Zero Covid – Realismus in Zeiten der Pandemie
Die Kampagne Zero Covid wird von vielen Linken und natürlich auch von ganz anderer Seite als autoritär und nicht durchführbar bezeichnet, da sie das tägliche Leben noch härter und tiefgreifender herunterfahren wolle. Darum könne sie auch gar nicht links sein.
Ich frage mich, was autoritärer ist: Das ständige willkürliche Hin und Her von Lockerungen und Einschränkungen; der Zwang, trotz hohem Ansteckungsrisiko weiterhin zur Maloche gehen zu müssen und im Gegenzug in der Freizeit alleine zu versauern; geschlossene Grenzen für Menschen, offene für Warenverkehr…
Die Idee von Zero Covid ist ein zeitlich beschränkter, solidarischer, radikaler Shutdown von Arbeit und Freizeit, um null Ansteckungen zu erreichen. Das ist zwar hart aber das Ende ist absehbar. Und genau das – das Ende der Pandemie – ist beim derzeitigen Affentheater in weite Ferne gerückt. Was ja auch klar ist: Wir gehen alle weiterhin arbeiten, leben weiterhin in beengten Verhältnissen, viele in Sammelunterkünften, quetschen uns weiterhin im öffentlichen Nahverkehr zusammen und stecken uns alle gegenseitig an. Da helfen die krassen Einschränkungen im Privaten wenig.
Hier wird eines ganz deutlich: Die Politik folgt im Großen und Ganzen den Kapitalinteressen. Dass das grundsätzlich keine gute Idee ist, sagen wir linksgrünversifften Anarcho-Kommie-Gutmenschen ja schon lange. Jetzt in der Pandemie sind alle Scheinwerfer auf diese Art des Rumwurschtelns gerichtet.Also sollten wir jetzt doch mal zur Abwechslung das Richtige tun: Lasst uns nicht den Kapitalinteressen folgen, sondern den Bedürfnissen der Menschen. Und diese sind: Gesundheit, Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf und soziale Bindungen.
„Ahhhhrghhh, aber wer soll das alles zahlen? Dafür ist doch kein Geld da!“ Doch, natürlich ist dafür Geld da und zwar in Hülle und Fülle. Erstens haben sich die reichsten der Reichen an Corona dumm und dämlich verdient: Her mit der Kohle! Sie gehört sowieso uns! Und zweitens können bestimmte Banken Geld einfach so aus dem Nichts erschaffen. Das wurde z. B. während der Finanzkrise 2008 im großen Stil getan, um systemrelevante Banken und Konzerne zu retten. Die Zeiten, in denen das sich in Umlauf befindliche Geld durch Gold gedeckt sein musste, sind schon lange vorbei. Das heißt, dass alle Menschen, die finanzielle Unterstützung während eines solidarischen Shutdowns benötigen, diese auch erhalten könnten. Wenn die Politik das beschließen würde.
Also, Leute, hier ist sie, die lang ersehnte linke Intervention gegen die Pandemie und die staatlich-kapitalistischen, halbherzigen Versuche diese zu bekämpfen um gleichzeitig Business as usual betreiben zu können.
Für mich ist Zero Covid die einzige ernst zu nehmende breit aufgestellte linke Kampagne zum Thema Corona (hier spannt sich der Bogen von Anarch@s, Gewerkschafter*innen über Kommies und Kulturschaffenden bis hin zu parteilich und anders organisierten Leuten).
Sie ist eine gut durchdachte (nicht perfekte!) und vor allen Dingen machbare Intervention. Sie ist nicht utopisch, militanzromantisch, revolutionär oder gar anarchistisch – sie ist pragmatisch radikal und das auf solidarischer Basis.
Zero Covid – Solidarität in den Zeiten der Pandemie