Kundgebung am 18. März: Freiheit für alle politischen Gefangenen
Donnerstag, 18.03, 18:00 Uh, vor der JVA Stammheim
Hier der Aufruf vom Arbeitskreis Solidarität. Wir sehen uns! Der 18. März als Tag der politischen Gefangenen ist ein Teil der Geschichte des Kampfes für eine befreite und klassenlose Gesellschaft. Dieser Kampf hält bis heute an. Immer noch kämpfen wir für eine Welt ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung. Denn die kapitalistischen Verhältnisse produzieren Armut, Krieg, Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung – und das am laufenden Band. Die Methoden haben sich verändert, die Herrschenden haben sich geändert und doch ist die Systematik die selbe geblieben: Die Ausbeutung des Großteils der Bevölkerung, die den Reichtum einer Minderheit produzieren. Wer sich gegen dieses System der organisierten Unterdrückung und Ausbeutung auflehnt und für eine gerechte, solidarische Gesellschaft kämpft, bekommt früher oder später die Repression des Staates zu spüren. Repression kann dabei unterschiedliche Formen annehmen und wird gerade jetzt, in Zeiten der wachsenden Unzufriedenheit und des wachsenden Unmuts in der Bevölkerung, immer mehr zum Mittel der Wahl, um die herrschende Ordnung aufrecht zu erhalten. So sind wir seit Jahren mit einer stetigen Verschärfung der repressiven Maßnahmen konfrontiert, die sich auch im letzten Jahr nochmals weiter zugespitzt hat. Hier nur einige Beispiele dazu:- Anfang November, fanden in Leipzig mehrere Hausdurchsuchungen mit dem Vorwurf einer Gründung einer sog. kriminellen Vereinigung mit Hilfe des §129 gegen vermeintliche Antifaschist*innen statt. Hierbei wurde Lina verhaftet, die seitdem in Untersuchungshaft sitzt. Ihr wird vorgeworfen „Angriffe gegen Personen der rechten Szene durchgeführt zu haben“.
- Auch mit Hilfe der sog. Antiterrorparagraphen §§129 werden türkische und kurdische Strukturen verfolgt und vor Gericht gestellt. Seit April 2019 findet vor dem OLG Stuttgart in Stammheim ein §129b Prozess statt. In Stammheim sind vor allem kurdische AktivistInnen mit Repression konfrontiert: mehrmals im Jahr kommt es zu Verhaftungen und Verurteilungen von AktivistInnen, denen die Mitgliedschaft (oder Unterstützung) in der PKK vorgeworfen wird, die trotz (oder gerade wegen) erfolgreicher Bekämpfung von islamistischen Milizen und Verteidigung des freiheitlichen Projektes Rojava, nach wie vor als terroristische Organisation gelten.
- Auch im Rahmen der Repression gegen die Proteste gegen den G20 Gipfel stehen auch heute mehr als 3 Jahre nach dem Gipfel weitere Verfahren aus. So befinden sich auch heute noch Aktivist*innen weiterhin in Haft. Die besondere Qualität der Prozesse besteht neben der Menge und dem Umfang v.a. darin, dass es nicht um die konkrete Beteiligung an einer Straftat geht, sondern darum, ob man an einer Demonstration teilgenommen hat von der aus Straftaten begangen worden sind und begangen werden könnten.
- Am 30. Oktober 2020 wurden Martin E. und Nicole G. festgenommen und befinden sich seitdem in der JVA Stuttgart bzw. Schwäbisch Gmünd. Ihnen wird vorgeworfen, für eine Reihe von Drohschreiben und versuchten Anschlägen verantwortlich zu sein. Konkret wird ihnen zur Last gelegt, Drohbriefe an zahlreiche Politiker:innen geschickt zu haben, da sie „nichts gegen Ausbeutung, Faschismus, Gentrifizierung, Ignoranz gegenüber Klimaprobleme“ unternehmen.
- Ganz allgemein gesprochen sind antifaschistische und antikapitalistische Proteste mit einer sich verschärfenden Kriminalisierung konfrontiert, bei der auch immer öfters den Angeklagten Knast oder hohe Bewährungsstrafen drohen.
- Im April soll auch das Verfahren gegen Jo und Dy in Stuttgart beginnen. Ihnen wird vorgeworfen, am Rande der Querdenker-Demonstration, Personen der rechten Gewerkschaft „Zentrum Automobil“ angegriffen und schwer verletzt zu haben. Während Jo aus der Haft entlassen worden ist, sitzt Dy weiterhin noch in der JVA Stammheim.
- Gleichzeitig gibt es neue gesetzliche Verschärfungen, die die Befugnisse der Behörden weiter ausweiten und ein Diskurs über das Verbot von linken Strukturen geführt, zuletzt in Niedersachsen wo ein Verbot der Antifa diskutiert wurde.
Widerstand – Repression – Solidarität
Repression zielt dabei darauf ab Kämpfe zu unterdrücken und letztlich zu zerschlagen, um die herrschende Ordnung mit aller Gewalt aufrechtzuerhalten und die entstehenden Klassenkämpfe zu verhindern – einerseits akut, andererseits präventiv, um die ideologische Vorherrschaft über die Geschichte zu gewinnen, aber auch durch Einschüchterung und Abschreckung AktivistInnen abzuhalten diesen Kampf aufzunehmen oder weiterzuführen. D.h. dass Repression uns alle was angeht: Wenn der Kampf um Befreiung, der Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung angegriffen wird, dann werden wir alle angegriffen – auch wenn es nur einzelne trifft. Umso notwendiger ist es am 18. März, aber auch Tag für Tag, dieser Repression unsere Solidarität entgegenzusetzen. Denn wenn Repression in der kapitalistischen Logik auf Widerstand folgt, so muss in einer revolutionären Logik Solidarität auf Repression folgen. Und während die Herrschenden sich in der Verfolgung von politischen AktivistInnen ziemlich einig sind, so muss es für uns darum gehen in der Frage der Solidarität ideologische und politische Unterschiede zu überwinden, um den Angriffen unsere geschlossene Solidarität entgegenstellen zu können und gemeinsam den Kampf für eine befreite Gesellschaft weiterzuentwickeln. Zeigen wir uns also solidarisch mit denjenigen, die mit Repression konfrontiert sind, und mit den Gefangenen, die für die Perspektive einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen und weltweit in Knästen weggesperrt sind. Nutzen wir den Tag der politischen Gefangenen und zeigen ihnen, dass sie nicht alleine sind. Freiheit für alle politischen Gefangenen! Kundgebung: Donnerstag, 18.03, 18:00 Uhr Vor der JVA Stammheim U15 StammheimGeschichte des 18. März
Der 18. März ist der Jahrestag der Pariser Kommune, der erste proletarische Versuch einer sozialistischen Umwälzung. Die Pariser Kommune wurde während des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871) spontan gebildet, vertrieb die konservative Zentralregierung aus der Hauptstadt Frankreichs und errichtete mit rätedemokratischen und sozialistischem Vorbild einen „Stadtrat“. Fortan – für 72 Tage – regierte die Pariser Kommune bis zum 28. Mai 1871, als die Regierungstruppen die Macht über Paris wieder übernahmen. Die Reaktion übte nach ihrem Sieg an den KommunardInnen blutige Rache. Mehr als 20.000 Männer und Frauen wurden getötet und mehr als 40.000 zu meist lebenslangen Haftstrafen verurteilt. So wurde der 18. März von der Internationalen Roten Hilfe 1923 zum Tag der politischen Gefangenen ausgerufen, als Erinnerung an die Kommune, als Geschichte des Aufbruchs, aber auch als Erinnerung an die Repression. Mit diesem Datum wurde auch der Zusammenhang zwischen Revolution und Konterrevolution, also dem Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse und der daraus folgenden Repression deutlich gemacht. Im Faschismus wurde der 18. März verboten und konnte auch auf Grund der Repression nicht mehr begangen werden. Nach dem Faschismus wurde der 18. März erst wieder 1996, auf Initiative von Libertad, zum Aktionstag für die Freiheit der politischen Gefangenen begangen. Seither wird dieser Tag jedes Jahr mit Veranstaltungen, Demos oder anderen Aktivitäten begangen. In Stuttgart wird seit einigen Jahren am 18. März vor den Knast in Stammheim gegangen, um den Gefangenen deutlich zu machen, dass wir sie nicht vergessen haben und dass sie weiterhin Teil der Kämpfe sind.Organisiert vom Arbeitskreis Solidarität
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