der libertäre erste mai in freiburg
364 menschen demonstrierten für eine herrschaftsfreie gesellschaft jenseits von kapitalismus und staat.
starten sollte die libertäre erste mai demo am rande des freiburger dgb-festes im stühlinger. eine gute gelegenheit, an den bunten ständen der sozialpartner_innen vorbeizuflanieren. greenpeace, verdi, schwule und lesben in der spd, solidarität mit kuba, ig-metall, spielmobil, sozialistische kinderorganisation peperoni und auch die eigentlich gar nicht sozialpartnerschaftliche fau-gruppe freiburg hatten neben vielen weiteren ihre tische und pavillons aufgebaut und boten ihr informaionsmaterial an. über alledem waberte eine fettige bratwurstwolke.
am startpunkt der demo lungerten nur wenige leute herum, beobachtet von der zurückhaltenden polizei. das gespräch mit der einsatzleitung verlief zufriedenstellend: die demoroute wurde von ihr akzeptiert und es sollte kein spalier geben.
als sich die demo dann formierte, kamen doch einige menschen zusammen. die menge sollte noch auf genau 364 menschen anwachsen, was eine ganz ordentliche zahl darstellt und zeigt, dass anarchistische ideen sich auf einem höhenflug befinden (das unterstreichen auch die vielen anderen anarchistischen/libertären demonstrationen oder blöcke an diesem tag in deutschland:1, 2, 3, 4).
im verlauf der demo kam es immer wieder zu momenten der selbstermächtigung, in denen menschen sich ein herz fassten und polizeiketten umgingen, durchdrangen oder zur seite schoben und sich so die straße und ein stück weit die stadt und ihr leben zurückeroberten. die betroffenen beamt_innen reagierten hilflos und verloren oder wütend und aggressiv. sie wirkten überfordert.
während der ganzen demo über wurden flyer verteilt und redebeiträge verlesen.
als sich die demo dem alternativ angehauchten kneipenviertel grün näherte, wurden die beamt_innen spürbar nervöser: hier sollten sie schließlich die von der stadtverwaltung verhängte allgemeinverfügung durchsetzen. seit 20 jahren findet hier am ersten mai ein selbstorganisiertes straßenfest der anwohner_innen und anderen menschen statt. aber wie schon im letzten jahr, wollten die spaßverderber_innen der behörden dem ein strich durch die rechnung machen und verboten jegliches feiern im stadtteil. kneipenwirt_innen wurden unter druck gesetzt, das kyosk musste sogar bis sechs uhr am nächsten tag dicht machen, fußball- und federballspielen war verboten und das mitsichführen von glasbehältnissen unter strafe gestellt…
auf der kreuzung wilhelm/belfortstraße war erstmal schluss: die polizei wurde ruppig und wollte partout den lautsprecherwagen nicht durchlassen. es kam zu einigen kleineren rangeleien, aber hier schon ging das fest los: eine sambagruppe begann den leuten einzuheizen, die sich nach und nach zum grethergelände bewegten, wo die party schon in vollem gange war und sich auf die straße ausbreitete. ein geflügeltes soundsystem sorgte für beats, vegane burger und bier wurden angeboten und die menge tanzte. dazwischen standen verloren und nutzlos eine wanne und mehrere beamt_innen und versuchten vergebens das straßenfest zu verhindern, das doch schon lange gefeiert wurde. yeah!