Rebellische Strukturen erhalten, Linke Freiräume verteidigen.

„Als Freiraum bezeichnen wir einen Ort, der einerseits kritisches Denken fördert. So soll er der eigenen Individualität freien Lauf lassen und Menschen die Möglichkeit bieten, sich mit sich selbst und Anderen auseinanderzusetzen. Andererseits will ein Freiraum Abstand und Alternativen zu gängigen Ver- und Bewertungsmechanismen schaffen, die den Menschen auf Arbeit, in der Schule oder der Familie einengen. Dieser Raum soll Platz für Projekte wie z.B. einer solidarischen Küche, Diskussionsabende, offene Werkstätten, Konzert- und Proberäume, Vernissagen, Workshops und vieles Anderes bieten. Das so ein Freiraum –als ein selbst-bestimmtes Projekt für alle interessierten Menschen unabhängig von deren Herkunft, Geschlecht, Sexualität und der Größe des Geldbeutels – Nazis und Staat gleichermaßen ein Dorn im Auge ist, verwundert wenig. Und doch könnten die Unterschiede nicht größer sein.

Wir schreiben das Jahr 2022 im Erzgebirge. Im idyllischen Wolfsgrün Peter Fitzek kauft ein Schloss und Schwurbler:Innen gehen Hand in Hand mit lokalen Nazis weiter auf die Straße gegen eine imaginäre Masken- und Impfpflicht. Stefan Hartung, NPD-Kader aus Bad Schlema, organisiert völkische Konzerte, Infoveranstaltungen sowie Demonstrationen mit bis zu 5000 Teilnehmenden. Zur Landratswahl räumt er ganze 10% ab. In sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens etablieren sich reaktionäre Tendenzen, so dass selbst die Stadtverwaltung in ihren Lokalitäten tagen. Christliche Fundamentalist:innen, eine zum Teil bewaffnete Prepperszene, rechte Parteien – Freie Sachsen, Dritter Weg, Neue Stärke, AFD -, Bikerclubs, Kampfsport- oder Schützenvereine. Die Alltäglichkeit des Grauens ist noch tiefgreifender als diese Aufzählung. Ganz abgesehen von NSU-Unterstützer:innen aus dem Erzgebirge, die weiter unter uns Leben.

Im gleichen Atemzug: „Ich wache auf, es ist unruhig, irgendetwas stimmt nicht, ein Sprung vom Hochbett, ein Blick nach draußen, im nächsten Moment; Rufe wie „Vorsicht Schweine“ und Diskussionen aus dem Flur und meine Mitbewohner*Innen, die permanent stabil die Bullen bepöbeln und ihnen teils Paragraphen um die Ohren hauen ohne eine ordentliche Vorstellung, wer man sei und warum und was hier gerade abgeht, nur ein „Sichern sie die Hunde“ brüllte es mir entgegen. Im ganzen Haus an jeder Ecke ein Schwein. Die Einsicht nicht wahllos alles mitzunehmen was sie als interessant erachten erfolgt erst auf mehrmalige Ansprache einer Anwältin, die sie erinnerte, was sie eigentlich suchen.“
Am Morgen des 27.04 um 06.00 Uhr in der Frühe wird das einzige linke Hausprojekt der Region durchsucht. 5 Stunden werden eine Hand voll Menschen von zwei Hundertschaften teils zusammen, teils auseinandergetrieben, wie Vieh bevor sie überhaupt in Kenntnis gesetzt werden, welche Begründung dem Durchsuchungsbefehl zu Grunde liegt. Abwertende Blicke, das Verwehren von körperlichen Bedürfnissen, psychischer Druck, Gewalt in verschiedenster Form bzw. die Androhung dieser. Der stetige Missbrauch des Machtgefüges. Die Lächerlichkeit des Vorwandes der Plakatierung zeigt sich an der Fahrlässigkeit der Beweismittelfeststellung. Auch einen der Öffentlichkeit zugänglichen Polizeibericht sucht man vergebens. Die Anwesenheit sämtlicher Behörden in Vereinsräumlichkeiten unabhängig des Durchsuchungsbefehls zeigen deutlich: es geht nicht zuletzt um das Durchleuchten selbstverwalteter Räume & Projekte. Dabei reiht sich die Hausdurchsuchung in Schwarzenberg lediglich in eine Reihe bundesweiter Repressalien gegen linke Strukturen ein.

Sich weder von der Macht der anderen noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen, darin bestünde die Kunst des Lebens. Aus diesem Grunde werden wir unsere Wut am 27.8.2022 in Schwarzenberg auf die Straße tragen. Für ein Leben ohne Zwang. Fernab von Staat, Nation und Kapital.

Deshalb kommt am 27. August nach Schwarzenberg zum Busbahnhof die Demonstration startet um 13:12 Uhr.

Wir bleiben dabei, ist gibt kein ruhiges Hinterland!“

Die FAU Erzgebirgskreis ruft zur Teilnahme an der Demonstration auf!

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