Eine Statement gegen Staatsflaggen
Am Samstag, dem 14.02.2015 fand in Frankfurt (Oder) eine antirassistische Demonstration statt. Wir waren selbst Teilnehmer*Innen dieser Demonstration und beteiligten uns nach unseren Möglichkeiten und Vorstellungen an deren Organisation. Wir nahmen dafür in Kauf, das wir mit Menschen auf die Straße gingen, die nicht unbedingt unsere Sicht der Welt teilen. Das finden wir auch nicht schlimm, um es genauer zu sagen, wir haben es sogar als Chance begriffen, anarchistische Inhalte unter die Menschen zu bringen. Dass wir uns dazu gezwungen sehen mussten, unsere eigenen Ideale zu verraten, damit hätten wir jedoch nicht gerechnet.
Wir mussten uns spätestens nach der Demonstration folgende Frage beantworten: Wie gehen wir mit Menschen um, die auf Demonstrationen mit der deutschen Nationalflagge kokettieren? Oder besser gesagt: Wie gehen wir mit Menschen um, die auf Demonstrationen mit der deutschen Nationalflagge kokettieren, wenn es einen Großteil der vorwiegend bürgerlichen Demonstration nicht einmal ansatzweise stört? Unter der deutschen Nationalflagge geschieht tagtäglich institutioneller Rassismus, Ausgrenzung und sogenannte Fremdenfeindlichkeit. Die deutsche Flagge ist wie alle anderen Nationalstaatssymboliken in Blut getränkt: Unter ihr geschahen neben vielen anderen Verbrechen an der Menschheit NSU, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und Mölln. Auch heute gehören solche Zustände wieder zum Alltag. Das Tragen einer solchen Flaggen als vermeintliche Provokation ist der blanke Hohn für Betroffene solcher und ähnlicher, aus rassistischer Motivation verübter Gewalttaten des deutschen Volkszorns. Ein deutscher Patriotismus ist ebenso wie jeder andere Patriotismus der Wegbereiter für völkisches Denken, Unrecht und Mord im Zeichen einer Flagge.
Wir haben uns die gestellten Fragen beantwortet. Von Bürger*innen und Bürger, die für Antifaschismus und Antirassismus auf die Straße gehen, sollte erwartet werden können, auf solche Personen zu reagieren: Personen, die ihren Patriotismus auf derartigen Demonstrationen zur Schau stellen, haben darauf nichts zu suchen und gehören von dieser einheitlich ausgeschlossen. Der Verherrlichung deutscher Verbrechen darf auf Demonstrationen kein Raum eingeräumt werden – schon gar nicht unter dem Banner des Antifaschismus’ und Antirassismus’. Andernfalls werden wir bürgerliche Bündnisse dieser Art nicht mehr unterstützen.
Wir sind gegen Deutschland! Wir wollen Staaten überwinden! Wir sind antinational!