Fas­sungs­lo­sig­keit über Auf­tritt von Neo­na­zis auf an­ti­fa­schis­ti­scher Mahn­wa­che

Am Mon­tag, den 18.​11.​2013, ver­an­stal­te die Ver­ei­ni­gung der Ver­folg­ten des Na­zi­re­gimes – Bund der An­ti­fa­schis­tin­nen und An­ti­fa­schis­ten Kai­sers­lau­tern (VVN-​BdA) eine Mahn­wa­che an­läss­lich Na­zi-​Schmie­re­rei­en an dem Mahn­mal auf dem Syn­ago­gen­platz. In der Zeit zwi­schen Sams­tag, 09. No­vem­ber, und Sams­tag, 16. No­vem­ber, wur­den auf der Rück­sei­te der Ge­denk­ta­feln, mit den Namen der jü­di­schen Opfer im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, Ha­ken­kreu­ze und SS-​Ru­nen hin­ter­las­sen. Die Po­li­zei er­mit­telt wegen Sach­be­schä­di­gung und dem Ver­wen­den von Kenn­zei­chen ver­fas­sungs­wid­ri­ger Or­ga­ni­sa­tio­nen.
Die Mahn­wa­che be­gann um 18.​00 Uhr, 50 bis 60 Per­so­nen hat­ten sich ver­sam­melt. Dar­un­ter auch viele äl­te­re Mit­bür­ger, sowie An­ge­hö­ri­ge der jü­di­schen Ge­mein­de. Unter den Teil­neh­mern waren auch Mit­glie­der des Stadt­ra­tes, au­ßer­dem stie­ßen der Bei­ge­ord­ne­te Joa­chim Fär­ber und Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Klaus Wei­chel spä­ter hinzu. Um 18.​15 Uhr wurde die Mahn­wa­che durch die Rede eines Ver­tre­ters der VVN-​BdA er­öff­net.
Zu die­sem Zeit­punkt wurde be­kannt, dass sich 15 Neo­na­zis in Rich­tung Mahn­wa­che be­weg­ten. We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter kamen sie aus der Lui­sen­stra­ße; sie tru­gen Trans­pa­ren­te, Fah­nen und Trö­ten mit sich.
Ein Groß­teil der Mahn­wa­che setz­te sich in Be­we­gung, um zu ver­hin­dern, dass die Neo­na­zis den Syn­ago­gen­platz be­tre­ten, und so diese wich­ti­ge Ge­denk­stät­te schän­den. In Folge des­sen wur­den sie durch die Po­li­zei­kräf­te ab­ge­drängt. Dar­auf­hin wur­den ohne er­sicht­li­chen Grund meh­re­re Per­so­nen­kon­trol­len bei den Teil­neh­mern der Mahn­wa­che durch­ge­führt. Im wei­te­ren wurde ein Fo­to­graf, der ver­such­te das skan­da­lö­se Vor­ge­hen der Neo­na­zis zu do­ku­men­tie­ren, auf­ge­for­dert das fo­to­gra­fie­ren zu un­ter­las­sen. Es wurde sogar ge­droht die Fo­to­aus­rüs­tung zu be­schlag­nah­men. Als Be­grün­dung wur­den Ge­set­ze ge­nannt, wel­che fak­tisch nicht exis­tent sind.
Zwi­schen­zeit­lich wurde eine durch die Neo­na­zis spon­tan an­ge­mel­de­te Kund­ge­bung von den Ord­nungs­kräf­ten ge­neh­migt, diese fand in der Lui­sen­stra­ße statt, also in Sicht-​ und Hör­wei­te zum Syn­ago­gen­platz und der Mahn­wa­che. Die Teil­neh­mer der Mahn­wa­che stell­ten sich den Neo­na­zis ent­ge­gen und war­te­ten bis ca. 21.​00 Uhr unter lau­tem Pro­test deren Abzug ab.
Es ist dem ent­schlos­se­nen Han­deln von Ein­zel­per­so­nen zu ver­dan­ken, dass eines der wich­tigs­ten Mahn­ma­le der Stadt Kai­sers­lau­tern nicht durch Neo­na­zis be­tre­ten wer­den konn­te.
Das die Kund­ge­bung der Neo­na­zis in un­mit­tel­ba­rer Nähe zu einem Denk­mal und einer Mahn­wa­che gegen An­ti­se­mi­tis­mus und men­schen­ver­ach­ten­den Ideo­lo­gi­en ge­neh­migt wurde, lässt viele Fra­gen ge­gen­über den Ord­nungs­be­hör­den und der Stadt offen. Au­ßer­dem ent­stand durch die räum­li­che Nähe der Neo­na­zis zu der Mahn­wa­che eine kör­per­li­che Ge­fahr für die Teil­neh­mer der Mahn­wa­che. Der­ar­ti­ges Han­deln von Be­diens­te­ten der Stadt las­sen die Be­teue­run­gen auf der Ge­denk­ver­an­stal­tung zur Reichs­po­grom­nacht in der Frucht­hal­le wie leere Wort­hül­sen wir­ken und es zeigt, dass prak­ti­sche Ar­beit für De­mo­kra­tie und To­le­ranz viel zu oft aus­schließ­lich an Ein­zel­per­so­nen und au­ßer­par­tei­ischen Grup­pen hän­gen bleibt.
Wir wer­den uns von der­ar­ti­gen Ak­tio­nen nicht ab­hal­ten las­sen wei­ter für De­mo­kra­tie und To­le­ranz zu strei­ten. Die­ser An­griff auf un­se­re de­mo­kra­ti­schen Rech­te von denen, wel­che an­ti­de­mo­kra­ti­schen In­hal­te und den Mas­sen­mord an Mil­lio­nen von Men­schen be­ju­beln, wer­den wir nicht un­be­ant­wor­tet las­sen. Wei­te­res Vor­ge­hen wer­den wir mit den be­tei­lig­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen be­ra­ten.
Die Ge­schich­te mahnt uns zum Han­deln – hier und jetzt!
Bünd­nis „Kai­sers­lau­tern gegen Rechts“, 19.​11.​2013

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