Heraus zum 1. Mai! Geschichte und Perspektive aus anarchistischer Sicht.

Im Hinblick auf den 1. Mai haben wir einen Text verfasst, der sich mit der Geschichte, der heutigen Situation und  Perspektiven aus anarchistischer Sicht befasst. Viel Spaß beim Lesen!

Termine: 

Am 1. Mai sind wir ab 10 Uhr mit einem Info - Stand auf dem DGB - Fest vertreten, ab 16 Uhr laden wir zu gemeinsamem Grillen ins Roachhouse (Richard-Wagner-Straße 78) ein.

Weitere Termine anarchistischer Aktivitäten sind hier zu finden: 
https://fda-ifa.org/wohin-am-1-mai/#fda

 Ursprung des 1. Mai -  Der Haymarket Riot

Haymarket Riot
Der Ursprung des 1. Mai geht zurück ins Jahr 1886. Am 1. Mai dieses Jahres streikten in den USA viele tausende Arbeiter*Innen für den 8-Stunden Tag. Eine Protestkundgebung am 4. Mai wurde ohne ersichtlichen Grund von der Polizei angegriffen, Teilnehmer*innen der Demonstration wurden getötet. Daraufhin explodierte eine Bombe in den Reihen der Polizei, die 7 Polizist*Innen tötete. Bis heute ist unklar wer die Bombe geworfen hat. Für diese Tat wurden jedoch acht bekannte Anarchist*Innen willkürlich ausgewählt und angeklagt. Die meisten wurden zum Tode verurteilt, andere zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Es gab eine große Solidaritätswelle mit den willkürlich Inhaftierten und 1889 wurde der 1.Mai zum internationalen Kampftag der Arbeiter*Innen erklärt.



Der 1. Mai heute

Die Gegenwart soll an die Zukunft keine Fragen stellen, sondern Forderungen.“ - Erich Mühsam, Alle Macht den Räten
In vielerlei Hinsicht ist der heute begangene Tag der Arbeit eine Pervertierung der Ziele der damaligen Arbeiter*innenbewegung. Damals wurden neben der Forderung nach dem 8-Stunden Tag noch weiter reichende Ziele, wie die Überwindung der Lohnarbeit und eine solidarische Gesellschaft ohne Kapitalismus formuliert.
Auch heute produziert der Kapitalismus am laufenden Band Ungerechtigkeiten. Die Leidtragenden sind die Arbeitenden und Arbeitslosen. Es gibt es viele Menschen in Deutschland, die mehrere Jobs machen müssen um über die Runden zu kommen, die Zahl der Minijobs und Jobs mit Teilzeitverträgen steigt. Ca. 40 % der Beschäftigungsverhältnisse sind Minijobs, Teilzeitverträge oder Leiharbeit. Viele leben an der Armutsgrenze. Die reichsten 62 Menschen der Erde besitzen genau so viel wie die ärmere Hälfte aller Menschen zusammen, ein Beispiel, dass sich mit kleineren Zahlen auch auf Deutschland übertragen lässt.
Die reformistischen Gewerkschaften begehen den 1. Mai heute in ritualisierten Veranstaltungen. Statt an die kämpferische Tradition dieses Tages anzuknüpfen kommen sie nicht über Forderungen hinaus, die sich im Rahmen der kapitalistischen Ordnung bewegen. Statt ein Ende des ausbeuterischen Kapitalismus zu fordern sind die reformistischen Gewerkschaften auf den sozialen Frieden bedacht und wollen bloß nicht den Wirtschaftsstandort gefährden. An dem Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital wird nicht gerüttelt. Echte Verbesserungen sind jedoch außerhalb einer Sozialpartnerschaft zwischen Unternehmenden und Arbeitenden zu suchen.
Die reformistischen Gewerkschaften gehen mit ihren Forderungen konsequent am Kern des Problems vorbei, da der ausbeuterische Kapitalismus systematisch Ungleichheit produziert.
Nur durch kosmetische Korrekturen ist keine solidarische Gesellschaft zu erreichen!
Perspektiven

"Nous portons un monde nouveau dans nos cœurs - Wir tragen eine neue Welt in unseren Herzen". - Buenaventura Durruti

Es ist an der Zeit sich an die revolutionären Wurzeln des 1. Mai zu besinnen und der Marktwirtschaft und dem Lohnsystem dem Kampf anzusagen.
Wir wollen eine Wirtschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Der Reichtum der Gesellschaft wird gemeinsam produziert, deshalb sollen alle gleichberechtigten Zugang dazu haben. Doch anstatt an Stellvertreter*Innen wie Parteien zu appellieren, setzen wir auf eigenständigen Einsatz, der an den Problemen und Ungerechtigkeiten unmittelbar ansetzt.
Es gibt bereits vielfältige Konzepte, Organisationen und Initiativen, die an der Realisierung einer solidarischen Gesellschaft arbeiten, Alternativen entwickeln, gegen die herrschenden Verhältnisse protestieren und eigene Strukturen aufbauen, zum Beispiel basisdemokratische, kämpferische Gewerkschaften wie die Freie Arbeiter*Innen Union (FAU), Kollektivbetriebe, Mieter*Innenvereinigungen, Hausprojekte oder anarchistische Gruppen.

Der 1. Mai ist ein Tag, in dessen Tradition gegen Kapitalismus und Arbeitswahn auf die Straße gegangen werden sollte, ein Tag mit einer widerständigen, aufsässigen und antikapitalistischen Tradition.


Für einen kämpferischen 1. Mai!

Für eine herrschaftsfreie und ausbeutungsfreie Gesellschaft! 

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