Cuba: Amnestie und Diplomatie mit den USA

Über die Freilassung von Gefangenen und die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den Regierungen von Cuba und den USA

Erklärung des „Libertären Ateliers Alfredo López“[1]
(Havana, 19. Dezember 2014)

Taller Libertario Alfredo Lopez (Havanna, Cuba)

1. Die „Normalisierung“ der diplomatischen Beziehungen zwischen den Regierungen der USA und Cubas sollten bei der Überwindung vieler veralteter Hindernisse hilfreich sein, die von eben jenen Regierungen über die grundlegenden menschlichen Verbindungen in beiden Ländern verhängt worden waren.

2. Wir feiern, gemeinsam mit den aus den Gefängnissen Befreiten und ihren Familien, die nun ihre Liebsten zuhause begrüßen können, endlich befreit, nach so vielen Jahren „legaler“ Inhaftierung.

3. Jedoch ist uns der Wortlaut dieser Verhandlungen nicht bekannt, die effektvoll inszeniert wurden und eine Wundergläubigkeit fördern, was uns nur die Rolle der passiven Beobachter/innen überlässt.

4. Wir sind besorgt über die neu entstandenen Möglichkeiten für vermehrte und verbesserte kapitalistische Ausbeutung der kubanischen Bevölkerung.

5. Diese wird durch noch mehr Konsumismus, noch mehr ökologische Plünderung und noch mehr Massenkultur die bereits bestehende Unterwürfigkeit, Bedeutungslosigkeit und Elend weiter verschlimmern, denn…

6. Der nordamerikanische Imperialismus besteht weiterhin.

7. Der kubanische Autoritarismus besteht weiterhin.

8. Der [US-]Marinestützpunkt Guantánamo wurde noch nicht aufgegeben und beherbergt weiterhin einen internationalen Gefängniskomplex mit Folterzentrum.

9. Daher ist es nicht genug eine Gruppe von Gefangenen freizulassen und ein besonders schreckliches Gefängnis zu schließen, denn alle Gefängnisse müssen weltweit abgeschafft werden.

10. Außerdem reicht es nicht aus, dass die Regierungen ihren „Kalten“ Krieg beenden und sich auf eine Reihe von Punkten einigen: Wahre Versöhnung wird es zwischen den Bevölkerungen erst geben, wenn es keine Staaten mehr gibt.

11. Dies kommt jedoch nicht durch die Befreiung der Märkte, damit die Eigentümer/innen der Mittel zur Ausbeutung der Arbeit anderer Leute und der Natur miteinander Handel treiben können.

12. Daher hoffen wir, dass es nun angesichts der aufscheinenden Möglichkeit einer Beendigung des Embargos nicht nur von den herrschenden Mächten alleine ausgearbeitet wird, sondern dass alle kubanischen und US-amerikanischen Bürger/innen bewußt daran teilnehmen.

Wir werden unseren Kampf gegen jede Herrschaft weiterführen: ökologisch, anti-imperialistisch, antikapitalistisch und antiautoritär, in Solidarität mit unseren Genos/innen auf der ganzen Welt.

Freiheit ohne Sozialismus bedeutet Privilegien; Sozialismus ohne Freiheit bedeutet Brutalität und Tyrannei.

Taller Libertario Alfredo López

Quelle:
http://i-f-a.org/index.php/de/communique-d-autres-organisations-10/623-cuba-taller-libertario-alfredo-lopez-s-stand

Übersetzung: Anarchistisches Forum Köln, http://anarchistischesforumkoeln.blogsport.de

Siehe auch:
„Sobre la liberación de prisioneros y el restablecimiento de relaciones diplomáticas, por los gobiernos de Cuba y EE.UU. (Posición del Taller Libertario Alfredo López)“
http://observatoriocriticocuba.org/2014/12/19/posicion-del-taller-libertario-alfredo-lopez/

Anmerkung
1) Alfredo López Rojas (1894-1926
): Drucker und Typograph, war seit den Generalstreiks 1918 ein bekannter und verfolgter Anarchosyndikalist, der 1921 die Arbeiterföderation von Havanna (Federación Obrera de La Habana) mitbegründete. Als deren Generalsekretär war er 1925 an der Entstehung des landesweiten Gewerkschaftsbundes CNOC (Confederación Nacional Obrera de Cuba) beteiligt. Nach Einrichtung einer Rationalistischen Abendschule (Escuela Racionalista Nocturna) saß er von 1925-’26 während der Machado-Diktatur wegen konstruierter Delikte gemeinsam mit seinem Bekannten Julio Antonio Mella, dem späteren Führer der kommunistischen Partei PCC, im Gefängnis. Nachdem López nach seiner Amnestie einen angebotenen Posten in der Regierung Machado abgeleht hatte, verfolgte ihn die Polizei wegen seiner anarchistischen Aktivitäten weiterhin. Schließlich wurde er in der Nacht zum 20. Juli 1926 „verschwunden“ und später ermordet aufgefunden.

Hintergründe:

„Anarchismus in Kuba“ (Wikipedia)
https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus_in_Kuba

Frank Fernández: „Anarchismus in Kuba“, http://www.anarchismus.de/transnational/kubaanarchismus.htm

„Cuba libre – Solidarität mit den Anarchist/innen in Cuba (Radio Chiflado, 2012)
http://radiochiflado.blogsport.de/2012/12/11/cuba-libre-solidaritaet-mit-anarchistinnen-in-cuba/

Augustin Souchy: „Die kubanischen Libertarios und die Castro-Diktatur“

http://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/augustin-souchy/7270-augustin-souchy-die-kubanischen-libertarios-und-die-castro-diktatur

Raoul Castro und Barak Obama

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