Aktionen & Veranstaltungen zum 80. Todestag von Erich Mühsam

Termine

12. Juli 2014 | 13 Uhr
Antifaschistische Gedenkdemonstration
S-Bhf. Oranienburg

12. Juli 2014 | 15/16 Uhr
Erich Mühsam Fest
ZUKUNFT am Ostkreuz, Laskerstraße 5, Berlin

17. Juli 2014 | 19:30 Uhr
Vortrag: Erich Mühsam – Ein Leben für die Freiheit
DemoZ Ludwigsburg

18. Juli 2014 | 21:00 Uhr
Austellungseröffnung mit Party
DemoZ Ludwigsburg

 

26. Juli | 18:00
Vortrag: Erich Mühsam – Ein Leben für die Freiheit
Schelling in Tübingen

29. Juli | 18:30
Vortrag: Erich Mühsam – Ein Leben für die Freiheit
Uni Freiburg Raum 1023

30. Juli | 19:00 Uhr
Vortrag: Erich Mühsam – Ein Leben für die Freiheit
alarmraum offenburg

31. Juli | 20:00 Uhr
Vortrag: Erich Mühsam – Ein Leben für die Freiheit
Viki Karlsruhe

Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA-IFA) unterstützte den Aufruf zur Antifaschistischen Gedenkdemonstration und zum Erich Mühsamfest in Berlin. Die Antifaschistische Gedenkdemonstration fand am 12. Juli 2014 um 13 Uhr am S-Bhf. Oranienburg statt.

Begleitend zu den Veranstaltungen hat die Redaktion der Gaidao ein Extrablatt zum 80. Todestag von Erich Mühsam veröffentlicht.

Außerdem organisierten Gruppen aus dem Anarchistischen Netzwerk SüdWest* in Ludwigsburg, Tübingen, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg Vorträge über das Leben von Erich Mühsam. Im DemoZ Ludwigsburg gab es zusätzlich noch eine Erich Mühsam Ausstellung geben die am 18. Juli feierlich eröffnet wurde und noch bis zum Oktober läuft.

Weitere Infos

Berichte:

Fotos:

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Wir unterstützen die Erich Mühsam-Gedenkdemo der Gruppe NEA in Berlin!

Der Todestag Erich Mühsams jährt sich zum 80. Mal. Mühsam engagierte sich vielfältig in anarchistischem und antifaschistischem Kontext. Als Verfasser zahlreicher Schriften, seien es Artikel, Sachliteratur, Theaterstücke, Lyrik oder Prosa bleibt er uns eben so in Erinnerung, wie durch seinen berühmten Ausspruch „Sich fügen heißt lügen“. Er fügte sich weder der falschen Freiheit der kapitalistischen, sozialdemokratischen Republik noch dem Faschismus. In Oranienburg wurde er 1934 durch die faschistische, deutsche Justiz hingerichtet.
In Anbetracht der bundesrepublikanischen Gedenkpraxis, die sich in der Erschaffung eines neuen, „unschuldigen“ Nationalgefühls ergeht und den sozialrevolutionären, antifaschistischen Widerstand zugunsten zweifelhafter Charaktere wie beispielsweise Graf von Stauffenberg unter den Tisch fallen lässt, freuen wir uns über die Organisierung einer Gedenkdemonstration für Erich Mühsam durch Genoss*innen der North-East-Antifascists (NEA).
Obwohl die FdA etwa ein Plakat mit dem Zitat Mühsams „Denn die Gegenwart soll an die Zukunft keine Fragen stellen, sondern Forderungen!„ veröffentlicht hat, wollen wir keinen Kult um seine Person schaffen, sondern sehen ihn viel mehr als ein Symbol auch all jener zahllosen weniger bekannten oder vergessenen Widerstandskämpfer*innen gegen Faschismus oder staatliche Herrschaft an sich, die den Weg Mühsams auf den Schafott teilten. Wir gedenken all dieser mutigen Menschen und ihres unfassbaren Schicksals und tragen ihre Ideen täglich, zweifelnd aber entschlossen in eine ungewisse Zukunft.

Lasst uns gemeinsam am 12. Juli um 13 Uhr ab dem S-Bhf. Oranienburg demonstrieren!
Referat Öffentlichkeit der FdA

“Sich fügen heißt lügen”

Aufruf zum Gedenken anlässlich 80. Todestages von Erich Mühsam

Mühsam war Vieles:

Revolutionär, Utopist, Freidenker, Anarchist, KPD- und Rote Hilfe-Mitglied, Antikriegsaktivist/Pazifist, Knast- und Staatskritiker, Antifaschist und Syndikalist; ein Individualist mit chronischem Geldmangel, Lebemann der schriftstellerischen Bohème, Mitbegründer der Münchner Räterepublik 1919, anerkannter Verfasser von Gedichten, Theaterstücken und Herausgeber und Publizist von Sachbüchern, politischen Zeitschriften und Aufsätzen sowie ein Humorist.

All diese Lebensbereiche und Facetten Mühsams, die sich noch um einige erweitern ließen, zeichneten seine vielschichtige Persönlichkeit aus. Für uns als libertäre Antifaschist*innen, erscheinen im Hinblick auf ein politisches Gedenken drei Punkte jedoch sehr zentral für sein Wirken zu stehen: das anarchistische, antifaschistische und freigeistliche Erbe Mühsams. Denn alles was Erich Mühsam ausmachte, sah er selbst als Teil eines Weges, der zu einem besseren Leben für alle führen sollte. Denn wie Mühsam verlautbarte: Der “Zweck meiner Kunst ist der gleiche, dem mein Leben gilt: Kampf! Revolution! Gleichheit! Freiheit!”

Anarchist:

“Sich fügen heißt lügen” bedeutete für Erich Mühsam in erster Linie, für eine herrschaftsfreie Gesellschaft einzutreten. In Staat, Kapitalismus, Militarismus und Klassengesellschaft fand er Angriffspunkte, um gegen Unterdrückungsmechanismen vorzugehen. Der revolutionäre Kampf sollte nie nur für die Menschen, sondern immer auf Augenhöhe mit den Menschen geführt werden. Befreiung verstand er immer auch als Leben und nicht bloß als Politik. “Sich fügen heißt lügen” trifft jedoch auch auf Mühsam als undogmatischen Anarchisten zu. So gab es zwar viele Anarchist*innen seiner Zeit, auf die er sich bezog und die ihn beeinflussten. Doch ließ er sich nie entgegen seiner eigenen persönlichen Überzeugungen vor einen “politischen Karren” spannen. Der Ausspruch “Sich fügen heißt lügen” trifft also Herrschaftsverhältnisse in Form politischer Systeme genauso, wie feste politische Ideologien.

Antifaschist:

1932 bezeichnete Joseph Goebbels Erich Mühsam als einen “jüdischen Wühler”, mit dem man “kurzen Prozess” machen werde, sobald die NSDAP an der Macht sei. Bereits kurz nach der Machtübertragung an die Nazis trat Erich Mühsam der Freien Arbeiterunion Deutschlands (FAUD) bei. “Ich gehe zu den Arbeitern und kämpfe mit diesen gegen Hitler” begründete Mühsam später seine Entscheidung für die FAUD. Der frühe Zeitpunkt seiner Festnahme und Ermordung zeugen davon, wie sehr Mühsam den Nazis ein Dorn im Auge war, sowie von seinem nicht unerheblichen widerständigen Einfluss in jener Zeit. Sein antifaschistisches Engagement als Publizist und Schriftsteller, welches sich in den Jahren vor der Machtübergabe an die Faschist*innen verstärkte, weisen zudem auf seine enorme Überzeugung hin. Auch nach 17 Monaten Folter im Konzentrationslager Oranienburg gelang es den Nazis bis zuletzt nicht, seinen Willen zu brechen.

Freigeist:

Lesen wir heutzutage diese zahlreichen Charaktereigenschaften und Betätigungsfelder, die sich noch um Einiges fortführen ließen, so stutzen wir zumindest für einen Moment. Widersprüche und Ungereimtheiten prägten das Leben Erich Mühsams. Doch sie waren es, welche die vielschichtige Persönlichkeit Mühsams ausmachten. Entgegen jedem Trend und jeder Norm blieb er eine Institution für sich: nirgends einzuordnen, niemandem zugehörig, überall dabei, aber immer er selbst. Der berühmte Ausspruch “sich fügen heißt lügen” geht also über das Ideal klassischer Herrschaftsfreiheit hinaus und meint zudem, scheinbar Feststehendes stets radikal zu hinterfragen, um der eigenen Meinungs- und Willensbildung wegen. Das praktizierte der Einzelgänger Mühsam bis zur letzten Konsequenz an sich selbst, mit dem Effekt, dass er zeitlebens unbequem blieb – von Zeit zu Zeit auch seinen eigenen Leuten gegenüber. Die Akzeptanz seiner eigenen inneren Widersprüche trieb ihn darin an, Widersprüche auch innerhalb sozial-revolutionärer Strömungen von Anarchist*innen und Kommunist*innen zu überwinden. Sein Engagement galt keinem ideologischen Dogma, sondern dem gemeinsamen Kampf aller gegen Faschismus und für eine bessere, herrschaftsfreie und solidarische Gesellschaft ohne Kapitalismus und Ausbeutung.

Und so rufen wir euch 80 Jahre nach seiner Ermordung dazu auf, Erich Mühsam am Ort seiner Hinrichtung zu gedenken. In Oranienburg wollen wir gemeinsam mit euch an den ganzen Menschen Mühsam erinnern, der gelebt hat und dem sein Leben genommen wurde.

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