Infoupdate zur anarchistischen Demo am 22. Dezember in Mannheim
Am 22. Dezember 2012 findet in Mannheim eine vom Anarchistischen Netzwerk Südwest* organisierte antikapitalistische Demonstration gegen die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise und für eine Perspektive jenseits von Staat, Nation und Kapital statt.
Die Demonstration findet im Kontext der „Es ist keine Krise, es ist das System!“-Kampagne, die im Herbst letzten Jahres gestartet ist. Im Rahmen dieser Kampagne fanden u.a. eine Demonstration in Karlsruhe, sowie mehrere Vorträge im ganzen Südwesten* und eine rege Beteiligung am M31-Aktionstag in Frankfurt statt. Die Kampagne wird nun mit der Demonstration in Mannheim unter dem Motto „There is no alternative – Kapitalismus überwinden!“ fortgeführt, weitere Veranstaltungen werden folgen.
Mobilisierungsveranstaltungen
Im Vorfeld der Demonstration fanden und finden in vielen Städten Mobilisierungs- und Infoveranstaltungen statt:
01.12.2012 – 15:00 Uhr – Bochum, Bahnhof Langendreer
Im Rahmen des öffentlichen Treffens der Initiative für eine Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr(AFRR)
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
01.12.2012 – 20:00 Uhr – Freiburg, KTS
Basler Str. 103, 79100 Freiburg
02.12.12 – ab 19.00 Uhr: Vokü, ab 20.00 Uhr: Vortrag – ASV (Arbeitersportverein)
Beilstraße 12 (Hinterhaus), 68159 Mannheim
07.12.2012 – 20:00 Uhr – JUZ St. Ingbert
Im Rahmen der monatlichen libertären Kneipe “Feierabend”
Pfarrgasse 49, 66386 St. Ingbert
07.12.2012 – 20:15 Uhr – ZEP Heidelberg
Zeppelinstraße 1, 69121 Heidelberg
09.12.2012 – 17 Uhr – AZ Köln
Wiersbergstrasse 44, 51103 Köln Kalk
09.12.2012 – 20 Uhr – Alarmraum Offenburg
Lise-Meitner-Straße 10, 77652 Offenburg
11.12.2012 – 19:00 Uhr – Karlsruhe, Viki
Viktoriastr. 12 (Hinterhaus), 76133 Karlsruhe
12.12.2012 – 20:00 Uhr – Düsseldorf, Kulturcafé Solaris
Im Rahmen des monatlichen schwarz-roten Tresen der FAU Düsseldorf
Koperniskusstr. 53, 40225 Düsseldorf
12.12.2012 – 19:00 Uhr – Singen, Teestube
Hauptstraße 12, 78224 Singen (Hohentwiel)
13.12.2012 – 20:00 Uhr – Konstanz, RadioRaum (DGB Haus/Hintereingang)
Beyerlestraße 1, 78464 Konstanz
13. 12.2012 – 19:00 Uhr – Tübingen, LU15
Ludwigstraße 15, 72072 Tübingen
15. 12.2012 – 19:30 Uhr – Ludwigsburg, DemoZ
Wilhelmstr. 45, 71638 Ludwigsburg
Weitere Veranstaltungen sind in Planung, alle Termine gibt es immer aktuell auf: esistdassystem.blogsport.de/termine
Gemeinsame Anreisen zur Demo
Es gibt aus einigen Städten gemeinsame Anreisen, wie Busse und Zugtreffpunkte:
per Zug:
Stuttgart: Treffpunkt um 11:45 Uhr, im Hauptbahnhof am ehemaligen Nordausgang (innen)
Heidelberg: Treffpunkt um 13:50 Uhr, am Ostausgang des Hauptbahnhofs (an der Skulptur)
Saarbrücken: Treffpunkt um 11.30 Uhr vorm Hauptbahnhof, weitere Infos zur Anfahrt auf der Mobiveranstaltung am 7.12. im UZ St Ingbert.
per Bus:
Freiburg: Bustickets sind für 10€ (Prekär), 13€ (Normal) oder 15€ (Soli) in der JosFritz-Buchhandlung (Wilhelmstraße 15) erhältlich.
Bochum: Bustickets sind für 16€ über die Mailadresse afrr(ät)riseup.net oder beim öffentlichen Treffen der Anarchistischen Föderation RheinRuhr am Samstag, den 1. Dezember von 15:00–19.00 Uhr im Bahnhof Langendreer, Bochum, Wallbaumweg 108 erhältlich.
Weitere Anreisemöglichkeiten sind in Planung, alle Infos dazu gibt es immer aktuell auf: esistdassystem.blogsport.de/anfahrt
Aufruf zur Demo
There is no alternative – Kapitalismus überwinden!
Seit über 4 Jahren befindet sich die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit langem. Einhergehend mit einer massenhaften Verelendung, Arbeitslosigkeit und allgemeinen Verschärfung der Lebensbedingungen, spitzt sich diese auch in Europa – vor allem in Griechenland, Spanien und Portugal – immer weiter zu. Immer neue, schärfere und größere Sparprogramme und Rettungspakete sollen den Kapitalismus vor dem Zusammenbruch bewahren.
Das Drohszenario der Kredit- und Schuldenkrise dient der aus Europäischer Kommission, IWF und EZB bestehenden Troika zur Legitimation eines angeblich alternativlosen Spardiktats. Diese verordnete Sparsamkeit führt dazu, dass die „Sparsünder“ geradezu kaputtgespart werden. Die Folge sind massivste Einschnitte in Gesundheits- und Sozialsysteme, die die Menschen in Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien oftmals an den Rand ihrer Existenz drängen. Während in diesen Ländern immer wieder Widerstand in Form von Streiks und Massenprotesten gegen das EU-Krisenregime aufkommt, sieht die derzeitige Lage im „Exportweltmeisterland“ Deutschland, das bisher als Gewinner aus der Krise hervorgeht, ganz anders aus:
Die gegenüber anderen EU-Ländern aggressive Krisenpolitik der Bundesregierung ruht auf einer soliden Basis aus Gewerkschaften, die dem Standort Deutschland sozialpartnerschaftlich verbunden bleiben, einer Opposition, die sich herzergreifend um den „deutschen Steuerzahler“ sorgt, sowie nationalistischen Ressentiments in weiten Kreisen der Bevölkerung. Chauvinistische Parolen und Pauschalisierungen, wie bspw. die “griechische Regierung müsste endlich mal ‘ihre Hausaufgaben machen’” (Westerwelle) oder das Bild des „faulen Griechen“ (Bild-Zeitung), stoßen in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit auf Zustimmung.
Zwar beteiligten sich hierzulande im vergangenen Jahr mehrere Tausend Menschen an antikapitalistischen Protesten wie dem europaweiten M31-Aktionstag oder auch Blockupy, doch von einem breiten Widerstand gegen das EU-Krisenregime in Deutschland kann bisher keine Rede sein. Während von der einen Seite nationalistische Stammtischparolen zu hören sind, beklagt man sich in linksliberalen Kreisen über die entfesselten Märkte und sehnt sich nach einem „gezähmten“ Kapitalismus. Mit Tobin-Steuer, Bankenverstaatlichung und einem soliden Sozialstaat soll der scheinbar vom rechten Wege abgekommene „Finanzmarktkapitalismus“ wieder in eine „produktive“, „schaffende“ soziale Marktwirtschaft überführt werden, von der angeblich alle profitieren würden.
Eine solche Kritik läuft Gefahr, letztlich mit moralischen Schuldzuweisungen Ressentiments zu bedienen. Verursacht wurde die aktuelle Krise jedoch nicht von spekulierenden Banken, Manager*innen oder den „Sozialschmarotzern“. Sie ist vielmehr ein immer wieder – mal mehr, mal weniger regelmäßig – auftretender fester Bestandteil des Kapitalismus.
Der Kapitalismus ist die einzige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der der Überfluss an Gütern ein Problem darstellt. Unverkäufliche Güter können zum Ruin ihrer Besitzer*innen führen und schlussendlich zu einer Überproduktionskrise. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, denen es am Nötigsten fehlt und die nicht in der Lage sind, das einzige worüber sie verfügen – ihre Arbeitskraft – zu verkaufen.
Dies führt zu der absurden Situation, dass Lebensmittel, welche nicht verkauft werden können, auf der Müllhalde landen, während andernorts Menschen Hunger leiden. Oder dass zum Beispiel in Spanien neue Häuser gebaut wurden, die nun leer stehen, da sie sich niemand leisten kann; gleichzeitig steigt die Zahl obdachloser Menschen an.
Die Produktivkräfte (sprich, die Maschinen zur Produktion von Gütern) waren in der Menschheitsgeschichte noch nie so weit entwickelt wie heute. Es wäre durchaus möglich, in einer Welt, die weder Hunger und Krieg noch Leid oder andere existentielle Ängste kennt, zu leben. Dazu wäre es nur notwendig, die Produktion der Güter bedürfnisorientiert und vernünftig in die eigenen Hände zu nehmen. Der Kapitalismus ist aber weder das Eine noch das Andere, sondern Willkürherrschaft der Warenproduktion. Im Kapitalismus zählt nur die Verwertung des Wertes, sprich das Erwirtschaften von Profit, um diesen sogleich wieder zu reinvestieren, aber nie die Bedürfnisse aller Menschen.
Anstelle dieses kapitalistischen Überlebenskampfes und dem aus ihm erwachsenen Krisennationalismus setzen wir uns für eine antinationale Solidarität zwischen allen Menschen ein, die unter den Lasten des kapitalistischen Alltagswahnsinns leiden. Alternativlos für ein Ende des alltäglichen Elends sind für uns nicht Spardiktate oder Haushaltskonsolidierungen sondern einzig „Die Überwindung aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).
Wir setzen uns ein für eine Welt, in der die Menschen ihr Zusammenleben nicht mehr nach den Zwecken von Konkurrenz und Verwertung in nationalstaatlichen Grenzen ausrichten, sondern selbstbestimmt und solidarisch in freier Vereinbarung zusammenleben. Wir wollen darum keinen „besseren“, vermeintlich „sozialeren“ Kapitalismus, sondern gar keinen!
Wir sind uns bewusst, dass ein Umsturz der Verhältnisse in Europa und erst recht in Deutschland derzeit alles andere als greifbar scheint. Trotzdem, und gerade deswegen, wollen wir unsere Kritik am Bestehenden am 22. Dezember 2012 in Mannheim auf die Straße tragen und das EU-Krisenregime sowie den kapitalistischen Alltag zumindest punktuell delegitimieren.
Denn es gibt keine Alternative: Kapitalismus überwinden!
Für eine solidarische, herrschaftsfreie Gesellschaft!
Antikapitalistische Demo | 22. Dezember 2012 | 15 Uhr | Mannheim HBF
Unterstützer_innen:
Alarm e.V. Offenburg
Anarchistischer Funke
Anarchistische Föderation RheinRuhr in Gründung
Anarchistisches Netzwerk Tübingen
Autonome Antifa [f]
FAU Frankfurt
Linksradikales Bündnis Kontrollverlust (Freiburg)
Wenn ihr den Aufruf unterstützen wollt, schreibt einfach eine e-Mail an: demo(ät)a-netz.org
Mobilisierungsmaterial zur Demo gibt es hier: esistdassystem.blogsport.de/material
Anarchistisches Netzwerk Südwest*:
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facebook.com/anarchistischesnetzwerksuedwest