Ein libertärer Spross aus Leipzig
„…aber vergessen wir nie, dass wir Anarchisten weder Rächer noch Richter sein können, wir wollen Befreier sein und als solche muss unsere Aktion in Aufklärungsarbeit und beispielhaften Taten bestehen.“
(Errico Malatesta)
Die ASJ Leipzig gründete sich im Oktober 2010 auf Initiative von zwei Mitgliedern der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU). Die ersten Woche waren geprägt von inhaltlichen und strukturellen Grundsatzdiskussionen, die bis spät in die Nacht hinein reichten. Gemäß den Prinzipien des Anarchosyndikalismus funktionierte und funktioniert die Gruppe basisdemokratisch, d.h. Entscheidungen
werden von allen Mitgliedern der Gruppe in der Vollversammlung diskutiert und beschlossen.
Dabei wird (z.T. über Kompromisse) ein Konsens aller Mitglieder angestrebt. Inhaltliche Schwerpunkte der ersten Jahren waren politische Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Der erste Höhepunkt in diesen Bereich stellte die Veranstaltungsreihe „Anarchismus in der Praxis“ (Oktober – November 2011) dar. In sieben Veranstaltungen stellten die Referent_innen relevante praktische Beispiele aus der Geschichte der libertären bzw. anarchistischen Bewegung vor, darunter die Kommune in Christiania (als Erfahrungsbericht), die Machnowschtschina in der Ukraine im frühen 20. Jahrhundert und die autonomen Gebiete in Chiapas.
Darüber hinaus gab es einzelne Vorträge zu verschiedenen Themen: Gender und Sex, Historisches (der Aufstand von Kronstadt, Anarchismus in Japan) und Gegenwärtiges (die Unruhen in England, Fußball und Politik, etc.). Einige dieser Vorträge sind noch immer in unserem aktuellem Repertoire und können auf Anfrage gerne (auch in anderen Städten) gehalten werden.
Unsere Bildungsarbeit hat nicht nur uns schon an andere Ort nah und fern verschlagen, sondern uns auch die Möglichkeit gegeben, Genoss_innen aus anderen Städten und Ländern (z.B. Belarus & den Philippinen) zu begrüßen.
Auch antifaschistische und antirassistische Arbeit waren durch die Jahre hinweg ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Gruppe. In den letzten Monaten umso mehr, was der zur Zeit besonders feindseligen Stimmung gegen Asylsuchende in Sachsen geschuldet ist.
Einige inhaltliche Schwerpunkte wurden in Arbeitsgruppen besonders intensiv behandelt. Dazu gehörten die Themen „Antisexismus und Gender“ der AG „Queer positive“, Antispeziesismus und Antiparlamentarismus der Kampagne „Auf’s Kreuz gelegt“ – eine Kooperation mit anarchistischen / anarchosyndikalistischen Gruppen bundesweit. Aktuell beschäftigt sich unsere Geschichts-AG mit der Aufarbeitung der Geschichte der FAUD (Freie Arbeiter-Union Deutschland) und SAJD (Syndikalistisch- anarchistische Jugend Deutschland) in Leipzig und Umgebung. Ausgangspunkt dieser AG war die Verlegung des Stolpersteins im Gedenken an Arthur Holke durch die FAU unter Mithilfe des ASJL 2013. Die derzeit größte Arbeitsgruppe der ASJL ist die AG Arbeitsrecht. Unter starker Kooperation mit anderen ASJ-Gruppen und der FAU Leipzig werden im Zuge der Kampagne „Jung und Billig?“ Vorträge und Beratungsstunden zu Arbeitsrecht im Minijob und aktive Unterstützung im Kampf für dieselben organisiert. Perspektivisch sollen auch andere syndikalistische Thematiken angegangen werden. Vor einem breiteren Gewerkschaftsbegriff soll es nicht nur um Rechte im Bereich der Lohnarbeit gehen, sondern auch um die Unterstützung und Organisation von Erwerbslosen, Student_innen und Schüler_innen.
Auch wenn wir die Unterstützung von Menschen in ihrem Kampf für ihre Rechte (Arbeitsrechte und andere) für sehr wichtig halten, wollen wir nicht dort stehen bleiben.
Vielmehr hoffen wir, dass die selbst erlebten Ungerechtigkeiten im Alltag einen Denkanstoß geben können für eine breitere und fundamentalere Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft. Durch die freiwillige und selbstbestimmte Organisation in basisdemokratischen Gewerkschaften und erfolgreiche kleinere und größere Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung wollen wir eine freie, solidarische und emanzipierte Gesellschaftsalternative aufzeigen, anstreben und soweit wie möglich schon heute umsetzen. Da dieser Kampf gemeinsam erfolgsversprechender und angenehmer geführt werden kann, sind wir mit verschiedenen Gruppen vernetzt, sowohl aus anderen Städten als auch mit Gruppen mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten (Antifa-Gruppen, Antira-Gruppen, etc.).
Im Oktober 2013 haben wir uns entschlossen, in die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) einzutreten. Wir hoffen auf neue Impulse, eine breitere Vernetzung mit neuen netten und interessanten Menschen, und gegenseitige Unterstützung und Solidarität im Kampf für eine bessere Zukunft für jede_n von uns!
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