Über fünf Jahre Anarchistische Gruppe Dortmund – unsere Aktivitäten im Jahr 2018 – Ein Rückblick


Unser komisch formulierter Grundüngsaufruf

2018 ist unsere Gruppe fünf Jahre alt geworden. Fünf Jahre anarchistische Aufbauarbeit und Kämpfe fanden nun im Jahr 2018 ihren erneuten vorläufigen Höhepunkt. Für uns als Anarchistische Gruppe ist das zurückliegende Jahr das aktivste und umsetzungsstärkste, das wir bisher gemeinsam gestaltet haben. Also los geht`s, begleitet uns auf diesem kleinen Rückblick.

“Anarchismus in Dortmund”-Rundreise

Ende 2017 entwickelten wir die Idee der “Anarchismus in Dortmund”-Rundreise. Da sich in Dortmund anarchistische und linksradikale Präsenz hauptsächlich in der Nordstadt konzentriert, während es in vielen anderen Vierteln so gut wie nie entsprechende Aktivitäten gibt, nahmen wir uns vor, in möglichst vielen Vierteln außerhalb der Nordstadt eine anarchistische Veranstaltung durchzuführen. Begleitet wurden die Stationen in den Vierteln mit starker Mobilisierung und Präsenz in der jeweiligen Nachbarschaft. 2017 führten wir unsere erste Station in Westerfilde durch, 2018 waren wir dann in Hörde und dem Kreuz- bzw. Klinikviertel.

Wir konnten dabei wertvolle Erfahrungen sammeln und speziell der Rundreise-Part in Hörde war mit circa 30 Gästen ein toller Erfolg. In Hörde konnten wir gut sehen, wie viel mit einer starken Straßenmoblisierung zu erreichen ist; so wurden unter anderem über 4000 Flyer im Viertel verteilt. Wir hatten uns ursprünglich erhofft, mehr Stationen in diesem Jahr zu schaffen, aber durch andere wichtige Projekte und Ereignisse trat das Vorhaben etwas in den Hintergrund. Das Projekt bleibt für uns aber weiterhin aktuell; wir werden sehen, was das Jahr 2019 in dieser Sache hergibt. Sollte es irgendwo in Scharnhorst, Lütgendortmund oder wo auch immer Menschen geben, die dies hier lesen und gern in ihrem Kiez eine solche Veranstaltung durchführen wollen, so meldet euch bei uns, wir sind gerne zur Kooperation bereit!

Wir werden mehr – Anarchistische Kennenlerntreffen und “Tag der anarchistischen Gruppe” im Black Pigeon
2018 konnten wir ein, für unsere Verhältnisse, zahlenmäßig starkes Wachstum unserer Gruppe verzeichnen. So sind bespielsweise durch die Anarchismus-Rundreise einige neue Leute dazu gestoßen. Uns war es schon immer wichtig, dass Menschen, die Interesse haben, aktiv zu werden, schnell und einfach Teil der Gruppe werden können und bei ihrem Wunsch nach Organisierung keine unnötigen Steine in den Weg gelegt werden. Dafür gab es schon immer niedrigschwellige Kennenlerntreffen, welche wir 2017 bis Mitte 2018 “Anarchistische Kennenlerntreffen” nannten. In diesem Rahmen gab es spannende offene Diskussionen, welche in der Regel gut besucht waren. Bei annähernd jedem dieser Treffen kamen neue Leute zur Gruppe dazu. Aufgrund unserer gestiegenen Kapazitäten und dem veränderten Ladenkonzept des Anarchistischen Buch- und Kulturzentrums “Black Pigeon” entschlossen wir uns ab August, nunmehr jeden Dienstag von 17-19 Uhr einen “Tag der anarchistischen Gruppe Dortmund” im Black Pigeon zu gestalten. Bisher sind wir mit dem Verlauf des Ganzen mit kleineren Ausnahmen durchaus zufrieden; 2019 geht`s also weiter mit dem Tag der Anarchistischen Gruppe Dortmund!

Fight for Afrin und Zusammenarbeit mit der kurdischen Bewegung

2018 intensivierten wir auch unsere Kontakte zur kurdischen Bewegung. So waren wir bei einem Großteil der Mobilisierungen für das von der Türkei angegriffene und leider auch eingenomme Afrin in Syrien dabei und zeigten unsere aktive Solidarität mit der kurdischen Bewegung auf den Straßen Dortmunds. Unsere Bemühungen blieben den Freund*innen nicht unbemerkt; so kam es zu der Entwicklung eines lokalem Afrin-Solidaritätsbündnisses, mit dem wir zusammen eine breit aufgestellte 500 Menschen starke Demonstration zum Nevroz durchführten.

Zuletzt gab es dann noch eine gemeinsame Anreise und Teilnahme an den Protesten gegen den Erdogan-Besuch in Köln. Wir werden auch weiterhin die Situation in Rojava im Blick behalten und internationale Solidarität aufbauen und üben.

Anarchistischer 1. Mai – für eine Welt ohne Lohnarbeit!

Einer unserer absoluten Höhepunkte dieses Jahr waren sicherlich unsere Aktivitäten zum anarchistischen 1. Mai. Nachdem es 2015 das letzte mal eine eigenständige anarchistische Demonstration zum 1. Mai gab, nahmen wir uns für dieses Jahr vor, an den Erfolg von 2015 anzuknüpfen. Vorbereitet wurde unsere Demo von einer recht breiten Moblisierungskampagne mit einem Vortrag zur Geschichte des 1. Mai in Dortmund sowie Beteiligung an der Revolutionären Vorabenddemo in Bochum. Durch ein spontanes Aktionsbündnis mit der Gruppe K und dem Kommunistischen Kollektiv Ruhr gab es außerdem einen ereignissreichen Schwarz-Roten Block mit 80 Menschen auf der 1. Mai Demonstration des DGB in Dortmund. Die Versuche der DGB-Ordner, uns zunächst auf eigene Faust und später unter Zuhilfenahme der Cops von der Demonstration zu drängen, konnten aufgrund unserer Durchsetzungsfähigkeit und der Solidarisierung anderer Teile der Demo vereitelt werden, sodass ein kämpferischer Akzent auf der DGB-Demo gesetzt werden konnte.

Am frühen Abend ging es dann zu unserer eigenen Demonstration, die wir großteils in Eigenregie organisierten. Umso erfreulicher war, wie gut alles geklappt hat und dass sich uns über 300 Genoss*innen unter dem Motto “Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann – für eine Welt ohne Lohnarbeit!” anschlossen. Der Abend klang mit einem Kulturprogramm im Black Pigeon aus.

Der Verlauf des 1. Mai macht deutlich, wie gut die anarchistische Bewegung Dormtunds im bundesweiten Vergleich aufgestellt ist und zeigt die tiefe lokale Verankerung unserer Gruppe. Eine Tradition anarchistischer 1. Mai Demonstrationen in Dortmund zu etablieren wäre eine tolle Idee, findet ihr nicht? Wer weiß, vielleicht ist 2019 hier noch mehr möglich…

Das zweite Anarchistische Parkfest – aus der Nachbarschaft für die Nachbarschaft

Nachdem es 2017 das erste Mal ein erfolgreiches Anarchistisches Parkfest im Blücherpark im Hafenviertel gegeben hatte, waren wir durch die vielen positiven Rückmeldungen fast schon zu einer Wiederholung gezwungen. Aber es war gar nicht nötig, uns von außen zu drängen, wir hatten selbst große Lust, dieses Projekt erneut zu realisieren und gingen dies mit viel Tatendrang an. Die Organisation lief diesmal spürbar besser als im Jahr zuvor und die Aufgaben waren auf mehr Schultern verteilt. Es gab ein deutlich erweitertes Kulturprogamm und sogar eine Hüpfburg! Viele hundert Menschen unterschiedlichster Hintergründe kamen den Tag über zusammen und genossen den auch vom Wetter her idealen Spätsommersonntag. Auch für nächstes Jahr gibt es bereits Überlegungen, eine dritte Ausführung des Parkfestes zu begehen…

Antifaschismus

Natürlich waren wir auch auf vielfältige Weise in die zahlreichen Aktivitäten gegen faschistische Demonstrationen und den gesellschaftlichen Rechtsruck involviert. Neben der alltäglichen Beteiligung an den Gegenprotesten spielt das Bemühen um breiter angelegte antifaschistische Strategien bei vielen unserer Projekte eine Rolle. So ging es bei unserer Rundreise unter anderem auch darum, im öffentlichen Raum antifaschistische Akzente zu setzen und den Bemühungen der Dortmunder Nazis, bestimmte Kieze für sich zu reklamieren, etwas entgegen zu setzen. Besonders starke Aktivitäten haben wir als Gruppe im Kontext der Mobilisierung gegen den faschistischen Großaufmarsch am 14.04. entwickelt.

Wir beteiligten uns für unsere Verhältnisse stark an der Vorab-Mobilisierung und waren in unterschiedlicher Weise am 14.04. selbst auf der Straße aktiv. Natürlich hatten wir bei unseren Aktivitäten im Bereich des Antifaschismus nicht nur die lokale Dortmunder Naziszene im Blick.

Wichtig ist uns, auch den generellen Rechtsruck nicht aus den Augen zu verlieren, dazu beizutragen, dass ihm der Boden entzogen wird, aber eben auch aktiv gegen ihn zu agieren. So führten wir Veranstaltungen und Infotische zum Thema durch. Am 7.12. organisierten wir im Rahmen eines FdA (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen)-Aktionstags gegen den aufkommenden Faschismus in Brasilien eine Kundgebung vor dem brasilianischen Konsulat in Düsseldorf, um auf die Machtübernahme des Faschisten Jair Bolsonaro aufmerksam zu machen. Hier wollte die Polizei zunächst unseren Kundgebungs-Anmelder nicht zulassen; per juristischem Einspruch konnten wir jedoch kurz vor knapp diese Einschränkung unserer Versammlungsfreiheit vor Gericht abwenden.

Gegen das neue Polizeigesetz und seine Welt

Großen Eifer entwickelten wir in den Aktivitäten gegen das neue Polizeigesetz in NRW. So formulierten wir einen recht breit wahrgenommenen anarchistischen Aufruf gegen das Gesetz. In diesem argumentierten wir zum einen, dass es nicht ausreicht, gegen dieses eine Gesetz zu opponieren, sondern gegen die Gesellschaftsordnung, die es benötigt und hervorgebracht hat.

Zum anderen sagten wir voraus, dass ein bloß symbolischer Protest mit Latschdemonstrationen und Petitionen nicht ausreichen wird, um das Gesetz zu verhindern. Echter Druck von unten, Streiks, Besetzungen und vieles mehr wäre hier gefragt. Leider hat sich eine solche Bewegung nicht entwickelt und wir als Gruppe sind natürlich auch zu schwach, um eine solche im Alleingang anzuzetteln. Dennoch entwickelten wir auch über den Aufruf hinaus eine gewisse Dynamik auf den Straßen unserer Stadt. Unter anderem führten wir eine kreative Aktion in der Innenstadt durch, bei der eine als “Gefährderin” gekennzeichnete Person in einen Käfig eingesperrt wurde, um auf die Gefahren des Polizeigesetzes aufmerksam machten.

Bei den beiden Großdemonstrationen gegen das Polizeigesetz riefen wir zu einem anarchistischen/antiautoritären Block auf, dem beide Male hunderte Menschen folgten, wobei der Block bei der ersten Demonstration natürlich deutlich größer war, da die Demo selbst erheblich breiter aufgestellt war als die zweite. Außerdem beteiligten wir uns an einer lokalen Demo gegen das Polizeigesetz mit einem eigenen Block. Nun wurde wie zu erwarten war das Gesetz verabschiedet, die Zeiten werden härter und das manifestiert sich jetzt auch in den Gesetzen dieses Staates, als logische Konsequenz einer Entwicklung des voran schreitenden Autoritarismus.

Kritische Interventionen
Wichtig waren uns auch verschiedene kritische Interventionen, mit denen wir versuchten, auf bestimmte Probleme und Widersprüche innerhalb sozialer Bewegungen bzw. der radikalen Linken aufmerksam zu machen.

So haben wir z. B. einige Thesen zum Thema “Islam, Islamismus und die Linke” aufgestellt und im Rahmen einer öffentlichen Diskussion besprochen. Wir sind der Auffassung, dass sich große Teile der radikalen Linken nicht an eine Kritik des Islam aus revolutionärer Perspektive herantrauen, da sie Angst haben, sonst als Rassist*innen zu gelten. Dabei ist die Kritik der Religion eine Voraussetzung der Befreiung der Menschheit und gerade der Islam ist gegenwärtig in vielen Ländern und hierzulande in migrantischen Milieus eine der stärksten Stützen der Herrschaft überhaupt! Leider haben auch wir die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht konsequent genug weiter verfolgt, sodass es bislang über die genannte Veranstaltung und entwickelten Thesen hinaus keine weiteren diesbezüglichen Aktionen von uns gab. Wir hoffen, dass wir den Faden im neuen Jahr wieder aufgreifen können.

Eine weitere Intervention betraf die Situation im Nahen Osten und den Blick der hiesigen Linken auf dieselbe. Anlässlich der erneuten Eskalation des Konflikts zwischen Israel und den Palästinenser*innen im Mai dieses Jahres übersetzten und veröffentlichten wir einen Text der Gruppe “Gaza Youth Breaks Out”, den wir in seiner wütenden Ablehnung sowohl der israelischen wie auch der eigenen palästinensischen Autoritäten bemerkenswert fanden. Einige aus unserer Gruppe hielten dies für einen geeigneten Ausgangspunkt für die Diskussion über eine grundsätzlich herrschaftskritische Perspektive auf den Nahostkonflikt; eine Perspektive, die sowohl bei den unmittelbar Beteiligten, als auch den jeweiligen Solidaritätsbewegungen für Israel oder Palästina kaum zu finden ist. Über dieses Thema wurde sowohl innerhalb der Gruppe als auch bei einer öffentlichen Veranstaltung sehr kontrovers diskutiert.

Zu guter Letzt wollen wir noch auf unsere kritische Intervention auf der Demo gegen das Polizeigesetz in Dortmund eingehen, die fast ausschließlich von autoritär kommunistischen Gruppen und Parteien ausgerichtet war. Hier positionierten wir uns mit Flyern, einem Banner und Redebeitrag gegen jeden Polizeistaat “egal ob demokratisch oder sozialistisch”. Wir wollten damit darauf hinweisen, dass Gruppierungen, die sich positiv auf “sozialistische” Regime mit teilweise ins Monströse gesteigerten Repressionsapparaten beziehen, denkbar ungeeignet sind, glaubwürdig den Widerstand gegen wachsende Polizeirepression anzuführen. Wir sind überzeugt, dass generell der Kampf innerhalb sozialer Bewegungen um deren politische Perspektive genauso wichtig ist wie der Kampf gegen den gesellschaftlichen Gegner.

Antiautoritäre und revolutionäre Kräfte müssen hier durch Wort und Tat ihre Ideen propagieren, sonst kommt es in den meisten Fällen dazu, dass reformistische, nationalistische oder autoritäre Fraktionen die Hegemonie gewinnen und die Bewegung für die Sache der Freiheit unbrauchbar machen.

Anarchistische Wanderungen

Seit einiger Zeit führen wir monatlich anarchistische Wanderungen in Dortmund und Umgebung durch. Raus in die Natur, eine gute Zeit im Freien verbringen und das auch zusammen mit Interessierten außerhalb der Gruppe. So führte unser Weg bisher nach Dortmund-Scharnhorst, Menden (Sauerland), Haltern am See, Gelsenkirchen und Dortmund-Hohensyburg. Bisher waren wir immer von großartigem Wetter begleitet, sodass jede Wanderung stattfinden konnte.

Mit dabei war immer mindestens eine ortskundige und/oder naturfachkundige Genoss*in, so waren die Wanderungen immer auch ein spannender Einblick in die Pflanzen- und Tierwelt sowie in die lokale Geschichte der Ausflugsziele. Komm` gerne auch mal mit!

Der Antisemitismus ist stets ein Symptom reaktionärer Hochkonjunktur – Erich Mühsam

Am Gedenken an den 80. Jahrestag der Reichsprogromnacht beteiligten wir uns auf unterschiedliche Weise. Wir organisierten eine Veranstaltung mit Andreas Müller von der Geschichtswerkstatt zu den lokalen Ereignissen. Wir widmeten einen “Tag der Anarchistischen Gruppe” der Vorbereitung auf die jährliche Gedenkveranstaltung in Dorstfeld und mobilisierten schlussendlich mit einem Anreisetreffpunkt nach Dorstfeld. Dieses Jahr gab es erfreulicherweise eine sehr breite zivilgesellschaftliche Beteiligung an dem Gedenken und die Störungen der Faschist*innen fielen kleiner aus als sonst. So versammelten sich bis zu 300 Menschen, die ergreifenden Redebeiträgen und Gesang lauschten. Auf dem Willhelmsplatz wurden vor der eigentlichen Gedenkveranstaltung diverse interessante Stände von unterschiedlichen Initiativen und Schulen aufgebaut, was das Gedenken auch stärker inhaltlich untermauerte.

Erneute Ausdifferenzierung: Anarchistische Tierbefreier*innen Dortmund

Ende des Jahres kam es mit den Anarchistischen Tiebefreier*innen Dortmund zu einer erneuten Ausdifferenzierung der anarchistischen Bewegung in Dortmund. Dies stellt einen üblichen Prozess in den letzten Jahren dar, welcher die Breite und Vielseitigkeit unserer Bewegung betont. Auch wenn es leider so ist, dass einige der neu gegründeten Gruppen wieder in der Versenkung verschwunden sind, gibt es mit der queerfeministischen Gruppe “Lila Lautstark”, dem Kollektiv des Anarchistischen Buch- und Kulturzentrums “Black Pigeon” und FABZI (Feministische und Anarchistische Broschüren und Zines) ja bereits drei andere kontinuierlich arbeitende anarchistische Zusammenhänge neben unserer Gruppe in dieser Stadt. Wir wünschen den Anarchistischen Tierbefreier*innen Dortmund ebenso eine langlebige erfolgreiche Aktivität und rufen an dieser Stelle auch nochmal dazu auf, sich den Gefährt*innen anzuschließen, wenn ihr euren Fokus auf Tierbefreiung legen möchtet.

Hambacher Forst bleibt!

Die Solidarität mit dem Hambacher Forst ist etwas, das uns den Großteil des Jahres begleitet hat, schwerpunktmäßig aber natürlich in der Zeit der Räumungen der Baumhäuser und sonstiger Infrastruktur im Wald. Durch die anarchistisch gesinnte jahrelange Besetzung des Hambacher Forsts ist es gelungen, einen sozialen Kampf anzufachen, der speziell dieses Jahr viele Tausend Menschen bewegt hat. So ist es klar, dass mit der Zuspitzung der Situation im Wald auch wir unsere Aktivitäten in dieser Sache ausweiteten.

So waren immer wieder Gefährt*innen im Wald, um vor Ort an den Kämpfen teilzunehmen, eine Genossin von uns schrieb dazu einen recht breit beachteten Erlebnisbericht. In Dortmund führten wir einen Infotisch in der Innenstadt durch, schickten ein Solidaritätsbild vom Parkfest, widmeten einen “Tag der Anarchistischen Gruppe” dem Thema und entfalteten weitere Straßenaktivitäten wie Plakatieren und Bannerdrops. Großartig, was bis jetzt bereits durch die soziale Bewegung rund um den Hambacher Forst erreicht wurde, eine Umarmung an alle Gefährt*innen im Wald! Stadt und Land im Widerstand!

Unser Videoprojekt
Eingestiegen sind wir nun auch in das Produzieren von Videos, schwerpunktmäßig von unseren eigenen Aktivitäten. Während die Qualität dieser reinen Do-it-yourself Videoproduktion teilweise noch ausbaufähig ist, ist die Veröffentlichung von 19 Videos innerhalb von neun Monaten durchaus sehenswert. Mit circa 6000 views (youtube und vimeo zusammen) konnten wir sicher einige Hundert Menschen über diesen Weg erreichen. Über das Videoprojekt können wir nun einen noch lebendigeren Eindruck unserer Aktivitäten liefern, als wir dies durch unsere ohnehin schon recht ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit bisher taten.

Was noch?

Wir haben uns Mühe gegeben, lediglich die groben Eckpunkte unserer Aktivitäten aufzuführen. Aber natürlich fehlt ganz vieles… Kreative Aktionen wie gegen die Traurigkeit des kapitalistischen Alltags, Solidaritätsaktionen wie die für die Kämpfe gegen das Iranische Regime, Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen wie z. B. zur Novemberrevolution 1918 aus antiautoritärer Perspektive, die unterschiedlichsten Workshops wie z. B. zu IT-Sicherheit, unsere kontinuierliche Mitarbeit im Black Pigeon, dem Raum unseres Vertrauens, Filmvorführungen wie zu den Mujeres Libres und und und.


Seebrücke Demonstration mit Beteiligung von uns

Wir sind selbst immer wieder überrascht, wozu wir 2018 in der Lage waren, wieviel wir umgesetzt haben und wie gut diese Zeit für uns als Gruppe war.

Wir wollen leben! Achtsamkeit, Kollektivität und Spass!

All die Aktivitäten, die wir nach außen entwickelt haben, kosten Kraft. Kraft, die wir auch in unseren regelmäßigen entspannten Gruppenabenden gefunden haben. Wir gehen (wöchentlich) zusammen Essen und unternehmen Aktivitäten die uns liegen, die Freude bereiten. So vertiefen wir die Bindung untereinander und geben uns gegenseitig Halt in dieser verrückten Welt. So haben wir uns dann auch im Sommer des Jahres mit einem großen Grillen bei all unseren befreundeten Gruppen bedankt, an dem über 40 Gefährt*innen teilnahmen. Ausgebaut haben wir auch unsere interne Achtsamkeitsinfrastruktur, damit Genoss*innen in schweren Lebenslagen Unterstützung aus der Gruppe bekommen. Das Jahr beendet haben wir mit einem chilligen Jahresabschlusstreffen, bei dem wir über das Vergangene reflektiert, gelacht und hoffnungsvoll ins nächste Jahr geblickt haben!

Ausblick

Wie wird sich unsere Gruppe im kommenden Jahr entwickeln? Das hängt ganz von den Menschen ab, die sich in sie einbringen. Es gibt einige Projekte, wie den anarchistischen 1. Mai und das anarchistische Parkfest, sowie die verstärkte Auseinandersetzung mit feministischen und queeren Themen, zu denen es bei uns Gedanken gibt, aber nichts ist in Stein gemeißelt. Die Veränderung dieser Welt lebt von der aktiven Beteiligung vieler Menschen, eine herrschaftsfreie Gesellschaft fällt nicht einfach vom Himmel. Insofern sind wir gespannt auf das, was uns im kommenden Jahr erwartet, welche neuen Freund*innen wir kennenlernen dürfen, ob es bei uns so gut weiterläuft wie gerade, vor allem wie sich unsere Gesellschaft weiter entwickelt und, ob der Zustand der Verschärfung des weltweiten Autoritarismus weiter anhalten wird. Leider ist das anzunehmen und natürlich ist unser Beitrag nur ein ganz kleiner, gemessen an den Herausforderungen, die vor uns liegen. Aber es gibt nichts Besseres, um mit der aktuellen Lage klar zu kommen, als selbst Teil des Prozesses dagegen zu sein und Teil des Ausblicks auf eine freiere Welt. Der Kampf geht weiter! Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten!

Anarchistische Gruppe Dortmund, Dezember 2018

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