Solistatement / Grussbotschaft für die Solidaritätsgruppe Zwangsräumungen in Wien

banner

 

Wir wollen in keiner Welt leben, in der das Recht der Stärkeren zählt. In der die Einen berechtigt sind, die Anderen auszubeuten, zu unterdrücken, zu verdrängen und zu vertreiben. Wer sich zu den Einen zählen darf, entscheidet der Markt. Wer sich durchsetzungsfähiger auf dem Markt präsentiert, dem winkt materielle Aufwertung. Das kann sich im ohnehin fraglichen Kauf eines besseren Autos oder einer möglichst größeren und schickeren Wohnung in besserer Lage manifestieren, bedeutet aber immer die eigene Bereicherung an der Not anderer.

Durch den staatlichen Repressionsapparat begünstigte Zwangsräumungen sind Vorgänge, denen diese Bedeutung ebenso zukommt. Wer den eigenen Lebensstandard augenscheinlich verbessern kann, schaut, wie und wo die getan werden kann. Auf diese Art der Nachfrage reagieren, nach materieller Verbesserung strebende Kapitaleignerinnen, im konkreten Falle die Eigentümerinnen diverser Immobilienunternehmen, mit dreisten Verdrängungspraktiken und einem anschließenden Mehr an finanzieller Bereicherung durch teurere Weitervermietung oder Verkauf. Zur Aufrechterhaltung eines Systems aus Herrschenden und Beherrschten werden nicht nur in Wien oft üble Praktiken von Polizei und Staatsanwaltschaft angewandt, die auf die Erniedrigung und Demütigung von Menschen abzielen.

Die Folgen dieser aus nicht vorhandener Ethik und Machtgelüsten gepaarten, dem Kapitalismus innewohnenden Logik, sind für die Betroffenen verheerend. Menschen werden aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, müssen sich auf die anstrengende und belastende Suche nach einer möglichst gleichwertigen Wohnung begeben, was – wenn der gängigen Funktionsweise unseres kapitalistischen Systems gefolgt wird, nämlich auf der einen Seite auszubeuten und auf der anderen zu bereichern – nahezu unmöglich ist.

Wir setzen uns als Förderation deutschsprachiger Anarchistinnen für eine Gesellschaft mit anarchistischen Grundsätzen ein und lehnen Zwangsräumungen, Verdrängung und Ausgrenzung entschieden ab. Auch wenn wir heute, leider aufgrund fehlender regionaler Strukturen voraussichtlich nicht anwesend sein können, erklären wir uns solidarisch mit den Kämpfen der Solidaritätsgruppe Zwangsräumungen in Wien und fordern bedürfnisorientierten Wohnraum und Wohnmöglichkeiten für alle.

Referat Öffentlichkeit
der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA-IFA)

1 Kommentar

Kommentare sind deaktiviert.