Das war der anarchistische 1. Mai 2018 in Dortmund
Wir haben 2 Videos zu den Ereignissen produziert, ihr könnt sie hier finden: Schwarz-Roter Block auf der DGB Demo und anarchistische 1. Mai Demo
Dieses Jahr war einiges los am anarchistischen 1. Mai in Dortmund. Auch in den vergangenen Jahren gab es die unterschiedlichsten Aktivitäten, auf die wir zu Beginn einen kleinen Rückblick werfen wollen.
Ein Blick zurück ist auch einer nach vorn!
2015 gab es zum 1. Mai das erste Mal seit vielen Jahren wieder eine explizit anarchistische Demonstration in Dortmund. Bis zu 300 Menschen beteiligten sich damals an der Demo, welche vom Münsterplatz bis in den Westpark lief, in dem es dann ein kleines Zusammenkommen gab. Voran gegangen war der Demo eine umfangreiche, starke Mobilisierungskampagne.
2016 fielen die Aktivitäten von den letzten Jahren her am schwächsten aus. Anarchist*innen beteiligten sich zuerst an der Revolutionären Vorabenddemo in Bochum, organisierten dann einen antikapitalistischen Block auf der DGB-Demonstration in Bochum, an dem circa 50 Menschen teilnahmen und schlossen sich danach den Aktivitäten gegen einen Naziaufmarsch in Bochum an. Der Block auf der DGB-Demonstration konnte zwar kämpferische Akzente setzen und auch eine Rede von Hannelore Kraft stören, blieb aber mit der geringen Teilnehmer*innenzahl hinter unseren Möglichkeiten zurück.
2017 makierte hingegen einen absoluten Höhepunkt der anarchistischen Bewegung in der Region. Am 29.4. gab es ein extrem erfolgreiches, von hunderten Menschen besuchtes, anarchistisches Parkfest im Blücherpark im Hafenviertel. Am 30.4. einen sehr breit aufgestellten anarchistischen Block auf der Revolutionären Vorabenddemo in Bochum. Am 01.5. beteiligten sich Anarchist*innen dann an einer unangemeldeten Demo in Witten, welche bis auf das Ende ungestört durch die Innenstadt laufen konnte und schlossen sich danach den Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch in Dortmund an.
2018 gab es nun neben einer ordentlichen Beteiligung auf der Revolutionären Vorabenddemo in Bochum einen schwarz-roten Block auf der DGB-Demonstration in Dortmund mit mindestens 80 Teilnehmer*innen, sowie nach 2015 wieder eine anarchistische 1. Mai Demonstration in Dortmund. Dieses Jahr nahmen über 300 Menschen teil. Im Anschluss an die Demo gab es dann noch ein kulturelles Abendprogramm im Black Pigeon.
Schwarz-Roter Block auf der DGB-Demo – Bullen und DGB Hand in Hand!
Am morgen des 1. Mai fanden sich mindestens 80 Menschen auf der DGB-Demo in Dortmund für einen kämpferischen schwarz-roten Block unter dem Motto: „Deutschlands Erfolg, auf unsere Kosten – dabei hilft der DGB! – gegen Kapital, Staat und Sozialpartnerschaft!“ ein. Eine recht spontan entstandene Aktionseinheit der anarchistischen Gruppe Dortmund, des Kommunistischen Kollektivs Ruhr und der Gruppe K ermöglichte es, diesen für Dortmunder Verhältnisse gut besuchten Block zu organisieren, der ohne große öffentliche Bewerbung auskam.
Von Anfang an wurden kreative, anlassbezogene Parolen gerufen, welche sich auch gezielt gegen den DGB richteten. Dieser ordnet seine angebliche “Interessenvertretung” der Lohnabhängigen dem Erfolg des “Standorts Deutschland”, sprich den Profitinteressen der Unternehmen, unter und möchte seine Basis auf eine Masse von passiven Statist*innen reduzieren, die ihre Mitgliedsbeiträge bezahlen und brav das machen, was irgendwelche Funktionär*innen ihnen sagen. Unser Block makierte durch das geschlossene Auftreten und den Widerspruch zu großen Teilen der restlichen Demo eine klare, den Grundsätzen des DGB entgegenstehende Perspektive für eine soziale Revolution.
Doch genau diesen Widerspruch konnten die Verantwortlichen nach einiger Zeit nicht länger ertragen. Ganz in demokratischer Manier versuchten sie, das Recht der angeblichen Mehrheit geltend zu machen und uns von der Demo zu werfen. DGB-Ordner*Innen bildeten eine Kette vor unserem Block und die Anmelderin teilte uns mit, dass wir nicht erwünscht seien und doch bitte gehen sollten. Als wir klarstellten, dass wir nicht weichen würden und ebenfalls Ketten bildeten, versuchte es die Demoleitung mit Entsolidarisierung. Die restliche Demo sollte einfach an uns seitlich vorbei ziehen und wir so ans Ende gedrängt werden. Diese Rechnung ging allerdings nicht auf, da sich andere Teile der Demo mit uns solidarisierten und sich uns sogar anschlossen. Insbesondere der kurdische Block sowie der Block der MLPD wären hier zu nennen, welche uns zur Seite standen und bewusst nicht an uns vorbei zogen.
Nach einiger Zeit des Stillstands unternahm dann unser Block einen Durchbruch durch die Kette des DGB, da abzusehen war, dass wir handeln müssen, um unsere Teilnahme durchzusetzen. In dieser undurchsichtigen Situation kam es auch zu einigen Faustschlägen ins Gesicht von Genoss*innen durch DGB-Ordner welche auch im allgemeinen sehr aggressiv auftraten. Nachdem dem DGB klar wurde, dass er uns niemals alleine davon abhalten können würde, an der Demo teil zu nehmen, schaltet er die Bullen ein, welche anfangs mit sehr wenig Kräften vor Ort waren. Diese spielten zwar mit ihrem Pfefferspray herum, zogen dann aber nach einigem Hin und Her wieder ab, was wahrscheinlich unserem entschlossenen Auftreten sowie insbesondere der Unterstützung zu verdanken ist, die wir von anderen Teilen der Demo erfuhren. Bullen und DGB Hand in Hand – unsere Antwort lautet Widerstand!
Nachdem der Trauermarsch des DGB weiterzog, gab es nach einiger Zeit einen Ausbruch unseres Blocks zur großen Verwunderung der DGB- Ordner. Eine Brücke, die über der Demoroute gelegen war, wurde für einen Bannerdrop in Beschlag genommen und so die gesamte Demo von oben mit unseren Inhalten konfrontiert.
Gegen Ende maschierte dann noch eine Hunderschaft Bullen auf, welche willkürlich zwei Leute festnahm. Nach einer Personalienkontrolle und der geschlossenen Solidarität von mindestens 200 Menschen, während der Rest der Demo weiterzog, ging es dann, nachdem die beiden freigelassen wurden, weiter Richtung Westpark. Hier erwartete uns die letzte Überraschung des Tages, als der DGB versuchte, uns den Zutritt zu seinem Bratwurstfest zu verwehren, indem er die Tore des Parks schließen ließ. Für mehr als Gelächter und „die Mauer muss Weg“-Rufe sorgte auch dieser erbärmliche Versuch, gegen uns vorzugehen, nicht, sodass nach kurzer Zeit die Mauer fiel und die Tore geöffnet wurden.
Der DGB hat mit seinem Vorgehen gegen uns das direkte Gegenteil dessen erreicht, was er sich erhoffte. Klar gab es auf der Demo einige Lakaien und Schäfchen, die uns jetzt noch kritischer gegenüber stehen als vorher. Dies zeigt sich etwa durch die Trolle der grünen Jugend, welche im Internet herumlungern. Sehr viel mehr Leute haben sich jedoch mit uns solidarisiert und dafür gesorgt, dass wir unseren Block durchsetzen konnten. Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat. Genauso zufrieden sind wir mit der Aktionseinheit mit unseren kommunistischen Wegbegleiter*Innen, welche ausgezeichnet funktioniert hat! So kanns weiter gehen… und ging es dann auch:
Über 300 Menschen für ein Ende der Lohnarbeit und eine herrschaftsfreie Gesellschaft
Ab 18 Uhr fanden wir uns zu unserer eigenen Demonstration am Sonnenplatz ein. Unter dem Motto „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann – für eine Welt ohne Lohnarbeit!“ versammelten sich bei mittlerweile sonnigem Wetter – passend zum Namen des Versammlungsortes – über 200 Menschen.
Die Auftaktkundgebung markierte auch gleich einen der Höhepunkte der Demonstration. Während es sonst bei linksradikalen Demos normal geworden ist, dass niemand Redebeiträgen lauscht und sich die Redner*innen tief in einem Lautsprecherwagen verkriechen oder die Reden gleich einfach über Band abgespielt werden, herrschte bei der Auftaktkundgebung der anarchistischen 1. Mai Demonstration eine aufmerksame Stille. Die Redner*innen der insgesamt drei Beiträge standen in der Mitte eines sich spontan bildenden Kreises von Teilnehmer*Innen. Diese lauschten gespannt den emotional und kämpferisch vorgetragenen Beiträgen. Zwischendurch brandete Applaus auf. Das anarchistische Kollektiv 442, die Make-Amazon-Pay-Kampagne und zum Schluss die Anarchistische Gruppe Dortmund heizten die Stimmung an und stellten klar, warum wir auf der Straße sind. (Alle Redebeiträge, die uns vorliegen, sind unten angehängt.) Nach dem letzten Beitrag wurde spontan „Hoch die antinationale Solidarität!“ gerufen. Wirklich ein besonderer Moment und eine Art von Kundgebung, die wir so lange vermisst haben und uns nun selbst geschaffen haben…
Bild von der Auftaktskundgebung
So ging es dann zügig los durch den Westpark, vorbei am Dortmunder U, am Hauptbahnhof und durch die Unterführung in die Nordstadt, zur Münsterstraße. Im Verlauf der Strecke schwoll die Demo durch Nachzügler*innen und spontan sich Anschließende auf über 300 Menschen an. Am Rande der Demo gab es immer wieder einzelne kurze Beiträge, welche z.B. den RWE-Tower und die Solidarität mit dem Hambacher Forst, die Rolle der Dortmunder Bullen für den Zustand in der Nordstadt an der Nordwache oder die Bedeutung des Mehmet-Kubasik-Denkmals thematisierten. In der Münsterstraße gab es dann zwei unschöne Vorkommnisse. Zuerst warf ein Mensch vom Rand der Demo Eier auf die KIK Filiale, wobei eine vor dem Laden stehende Frau mit ihren Kindern getroffen wurde. Wir warfen die entsprechende Person von der Demo und sprachen unser Bedauern bei der getroffenen Familie aus, welche sich darüber freute. Zum Glück ging es allen den Umständen entsprechend gut und die Leute waren nicht nachtragend. Außerdem kontrollierten Bullen eine Gruppe von Menschen im Umfeld der Demo und wirft ihnen wohl Sachbeschädigung vor. Die Demonstration solidarisierte sich selbstverständlich mit den von Repression Betroffenen und wartete solange, bis die Gruppe wieder zu uns stoßen konnte.
Der Rest der Route, der uns über die Mallinkrodstraße über die Schützenstraße, in die Feldherrnstraße bis vor das Black Pigeon führte, verlief ohne weitere Vorkommnisse, aber fast kontinuierlich laut und kämpferisch. Vor dem Black Pigeon gab es dann noch eine Abschlusskundgebung, auf der das Kommunistische Kollektiv Ruhr zusammen mit der Gruppe K, Tierbefreier*innen aus Münster und die Freie Arbeiter*innen Union noch Redebeiträge hielten. Anschließend gab es im Black Pigeon noch ein Musikprogramm, bei dem Neo C. und Trio Randale den zahlreich bis zum Ende feiernden Genoss*innen einheizten. Parallel gab es zu essen, viele vertieften sich in Gespräche und führten die ersten Debatten zu den verschiedenen Facetten dieses erfolgreichen 1. Mais. Genauso muss unserer Meinung nach ein kämpferischer Tag zu Ende gehen, lachend, tanzend, singend und sich in eine andere Welt träumend.
An dieser Stelle könnte der Text eigentlich auch zu Ende sein wir wollen, aber noch über einige Punkte reflektieren, die uns wichtig erscheinen:
1. Unsere „Freund*innen“ von der trotzkistischen „Sozialistischen Alternative Voran (SAV)“ haben sich dieses Jahr ganz besondes ins Zeug gelegt. Auf der DGB-Demo sprach sich einer der ihren, der dort als Ordner tätig war, offen dafür aus, dass der schwarz-rote Block von DGB und Bullen entfernt werden soll – ja er freute sich sogar breit grinsend, dass gegen uns vorgegangen wurde. Mitglieder dieses Vereins treten sei Jahren gezielt in bürokratische Organisationen wie die Linkspartei oder eben die DGB-Gewerkschaften ein – angeblich mit dem Ziel, diese zu “radikalisieren” und die Basis zur Rebellion gegen die Funktionäre zu ermuntern. Wenn sich jedoch, wie jetzt am ersten Mai, tatsächlich zarte Ansätze einer solchen Revolte zeigen, stellen sie sich sofort auf die Seite der Bürokratie und gegen die “Nestbeschmutzer*innen”. Hier zeigt sich, dass sie in Wahrheit – weit entfernt davon, irgend etwas Rebellisches zu planen – einfach nur selbst gern stolze Anführer*innen einer möglichst zahlreichen und gehorsamen Schafsherde wären. Anstatt gegen die Herrschenden richtet diese lächerliche Truppe ihre Provokationen gegen wirkliche Kritiker*innen des Bestehenden, etwa, als sie uns am Rande unserer anarchistischen Demo mit “Lenin do it again”-Rufen ärgern wollten. Aber damit rufen sie bei uns nur ein müdes Lächeln hervor…
Bild von den Provozierenden Trotzkisten
2. Gewisse Probleme, die uns bei der Organisation von Demos aufgefallen waren, versuchten wir dieses Jahr noch bewusster anzugehen. Wir wollten, wie schon 2015, keine Black-Bloc-, sondern eine möglichst bunte Demo auf die Beine stellen und haben dies im Vorfeld versucht zu kommunizieren. Natürlich möchten wir niemandem vorschreiben, wie Mensch sich zu kleiden hat, es war jedoch schade, dass trotz unserer Bitte eine große Gruppe als vermummter Black-Bloc aufgetreten ist. Für folgende Demos würden wir uns wünschen, wenn diese noch bunter würden! Außerdem wollten wir, dass durch Transparente und Parolen nicht allein das Thema Antifaschismus, sondern auch andere Inhalte die Demonstration bestimmen. Deshalb haben wir Zettel mit diversen Parolen-Vorschlägen ausgeteilt und das leitende Thema als Front-Banner in den Fokus gestellt. Nichtsdestotrotz haben einzelne Personen die organisierten vorderen Reihen missachtet und wenig geistreiche Parolen wie „Bomber Harris hilf uns doch, Deutschland gib es immer noch“ oder „Weiß war die Nacht, rot war der Schnee, von allen Seiten die Rote Armee“ gerufen. Wir hatten dieses Phänomen einigermaßen im Griff und das Bild der Demo wurde dadurch vermutlich nicht nachhaltig beschädigt. Jedoch würden wir uns wünschen, wenn sich bei zukünftigen von uns organisierten Demos bewusst würde, welche Außenwirkung mit welchen Parolen / Verhaltensweisen erzielt wird und inwiefern dies zu der von uns anvisierten Außenwirkung passt. So müssten wir auch weniger auf der Demostration reglementieren und könnten sie noch mehr genießen.
3. Wir vermissen noch einige Fahnen und es würde uns freuen, wenn sie wieder ihren Weg zu uns zurück finden würden. Hast du plötzlich eine Fahne bei dir zu Hause, die vor der Demo da noch nicht war? Bring sie bitte einfach im Black Pigeon während der Öffnungszeiten Di.-Fr. 13-19 Uhr vorbei!
Ihr seht schon, wir sind insgesamt mehr als zufrieden. Die Demo war nochmal ein kleines Stück größer und das, obwohl deutlich weniger Leute von außerhalb Dortmunds dabei waren als 2015. Alleine aus Wuppertal hat es dieses Jahr niemand von der autonomen Demo zu uns geschafft, weil die Schweine die Demo zerschlagen und zahlreiche Leute kontroliert/festgenommen haben. Solidarität mit den Gefährt*innen aus Wuppertal! 2015 war ein großer Mob aus Wuppertal auch zu unserer Demo nach Dortmund gekommen. Wir können also sehen, dass unsere Moblisierungssärke innerhalb Dortmunds deutlich angewachsen ist, was uns sehr glücklich und hoffnungsvoll macht.
Am 1. Mai mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen und am 2. Mai mit einem Lächeln im Gesicht aufwachen, so sollte es immer sein. Damit wir nächstes Jahr nochmal ’ne Schippe drauf setzen können und damit alles, was am anarchistischen 1. Mai gesagt und gerufen wurde, keine hohle Phrase bleibt, müssen wir uns organisieren. Dafür gibt es zwei konkrete Angebote für Leute, die Lust haben, aktiv zu werden! Werde Teil der anarchistischen Bewegung:
13.5. Anarchistisches Kennenlerntreffen – Thema: Was tun gegen den Rechtsruck
ab 15.00 Uhr im Black Pigeon, Scharnhorststr. 50
16.5. Kennenlerntreffen der Freien Arbeiter*innen Union
ab 19.00 Uhr im Black Pigeon, Scharnhorststr. 50
Anarchistische Gruppe Dortmund
Redebeiträge:
Warum haben wir uns vor einem halben Jahr mit einigen wenigen Aktivisten entschlossen das Bündniss „make amazon pay“ zu gründen?
Weil wir es nicht richtig finden zu glauben, das der Kampf um eine bessere Welt ohne den Kampf um die Bedingungen der Produktion, der Verteilung von Gütern und die soziale Reproduktion zu führen ist. Die Orte dieses Kampfes sind die Fabriken, die Lager und Kaufhäuser ebenso wie Altenheime und Krankenhäuser.
Weil wir denken, dass der „Abschied vom Proletariat“ ein falscher Gedanke ist, weil die Produktion nicht abgeschafft wurde, sondern in die Länder des Südens verschoben wurde. Noch nie waren in der Menschheitsgeschichte so viele Frauen und Männer proletarisiert in der unmittelbaren, fabrikmäßigen Herstellung von Gütern involviert.
Weil wir wissen, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt nicht dazu taugt, die Menschen überflüssig zu machem oder gar vom Joch der Lohnarbeit zu befreien. Weil fortgeschrittene Sensorik und automotaisierte Datenanalyse, wie bei Amazon, genutzt werden, um immer feinere Netzte der Kontrolle über die Arbeiterin und den Arbeiter zu spannen.
Weil Amazon als Vorreiter einer »digitalen Taylorisierung« in Form von lückenloser Kontrolle eine maschinelle Menschensteuerung als Arbeitsmodell der Zukunft durchsetzen will, ob nun in den Lagerhallen durch den Handscanner oder für die Crowdworker durch die Plattform Mechanical Turk.
Weil wir wissen, dass die konkreten Arbeitsbedingungen im digitalen Kapitalismus, wie in den hochmodernen Verteilzentren bei Amazon mehr Stress, mehr Überwachung und weniger Lohn bedeuten.
Weil, der Kampf um Arbeitnehmerrechte bei Amazon uns alle angeht. Das liegt daran, dass es sich bei den fünfjährigen Auseinandersetzungen nicht in erster Linie um einen Lohnkonflikt handelt. Der Weltmarktführer des Onlinehandels weigert sich prinzipiell, mit Gewerkschaften zu verhandeln oder gar Tarifverträge abzuschließen. Es geht um die Frage, welche Zukunft kollektive Interessenvertretungen in Betrieben haben werden.
Weil der Kampf der Amazon Beschäftigten ein transnationaler Kampf sein wird. Die transnationale Solidarität der Beschäftigten bei Amazon ist Vorraussetzung zur Durchsetzung der eigenen Anerkennung als nationale Interessensvertretung. Dieser Kampf kann nicht ohne Niederlage in die Logik des Standortwettbewerbs gezwungen werden.
Weil, uns die Entschlossenheit nicht nachzulassen, nicht aufzugeben, der Amazon Beschäftigten faziniert. Weil in ihrem tagtäglichen Widerstand gegen Schikanen und Zumutungen durch das Amazon Management aufblitzt, es geht hier nicht nur um die Lohnhöhe, es geht „um´s Prinzip“. Es geht um Mitbestimmung über den Arbeitsprozess, um Selbstachtung und Würde!
Weil wir wissen, dass die Kämpfe in der Logistik zusammengedacht und zusammengebracht werden müssen, mit den Kämpfen um die Arbeitsbedigungen in den Krankenhäuser und Altenheimen. Weil es darum geht, in einem „sozialen Streik“ sich gegenseitig zu unterstützen, neue Perspektiven aufzunehmen und gemeinsam über eine Perspektive jenseits „marktförmiger Zurichtung“ zu streiten.
Deshalb werdet Teil oder unterstützt „make amazon pay“, bringt eure Erfahrungen, euer Wissen, euer Widerständigkeit mitein und lasst am nächsten Black Friday gemeinsam mit den Amazon Beschäftigten vor den Werkstoren wieder die Losung verkünden:
Strike hard, Have fun, Make Capitalism histroy!
Der in der kapitalistischen Gesellschaft herrschende Druck beginnt nicht erst
mit Eintritt in die Arbeitswelt.
Schon ab der frühen Kindheit und Jugend werden Menschen darauf vorbereitet
produktive und verwertbare Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Spätestens mit
Eintritt in die Institutionen Kindergarten und Schule liegt der Fokus, im
Gegensatz zum nach außen kommunizierten Ziel der
Persönlichkeitsentwicklung, in der Vermittlung von kapitalistisch verwertbarem
Wissen sowie Angepasstheit und Unterordnung.
Sämtliche Freizeitaktivitäten zielen auf Leistungs- und Fördergedanken ab und
erhöhen somit den Druck auf Kinder und Eltern.
Alles was zählt sind die Pluspunkte im Lebenslauf!
Werte wie Rücksichtnahme, Solidarität und Wertschätzung des Gegenübers
sind dann wichtig wenn sie zur Entlastung der Erwachsenenwelt dienen und
völlig nebensächlich wenn es um die Weiterentwicklung und Überprüfung von
Leistung geht. Höher, schneller, weiter statt Spaß an der Sache.
Dies führt zu einer völligen Entfremdung von Kindheit die den Übergang in
unsere Leistung- und wirtschaftsorientierte Lebensrealität markiert.
Kinder und Jugendliche haben ihr Leben und dessen Gestaltung nicht mehr in
der eigenen Hand.
Dem gilt es einen Gegenpol zu schaffen!
Einen Gegenpol aus niederschwelligen Angeboten.
Laßt uns selbstorganisierte Bildungsangebote schaffen!
Laßt uns autonome Jugend-und Familienzentren organisieren!
Laßt uns das Potential von Kindern und Jugendlichen aufgreifen!
Freie und selbstorganisierte Bildung in Sport, Musik, Durchsetzung eigener
politischer Belange und Gemeinschaftsversorgung.
Laßt uns Kinder-Küfas aufbauen!
Laßt uns Inseln der Selbstwirksamkeit schaffen die zusammenwachsen und uns
unserer Utopie von Gesellschaft etwas näher bringen.
In der wir, zusammen mit Kindern und Jugendlichen, für unsere Belange
solidarisch und widerständig einstehen. In der wir erlernen das Lohnarbeit nicht
den Wert eines Menschen darstellt. In der das Wissen um die Notwendigkeit
von Organisation und gemeinsamem Kampf lohnabhängiger wie Erwerbsloser
selbstverständlich ist und laut und offensiv nach außen getragen wird und in der
wir nicht mehr als Stellvertreter der Jugend hier stehen sondern diese für ihre
Rechte hier selbst dasWort ergreifen!
In diesem Sinne:
Laßt uns im miteinander der Generationen widerständige Praxis leben die die
Kämpfe von erwachsenen, Kindern und Jugendlichen gleichermaßen
konsequent führt und auf die Straße und in die Köpfe und Herzen der
Gesellschaft trägt!Freie Bildung, schönes Leben sollte es für alle geben!
Liebe Genoss*innen,
schön das Ihr heute so zahlreich mit uns auf die Straße kommt! Warum stehen wir heute hier? Sind wir nicht diese in gesellschaftlicher Isolation gefangene “linksradikale Szene” welche keinen Anschluss zu den “Massen” hat? Die aus ihrem Elfenbeinturm heraus eine andere Gesellschaft predigt?
Vielleicht ist da ein Stück weit was dran. Aber in aller erster Linie sind wir doch hier um klar auf zu Zeigen auch in diesem als perspektivlos dargestelltem System gibt es Menschen die sich hier noch nicht eingerichtet haben, die ein anderes, freies Leben für sich und die Gesellschaft wollen und wir sind bereit dafür zu kämpfen!
Wir machen uns nicht die Illusion das diese Demonstration hier die Welt oder unser alltägliches Leben tief greifend verändert. Das hier ist ein öffentliches Zusammenkommen, schaut in die Gesichter der anderen, die auch heute ihren Weg hierhin gefunden haben: Wir leben! Wir leben!
Genau das ist es was wir so häufig in unseren meistens voneinander isoliertem Alltag vergessen. Wen wir auf dem Amt die Schikane der Sachbearbeiterin erdulden müssen. Wenn wir auf der Arbeit vor dem Boss buckeln müssen. Wenn wir in der Schule gemaßregelt werden, weil wir nicht Tag für Tag ruhig da sitzen wollen.
Genau Dan fehlt uns ein Genosse neben uns, der mit uns die Situation übersteht. Das in der Situation kämpfen und danach lachen, schreien, weinen. Genau das ist es was dieses System tut uns voneinander Isolieren, uns klein halten und dem Zwang, der Autorität auszuliefern.
Darum geht es uns als anarchistische Gruppe. Finden wir uns zusammen, lernen wir uns wieder kennen. Schaffen wir organisierte Rahmen des Austausches der gegenseitigen Hilfe. Begleiten wir uns beim Gang zum Amt. Organisieren wir uns in Basisgewerkschaften wie der Freien Arbeiter Union, um für unsere Rechte einzustehen. Schaffen wir einen Rahmen, in dem wir immer effektiver und gezielter gegen die gesamt Scheiße kämpfen und über unsere Ideen aufklären.
Von daher spielt es auch keine große Rolle, ob wir hier heute mit 100 oder 500 Leuten stehen. Wir wissen, wie weit unsere Wünsche einer sozialen Revolution auf der einen Seite und der relativen Schwäche der anarchistischen Bewegung auf der anderen Seite in Diskrepanz stehen.
Aber wieso sollte uns das dazu Bringen die Hoffnung zu verlieren, wenn wir doch sehen wie sehr wir uns selbst und andere mit unseren Ideen der gegenseitigen Hilfe beistehen. Wenn wir sehen, wie wirkungsmächtig wir auch als verhältnismäßig kleine Bewegung sind wenn wir uns das anarchistische Zentrum in Dortmund Black Pigeon, die Hambacher Forst Waldbesetzung im Rheinland gegen den Braunkohle Abbau und generell die vielen Hausbesetzungen, die es immer wieder in unserer Region gab, anschauen. Aber auch wenn wir über den Tellerant der Region unseren Blick weltweit schweifen lassen, sehen wir überall Anarchist*innen für unsere Ideen einstehen.
Lasst uns das grade Heute am anarchistischen 1. Mai, der schon so viele kämpfe, Niederlagen, und Siege gesehen hat nicht vergessen!
Wir sind nicht allein. Nehmen wir hoffnungsvoll unsere Leben in die eigenen Hände. Nur dann werden wir irgendwie, irgendwo, irgendwann eine Welt ohne Lohnarbeit und Herrschaft erreichen!