[SB] Ach ja, die schon wieder…

Die Burschenschaft Ghibellinia fällt mal wieder durch ihre Affinität zur extremen Rechten auf. Mit Josias Schmidt, der bei ihnen als Keilgast geladen ist, werben sie aktiv um ein Mitglied der Saarländischen Naziszene.

Die Ghibellinen oder hochoffiziell die „Burschenschaft Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken“ ist schon ein seltsamer Haufen. Von ferne betrachtet ein studentischer Verein, der sich der Pflege bizarrer Rituale, dem Tragen alberner Kostüme verschrieben hat und dessen Mitglieder halbtags dem Bier trinken und dem „Deutschsein“ nachgehen. So weit so traurig und eigentlich nicht der Rede wert, wären da nicht die ständigen rassistischen, sexistischen und nationalchauvinistischen Ausfälle ihrer Mitglieder und gäbe es nicht Überschneidungen mit der offen auftretenden Naziszene.

Aktuellstes Beispiel: Seit Beginn des Wintersemesters 2012/13 bewegt sich Josias Schmidt aus Neunkirchen im Umfeld der Ghibellinia. Schmidt, der im ersten Semester Jura an der Universität des Saarlandes studiert, ist Teil einer größeren Naziclique aus Friedrichtsthal und Umgebung (siehe Fotos am Ende des Beitrags). Dies scheint die Harmonie zwischen ihm und der Ghibellinia aber nicht zu stören, so war Schmidt „Keilgast“ (d.h. Gast, der für die Burschen geworben werden soll) auf dem Waldfest der Ghibellinia (siehe Foto weiter unten) und wurde/wird zu den Partys der Ghibellinia eingeladen (Bsp.: „Semesterantrittskneipe WS 12/13“ im Haus der Burschenschaft am 13.10.12; „Las Vegas Party“ im Haus der Burschenschaft am 17.11.12).
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass eine Formierung wie die Ghibellinia solche Gestalten anzieht. Schon mehrfach ist die Ghibellinia durch das Verhalten ihrer Mitglieder aufgefallen:

– Aus ihrer Selbstdarstellung kann man erfahren, dass sie schon 1887 ihre letzten jüdischen Mitglieder ausgeschlossen haben und dass der Überfall der Wehrmacht auf die Tschechoslowakei „die Deutschen (in Prag) von einer ungeheueren Bedrückung“ „befreite“. Über ihr Mitglied Hugo Jury, welcher sich bei Kriegsende seiner Verhaftung und Verurteilung durch Selbstmord entzog, wird hingegen nur etwas verdruckst berichtet, dass dieser „großen politischen Einfluss gew[ann]“, (1) wobei kaschiert wird, dass er diesen Einfluss als NSDAP-Größe und Kriegsverbrecher erlangte.

– Auf Einladung der Ghibellinia sprachen mehrfach extrem rechte Referenten wie Reinhard Günzel (ehemaliger Brigadegeneral, der wegen antisemitischer Tiraden aus der Bundeswehr entlassen wurde) oder etwa Rolf Schlierer (Bundesvorsitzender der REP’s). (2)

– Aus einem internen Protokoll der Ghibellinia von 2011 konnte man entnehmen, dass sie zum „Pogrom“ aufrufen, „Neger lynchen“ wollen, eine Entschuldigung vom Jüdischen Weltkongress fordern oder vom herbeibomben der Abspaltung Südtirols von Italien träumen (natürlich alles nur Spaß). (3)

– Im Nachgang einer 2009 im Corpshaus des „Corps Frankonia Prag zu Saarbrücken“ begangenen Vergewaltigung an einer Studentin, für die zwei Corpsmitglieder 2011 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, (4,5) kam wiederum eine ganze Reihe Internas aus dem Innenleben dieser widerlichen Vereine ans Licht. Beispielsweise, dass es auch einen sexuellen Übergriff eines Ghibellinen auf eine Frau am Rande einer Veranstaltung der Germania gegeben hat, welcher dann mit Alkoholverbot und einem kurzzeitigen Kostümtrageverbot sanktioniert wurde. Dass es hierbei nicht um die Sanktionierung der Tat oder die Reflektion der Ereignisse, sondern primär um die Vertuschung der Übergriffe ging, lässt sich gut anhand einer Mail der Frankonia an die Ghibellinia zeigen. In dieser beschweren sich diese, dass Dominique Rossi von der Ghibellinia Witze über die Vergewaltigung macht, was für sie ein Problem darstellt, denn „Wenn sich die Ereignisse, welche vor zwei Jahren auf unserm Corpshaus passierten, unter den jungen Studenten herumsprechen, können wir zu sperren. Es wäre der Untergang unseres Corps und wir müssten suspendieren.“ (6)

– Dominique-Christian Rossi, welcher mittlerweile zu den „Alten Herren“ der Ghibellinia gehört, hat nach eigenen Angaben auch schon für die rechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ geschrieben.6 Zusammen mit dem späteren „Landesjugendsprecher“ der saarländischen NPD Tim Stahn und Günther Gabriel, der später in den Vorstand der NPD wechselte, war er 1998-99 in Vorstandsämtern des „Bundes Freier Bürger“ einem Projekt der sog. „Neuen Rechten“ organisiert. (7)

– Da fällt es schon fast nicht mehr ins Gewicht, wenn die vormals von Roland Theis, dem CDU-Generalsekretär im Saarland, als „honorige Männer“ bezeichneten Ghibellinen von ihren eigenen Mitgliedern instruiert werden müssen gefälligst die Füße still zu halten, wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dass bedauerlicherweise eine Türkin anwesend ist: „Ach kleiner Hinweis. Morgen kommt auch ein alter Merziger Freund von mir. Mit seiner türkischen Lebensgefährtin:-= Könntest Du die Jungs um Contennance bitten:-))“ (6)

So zeigt sich wieder und wieder, dass sich die Ghibellinia trotz gegenteiliger Bekundungen nach wie vor am rechten Rand bewegt und neben einer ideologischen auch eine personelle Nähe zur Naziszene hat.

Antifa Saar / Projekt AK im November 2012

Fußnoten & Quelle: antifasaar.blogsport.de

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