“Sex Workers Solidarity” Gründungstreffen am 26.09. in Dresden
Herzliche Einladung zum Gründungstreffen der Dresdner Initiative
Sex Workers Solidarity
Solidarisch für Selbstbestimmung und Unterstützung.
Gemeinsam gegen Kontrollzwang und Diskriminierung.
am Dienstag, 26.09., 18-21 Uhr,
im Frauen*bildungszentrum (Oskarstr. 1, 01219 Dresden)
Worum geht’s uns? Das kürzlich in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz soll vorgeblich vor sexueller Ausbeutung und Menschenhandel schützen. Die dazu eingesetzte Registrierungs- und Ausweispflicht sowie die damit verbundenen Zwangsberatungen und
-untersuchungen helfen hier allerdings nicht weiter. Auf diejenigen, die weiter in ihren sexualitätsbezogenen Berufen arbeiten wollen, kommen mehr Probleme zu; und denjenigen, die sich in Zwangslagen befinden, ist durch Überwachung und Illegalisierung auch nicht geholfen. Die Auswirkungen des Gesetzes auf Sexarbeiter_innen sind somit primär repressiv und verstärken die Stigmatisierung der Betroffenen. Mit dieser
Einschätzung schließen wir uns vielen Beratungsstellen und Selbstorganisationen von und für Sexarbeiter_innen an.
Nun ist das Gesetz schon beschlossen, die Registrierungspflicht soll in Sachsen ab dem 1.1.2018 gelten. Das heißt für uns jedoch nicht, dass bereits ‘alles verloren’ ist. Wir wollen gemeinsam beraten und entscheiden, wie wir mit dem Gesetz, der Registrierung und möglichen Veränderungen in der Stadt umgehen wollen. Dazu gehört auch die Frage,
wie wir uns in der Öffentlichkeit für unsere Anliegen Gehör verschaffen können. ‘Wir’, das heißt: alle, die sich demnächst als ‘Prostituierte’ registieren lassen sollen. Außerdem Freund_innen und Bekannte, und alle, denen das Thema politisch wichtig ist.
Unabhängig von der Gesetzesänderung wollen wir auch gemeinsam überlegen, wie wir uns tatsächlich gegen sexuelle Ausbeutung und Diskriminierung wehren können. Oder uns über unsere jeweiligen Arbeits- und Lebensbedingungen austauschen, um diese kollektiv zu verbessern. Kennen wir eigentlich unsere Rechte? Welche Probleme gibt es, was brauchen wir, um diese zu lösen? Dazu müssen wir überhaupt miteinander ins Gespräch kommen.
Wir Initiator_innen hoffen auf eine gemeinsame Organisierung von Leuten in verschiedenen Lebenslagen und Situationen, egal was wir in der Branche ganz genau tun, und unabhängig davon, wie unser Weg dorthin aussah. Wir finden es in dieser Situation nicht hilfreich, sich gegeneinander abzugrenzen (z.B. ‘Ich bin Masseurin, ich bin ja gar keine wirkliche Prostituierte’) – staatliche Repression trifft uns alle. Wir sind nicht so viele, dass wir getrennt viel erreichen können. Allerdings wollen wir uns unabhängig von unseren Chef_innen organisieren. Darum sind ‘Betreiber_innen von Prostitutionsstätten’ nicht eingeladen. Unser Ansatz ist auch ein gewerkschaftlicher: Wir wollen uns hier nicht mit Zuhältern organisieren, aber auch nicht mit netten Chef_innen. Vernetzung mit Letzteren steht prinzipiell nichts im Weg, wenn sie unsere Bemühungen unterstützen wollen. Dennoch müssen wir uns als Angestellte und Solo-Selbstständige unabhängig organisieren, weil sich einfach ökonomisch bedingt – je nachdem worum es geht (z.B. beim Lohn^^) – Ziele und Interessen auch entgegenstehen können.
Wir orientieren uns an einem feministischen und kapitalismuskritischen Ansatz, dazu noch ein paar Worte: Von manchen Feminist_innen werden Sexarbeiter_innen entweder pauschal als Opfer oder pauschal als total Selbstbestimmte gesehen – diese Polarisierung führt uns nicht weiter.
Wir verstehen Sexarbeit, die hauptsächlich von Frauen verrichtet wird, als eine Arbeit, die heute in einer patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft stattfindet. Einige, die in Zwangsverhältnissen stecken, haben besonders unter der daraus resultierenden Gewalt zu leiden. Andere, die diesen Beruf freiwillig gewählt haben, sind in einer völlig
anderen Lage, es gibt aber auch Überschneidungen: Auch sie erleben in Arbeit und Freizeit häufig Diskrimierung oder müssen sich verleugnen, Ausreden erfinden, um dem Stigma zu entgehen. Dazwischen gibt es viele Graustufen.
Sexarbeit ist aus unserer Sicht nicht prinzipiell gut oder schlecht, aber: Unsere Perspektive ist eine Gesellschaft, in der Sexualität nicht mehr hierarchisch organisiert ist, in der sie keine Arbeit und keine Ware mehr darstellt. Wir streben eine Gesellschaft ohne ständigen finanziellen Druck an, ohne Herrschaft überhaupt, in der selbstbestimmte
und erfüllte Sexualität_en möglich sind. Das erreichen wir nicht durch staatliche Kontrolle und behördliche Datenbanken, sondern durch Solidarität und die selbstorganisierte Überwindung der gesellschaftlichen Bedingungen, die zu den ganzen Problemen führen.
Unabhängig davon, wie wir jeweils Sexarbeit im Großen und Ganzen bewerten: Fangen wir an zu schauen, wie wir uns unter Kolleg_innen gegenseitig unterstützen können.
Beim Treffen wollen wir die Initiative vorstellen, mit euch die nächsten Schritte planen und sind gespannt auf eure Ideen.
wo/wann?
Dienstag, 26.09., 18-21 Uhr,
im Frauen*bildungszentrum (Oskarstr. 1, 01219 Dresden)
Ladet eure Freund_innen und Kolleg_innen ein! (wenn sie nicht gerade eure Chefs sind oder beim Ordnungsamt arbeiten^^)
Das ist wichtig, denn so haben wir viele verschiedene Perspektiven im Raum.
Uns ist es wichtig, die Stimmen der Sexarbeiter_innen als hauptsächlich Betroffene in den Mittelpunkt unserer Kampagne zu stellen – dennoch muss sich niemand ungewollt outen.
Wenn ihr Rückfragen habt: sexworkersdd@riseup.net
Wir sehen uns dort!
die Initiator_innen