CRIFA Erfahrungsbericht: Die CRIFA in Paris
Im Februar 2015 traf sich in Paris die ‚Kommission der Beziehungen der Internationale der Anarchistischen Föderationen‘ (‚Commission de Relations de l’Internationale des Fédératons Anarchistes’/CRIFA). Die CRIFA ist das in der Regel halbjährlich stattfindende Treffen der IFA, in der 10 anarchistische Föderationen, größtenteils aus Europa, organisiert sind. Da Kongresse bestenfalls nur alle 4 Jahre stattfinden, sind diese Treffen für das Funktionieren der Internationale sehr wichtig. Sie werden vom Sekretariat der IFA geleitet, das zu jedem Kongress wechselt und aktuell von der französischen Föderation ausgefüllt wird.
Es war meine erste CRIFA und als ich mich freitags auf den Weg nach Paris machte, war ich deshalb gespannt, was mich dort erwarten würde.
Spät abends in der französischen Hauptstadt angekommen, wurde ich an der Metrostation abgeholt. Ich übernachtete bei einem französischen Anarchisten, der nahe der Sitzungsräumlichkeiten wohnt und die CRIFA mit organisiert hatte.
Das Treffen fand statt in einem sozialen Laden der Federation anarchiste (FA) in einem Pariser Banlieu, wo diese ökologisch und fair gehandelte Lebensmittel verkauft (ohne festen Preis, jeder zahlt wieviel er will und kann) und eine politische Bücherei betreibt. Der Raum war für seine vielfältige Nutzung erstaunlich klein, reichte für die ca. 25 am Treffen teilnehmenden Personen aber aus.
Nach Frankreich gekommen waren Vertreter*innen aus Italien, Spanien, Britannien, Slowenien und von der FdA sowie Gäste aus Griechenland, der Türkei und Kurdistan.
Die CRIFA begann mit der Vorstellung der Berichte der Föderationen der IFA. Immer wieder musste dabei staatliche Repression angesprochen werden: die slowenisch-kroatische FAO wartet das Ende auf zwei Gerichtsverfahren gegen ihre Genoss*innen, in Italien wurde die von der FAIt unterstützte NoTAV-Bewegung gegen eine Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke mit 1000 Anklagen überhäuft und die spanische ‚Operation Pandora‘, bei der Anarchist*innen als Terroristen festgenommen worden waren, hatte internationale Aufmerksamkeit erregt.
Danach beschäftigten wir uns mit Orten und Terminen der nächsten CRIFAs und strukturellen Angelegenheiten der Internationale.
Positive Berichte aus Lateinamerika prägten dann den Nachmittag. In der GaiDao konnte man schon den Aufruf für eine Anarchistische Föderation der Karibik (Nr. 47) und den Bericht von einer anarchistischen Buchmesse in Sao Paulo in Brasilien (Nr. 48) lesen. Nachdem mehrere anarchistische Föderationen Interesse bekundet haben, scheint es nun möglich, dass die IFA (neben momentan einer Gruppe aus Argentinien) weitere Mitglieder in Lateinamerika gewinnt.
Am Abend spazierten wir zusammen zu einem anderen sozialen Zentrum der (Vor)Stadt, wo der Genosse der ‚Revolutionären Anarchistischen Aktion‘ (‚Devrimci Anarşist Faaliyet’/DAF) einen Vortrag zur Lage in der Türkei und in Syrien hielt. Danach ließen wir mit dem Abendessen bei klassischer Musik einen langen Tag ausklingen.
Am nächsten Morgen setzte der türkische Anarchist, jetzt intern, seinen Bericht fort. Die DAF existiert seit 8 Jahren und besteht aus verschiedenen Untergruppen (z. B. einer Frauenorganisation, der anarchistischen Jugend und einem ökologischen Kollektiv). Sie ist in verschiedenen Kämpfen aktiv und gibt eine monatliche Zeitung heraus, die auf der Straße und in Infoläden verteilt wird. Aufgrund ihrer Beteiligung am kurdischen Befreiungskampf gewinnt sie in Kurdistan Mitglieder und Unterstützer. Trotz dieses Erfolgs sind ihre Beziehungen mit der PKK gut und wird sie von dieser nicht als Konkurrenz gesehen.
Danach wurde über ein Mediterranes Treffen, das im Oktober in Athen stattfinden soll, gesprochen. Beginnen soll es in den nächsten Monaten mit drei „Brücken der Solidarität“ zwischen Griechenland sowie Südeuropa, dem Balkan und dem östlichen Mittelmeerraum. Die IFA unterstützt dieses Projekt.
Am Nachmittag wurde noch die Einladung zu einem internationalen anarchistischen Radiotreffen in Ljubljana vorgestellt sowie ausführlich über anarchistische Solidarität mit Rojava diskutiert.
Als ich von Paris zurück nach Deutschland fuhr, war ich voll beeindruckender und inspirierender Erlebnisse über die Vielfalt der anarchistischen Bewegung weltweit. Vieles, was mir bisher weit weg und abstrakt schien, hat mir dieses Wochenende nähergebracht und veranschaulicht.