Do, Schwarzer Tresen: Anarchopazifismus
Geschichte(n) von unten und Perspektiven des libertären Antimilitarismus. Vortrag und Diskussionsveranstaltung mit Graswurzelrevolution-Redakteur Bernd Drücke
Aufgrund der grausamen Erfahrungen, die viele Menschen während des Ersten Weltkriegs gemacht hatten, wuchs der Anarchopazifismus 1918 erstmals zu einer weltweiten Massenbewegung. 1921 gründeten AnarchopazifistInnen in den Niederlanden das bis heute aus etwa 90 antimilitaristischen Organisationen in 45 Ländern bestehende Netwerk War Resisters‘ International (WIR). In den 1920er Jahren brachte die anarchistisch-pazifistische Bewegung auch in Deutschland zahlreiche Periodika wie Junge Anarchisten (1923-1931) und Die Schwarze Fahne (1925- 1929) hervor. 1933 wurde die Bewegung zerschlagen, die libertär-antimilitaristische Literatur, wie z. B. „Krieg dem Kriege“ von Ernst Friedrich, das meistverbreitete antimilitaristische Buch der zwanziger Jahre, war unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verboten worden und fiel den Bücherverbrennungen zum Opfer. Nach 1945 war die Tradition des libertären Antimilitarismus weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Nazis hatten nicht nur zahllose Menschen, sondern auch viele Erinnerungen vernichtet. Mit Gründung der bis heute als „Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft“ erscheinenden Graswurzelrevolution im Juni 1972 und der Entstehung der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA 1980 – 1997) erlebte der Anarchopazifismus auch in Deutschland eine Renaissance. Angesichts der Remilitarisierung auch in Deutschland und der Kriege in der Ukraine und anderswo ist ein Widererstarken des anarchistischen Antimilitarismus heute wichtiger denn je.
Der Referent:
Bernd Drücke, geb. am 24.12.1965 in Unna, Dr. phil., Soziologe, freier Journalist und Autor. Er lebt in einem alternativen Wohnprojekt in Münster und ist seit Anfang der 1980er Jahre in den sozialen Bewegungen aktiv. Seit November 1998 arbeitet er als Koordinationsredakteur der Graswurzelrevolution.
Am Dienstag, 13. Oktober 2015, 19:00 Uhr Im Nordpol, Münsterstr. 99, 44145 Dortmund