22. Oktober: Gedenken an die deportierten badischen Juden und Jüdinnen
In einer Nacht- und Nebelaktion wurden am 22. Oktober 1940 in ganz Baden und der Saarpfalz alle jüdischen Bürger zusammen getrieben und nach Südfrankreich deportiert. Auch in Konstanz wurden an diesem Morgen 112 jüdische Mitbürger aus dem Schlaf gerissen, in kürzester Zeit mit wenig Handgepäck zusammen getrieben und an den Bahnhof Petershausen gebracht, wo sie in einen ausrangierten, alten Personenzug gepfercht wurden. Die jüngste Konstanzerin war die gerade dreijährige Ruth Alexander, die älteste Konstanzerin, Charlotte Bloch, war 92 Jahre alt.
Nach mehrtägiger Fahrt in völlig überfüllten Zügen wurden die Vertriebenen am Bahnhof Oloron in Lastwagen geladen und in das Barackenlager Gurs gebracht. Während dieser Aktion wurden aus ganz Baden und der Saarpfalz 6504 Juden in das Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert. Bereits in den ersten Wochen starben aufgrund der hygienischen Verhältnisse und der unzureichenden Ernährung tausende von Insassen, darunter auch viele Konstanzer. Im Frühjahr 1941 wurden die überlebenden Lagerinsassen auf verschiedene Lager verteilt, doch die Zustände in den Lagern besserten sich nicht und die Sterblichkeitsrate blieb weiter hoch.
In einer beispiellosen Hilfsaktion gelang es der O.S.E. (Ouevre des secours aux enfants), zahlreiche jüdische Kinder in Kinderheimen außerhalb der Lager unterzubringen und zu verstecken. Einige Kinder konnten so den Deportationen in die Vernichtungslager entgehen, als im Sommer 1942 die Verlagerung der Juden aus Südfrankreich über Drancy nach Auschwitz begann.
Alle aus Südfrankreich in den Osten deportierten Konstanzer Juden wurden ermordet, die allermeisten direkt nach der Ankunft im Vernichtungslager.
Gedenken am 22. Oktober um 17 Uhr an der Gedenkstele in der Sigismundstrasse