Antifaprotest am 24.03.2018 in Kandel – Zuganreise aus Karlsruhe
Aufruf
Bereits drei Mal seit Jahresbeginn
marschierten bis zu 3000 Rechte und Nazis durch die Kleinstadt Kandel in
der Südpfalz. Kandel, das nur ca. 20 Minuten von Karlsruhe entfernt
liegt, wurde von Nazis und RassistInnen ausgewählt, weil dort Ende des
vergangenen Jahres eine 15-jährige, junge Frau von ihrem Ex-Freund
brutal erstochen wurde. Wie man sich denken kann, geht es den meist
männlichen Demonstranten nicht um Gewalt an Frauen oder einer
prinzipiellen Gegnerschaft zur Unterdrückung der Frau: Wäre der Täter
nicht als Geflüchteter nach Deutschland gekommen, wäre der tragische Tod
der jungen Frau – wie so häufig bei Fällen patriarchaler Gewalt – als
Randnotiz in den Zeitungen verhallt.
Die Märsche der Nazis und RassistInnen in
Kandel zeigen für Süddeutschland eine neue Qualität rechter Aktivitäten.
Offiziell angeführt von der AfD marschieren hier monatlich bis zu 3000
Personen, die das gesamte Spektrum rechts der CDU abdecken – mit offener
Beteiligung faschistischer Kräfte wie etwa Nazihools, JN und
„Identitärer Bewegung“. Hier wird das gesamte rechte
Wutbürger-Potenzial, das mit der AfD sympathisiert, sich aber außerhalb
der Facebook-Kommentarspalten im Süden nur sehr ungern in der
Öffentlichkeit zeigt, mobilisiert. Anders als beispielsweise bei den
Anfängen von Pegida in Dresden, ist die AfD nicht mehr politisch dazu
gezwungen sich formal von den glatzköpfigen Schlägerhorden zu
distanzieren. Diese Entwicklung einer immer niedrigeren Hemmschwelle,
Seite an Seite mit bekennenden, klar und deutlich zu erkennenden
Faschisten zu demonstrieren, ist ein neuer, ganz praktischer Ausdruck
des politischen Rechtsrucks.
Es mag befremdlich klingen, hat man doch
noch nie in seinem Leben von dem kleinen, idyllischen Ort gehört; doch
die Demos in Kandel sind nach eigenen Aussagen rechter Vordenker, ein
zentrales, strategisches Projekt neben den Märschen in Berlin und
Hamburg. Hier soll das Zusammenwirken parlamentarischer Rechter und „der
Bewegung auf der Straße“ unter der Führung der AfD geprobt und sich –
wenn auch nur temporär – eine Stadt genommen werden. Was diese
„temporären NS-Areas“ für MigrantInnen, Linke oder Andere bedeutet, ist
unschwer vorzustellen.
Es liegt an uns AntifaschistInnen, diese
Entwicklung ernst zu nehmen und dementsprechend zu reagieren. Es geht in
Kandel nicht nur darum einen weitere, vielleicht etwas größeren rechten
Marsch bestenfalls zu verhindern. Es geht um mehr: Die Rechten machen
uns ganz direkt den öffentlichen Raum streitig. Wenn falsche Mehrheiten
entstehen und der rechte Mob unbehelligt durch die Straßen zieht und
NazigegnerInnen angreift, dann ist das ein Problem. Und zwar ein großes.
Es liegt an uns sich diesen Zuständen
anzunehmen. Wir müssen alles daran setzen, den Nazis und RassistInnen
ihre Gewissheit zu nehmen, dass eine Stadt für einen Tag ihnen gehört.
Die Mittel einer solchen Verteidigung des öffentlichen Raums sind
vielfältig und nach Notwendigkeit zu wählen; nur so schaffen wir es der
Normalisierung rechter Gewalt nicht tatenlos gegenüber zu stehen und mit
anzuschauen, wie der Gegner immer stärker wird.
Daher: Antifas aus dem Südwesten – alle nach Kandel! Bereitet euch vor – den Nazis keinen Fußbreit!
Anreise
Aus mehreren Städten Baden-Württembergs, der Pfalz und Hessen wird es koordinierte, antifaschistsiche Anreisen geben. Einige dieser Anreisen sind bereits öffentlich; der Rest wird sich im Laufe der Woche konkretisieren und auf der Seite Anreise veröffentlicht.
Fest stehen schon folgende Anreisemöglichkeiten:
Heidelberg – Busanreise – Tickets unter: info.aihd [at] inventati.org
Den PGP-Key findet ihr hier.
Karlsruhe – Zugtreffpunkt – 12:40 Uhr am Südausgang des HBF
Stuttgart – Zugtreffpunkt – 11:00 Uhr am Burger King am HBF
Alle weiteren Infos unter: http://eingreifen.blogsport.eu/