische Songs gespielt und noch eine Weile beisammen gestanden und sich unterhalten. Eine lustige Einlage brachte der Redner von Die Linke, als er sich dafür bedankte, dass so viele Menschen zur Kundgebung erschienen sind. Er las das von seinem Smartphone ab. Die Rede hatte er wohl in der Hoffnung geschrieben, dass wir einen zweiten 20. Januar erleben würden…Ich liebe Selbstironie.
Natürlich lässt mich der morgige Tag nicht kalt und es ist nicht völlig egal, ob die SPD an der Macht ist oder die AfD. Wenn ich die Wahl habe zwischen einem kleinem oder einem großen Haufen Scheiße, den ich schlucken muss, ist klar, was ich wähle. Horst Stowasser hat mal sinngemäß auf einer Veranstaltung gesagt (Oder hat er es in einem seiner Bücher geschrieben? Egal.): „Wenn ich als Gefängnisinsasse meine Wärter*innen selber aussuchen dürfte, würde ich natürlich die am wenigsten sadistischen wählen.“ Das heißt aber noch lange nicht, dass der*die Gefangene damit einverstanden sein muss, dass er*sie im Knast sitzt und nicht parallel an der Flucht arbeitet.
Ich gehe auf jeden Fall morgen wählen und was ich in der Wahlkabine tue, ist…geheim.
Gegen die AfD!
Gegen den Faschismus!
Für die Anarchie!