7.10.2014 | Zwangsarbeit in Ettlingen und Karlsruhe 1939-1945

Während des Zweiten Weltkrieges wurden mindestens 10 Millionen Menschen aus den von Nazi-Deutschland besetzten Ländern zur Arbeit im Deutschen Reich gezwungen. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen waren gekennzeichnet durch eine nach rassistischen Kriterien differenzierte Diskriminierungshierarchie, an deren unterstem Ende die Sonderregelungen für Polen und die sowjetischen “Ostarbeiter“Innen standen. Das Nürnberger Tribunal wertete ihren Einsatz als Sklavenarbeit. Die Bundesrepublik Deutschland wehrte über Jahrzehnte „erfolgreich“ alle Forderungen nach Entschädigungen ab. Lange Zeit beschäftigten sich nur wenige an der Aufarbeitung der NS-Geschichte, allein Interessierte wie z.B. Gedenkstätteninitiativen, Geschichtswerkstätten oder antifaschistische Gruppen wie die VVN-BdA. In den fachwissenschaftlichen Blickpunkt rückte das Thema in den 1980er Jahren und brachte grundsätzliche neue Erkenntnisse über ein Kriegsverbrechen. Eine Änderung in der politischen Ablehnung in der Entschädigungsfrage war damit jedoch nicht verbunden. Erst das Instrument von Sammelklagen Klagen in den USA während der 1990er Jahre und zunehmender Druck brachte die Bundesrepublik in Zugzwang, zu reagieren. 1998 bis 2001 fand ein Gefeilsche um die Höhe und Modalitäten von Entschädigungszahlungen, die aber nicht so heißen sollten, statt. Heraus kam die Bereitstellung von 10 Milliarden DM je zur Hälfte von deutschem Staat und deutscher Industrie für entsprechende Zahlungen sowie für weitergehende Förderprojekte der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Damit solle „kein Schlussstrich“ unter deutsche Verantwortung gesetzt werden, wie es eilfertig hieß. Tatsächlich ging es den Wirtschaftsverbänden aber genau darum. Die politisch-öffentliche Beschäftigung mit Zwangsarbeit scheint seit dem Abschluss der Auszahlungen im Jahre 2007 abgeschlossen. Aufgrund des Alters von immer weniger Betroffenen ist auch kaum mehr mit einer Kampagne zugunsten von immer noch „vergessenen“ Opfern zu rechnen.

Der Vortrag des Karlsruher Historikers Jürgen Schuhladen-Krämer geht auf Voraussetzungen und Verlauf des Einsatzes der seinerzeit als „Fremdarbeiter“ bezeichneten Verschleppten ein und zeigt die Organisation der Zwangsarbeit vor Ort auf. Von Interesse sind auch einige der Verbindungen von Karlsruhe nach Ettlingen. Zwangsarbeit ist eine Facette des historischen Faschismus, der Umgang mit seinen nachwirkenden Auseinandersetzungen aber führt bis in die Gegenwart.

Beginn ist um 19:30 Uhr in der Scheune der Diakonie, Pforzheimer Str. 31, Ettlingen

Die Veranstaltung ist organisiert vom Ettlinger Bündnis gegen Neonazis und Rassismus

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