2000 gegen nationalistische und rassistische Hetze in Karlsruhe
Über 2000 Menschen folgten dem Aufruf des Antirassistischen Netzwerks Baden-Württemberg zur landesweiten Demonstration „Gegen nationalistische und rassistische Hetze! Stoppt den Wettlauf zur Ausgrenzung und Entrechtung! Gleiche Rechte und ein gutes Leben für Alle!“ in Karlsruhe. Es hatten mehr als 90 Gruppen und Einzelpersonen unterzeichnet, um ein deutliches Zeichen gegen den europaweiten Rechtsruck und das Erstarken rassistischer Parteien und Organisationen zu setzen.
Die faschistische AfD sitzt in nahezu allen Landesparlamenten und im deutschen Bundestag, auf den Straßen tobt der rassistische Mob, Nazi-Graffitis prangen an immer mehr Wänden, im Netz überbieten sich besorgte Bürger*innen im Wettstreit um das menschenfeindlichste Posting und die europäischen Regierungen schieben ab, was das Zeug hält.
Zeit für mehr Solidarität mit Geflüchteten, Zeit für „Wir haben die Schnauze voll von eurem Rassismus und euren menschenverachtenden Gesetzen und Grenzen!“, Zeit für große Demos auf unseren Straßen!
Zeitgleich mit #unteilbar in Berlin und anderen Demos rief das Antirassistische Netzwerk Baden-Württemberg mit vielen anderen unter dem Motto „Gegen nationalistische und rassistische Hetze! Stoppt den Wettlauf zur Ausgrenzung und Entrechtung! Gleiche Rechte und ein gutes Leben für Alle!“ nach Karlsruhe und über 2000 Menschen aus allen halbwegs linken Richtungen kamen und trugen ihre Wut auf den Status Quo in Deutschland und der EU in die Straßen. Es war eine bunte und laute Demo, die sich am gestrigen Samstag ihren Weg durch die Karlsruher Innenstadt bahnte: Unzählige Transparente, Schilder, Fahnen, Flyer, Zeitungen, Parolen, Musikgruppen und zwei Lautsprecherwagen machten klar, dass wir eine ganz andere Welt wollen. Diese Welt ist nicht geteilt durch Grenzen, die von Armeen und Bullen bewacht werden. Diese Welt gewährt allen Menschen Bewegungsfreiheit. Diese Welt ist befreit von nationalistischen Denkmustern. Diese Welt kennt keine Hautfarben und schon gar keinen Rassismus. In dieser Welt leben wir alle solidarisch und frei miteinander und konkurrieren nicht im Arbeitsplätze, die uns alle kaputt machen.
Der Auftakt der Demo fand vor dem Karlsruher Hauptbahnhof bei schönstem Sonnenschein statt. Vertreter*innen von Aktion Bleiberecht Freiburg, dem Forum Asyl Pforzheim, dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, von Refugees for Refugees und United Refugees Rights Movement e.V. hielten Reden. Sie berichteten aus ihrer Arbeit, von der unrühmlichen Vorreiterrolle Karlsruhes bei der Einrichtung der ersten Sammellager für Geflüchtete in den 1980er Jahren, von der massiven Ausgrenzung der Roma und Sinti sowohl in ihren Herkunftsländern wie auch hier in Deutschland, vom unmenschlichen Abschiebeknast in Pforzheim und ihren eigenen Erfahrungen als Geflüchtete mit deutschen Behörden.
Die Bekanntmachung der Demo-Orga, dass Parteifahnen nichts im vordern Teil der Demo zu suchen hätten, stieß nicht bei allen auf Zustimmung (neben vielen Die Linke-Anhänger*innen mit ihren Fahnen, waren sogar JuSos und SPDler*innen am Start…). Ich und viele andere fanden das hingegen knorke.
Im Anschluss zog die Demo lautstark durch die gut besuchte Innenstadt von Karlsruhe. Am Ludwigsplatz fand eine kurze Zwischenkundgebung statt, bevor es dann sogar kurz in die wegen dem Stadtfest völlig überfüllte Fußgänger*innenzone ging. Die Abschlusskundgebung fand auf dem Kronenplatz statt. Hier hielten Vertreter*innen der GEW, der Partei Die Linke, von Solidarity City Freiburg und des Offenen Antirassistischen Treffens Karlsruhe Reden. Als über Mikrofon durchgegeben wurde, dass in Berlin über 150 000 Menschen auf der Straße waren (inzwischen steht fest, dass es wohl über 240 000 waren), brandete ungläubiger Applaus auf.
Die Bullen hielten sich angenehm zurück und waren meist nur in Dreiergruppen wahrnehmbar (die hätten dann auch noch zu hause bleiben können…).
Auffällig waren die vielen negativen Kommentare gegen die Demo von Passant*innen: Sie nahmen kein Blatt vor den Mund, um ihren Unmut gegen die linksgrünversifften Gutmenschen kundzutun. Von Kopfschütteln, über rassistische, homophobe, sexistische Zurufe bis hin zu „Macht den Fahrradweg frei, ihr scheiß Kommunisten!“ war alles dabei. Wer bisher nur im Netz pöbelte, tut dies nun scheinbar auch auf der Straße, legitimiert und ermuntert durch den Aufstieg der AfD und Konsorten. Zum Glück wurde ihnen oft aus der Demo heraus Paroli geboten.
Bleibt zu hoffen, dass der Schwung von gestern sich auf den (politischen und privaten) Alltag überträgt: Eine Demo reicht nicht. Wir alle müssen uns radikaler Positionieren. Unterstützt ganz konkret Geflüchtete in eurer Nachbarschaft, in eurer Gemeinde, in eurem Kiez, in eurer Stadt. Wehrt euch gegen rassistische Hetze. Macht den Mund auf, wenn die AfD in Gesprächen gelobt wird. Organisiert euch in politischen Gruppen, die sich für eine Welt ohne Grenzen und Nationen einsetzen.
Wer bleiben will, soll bleiben.
Wer kommen will, soll kommen.
No Border, no Nation.
Für die Anarchie.
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