Solidarität mit den Kämpfen im Iran aus Dortmund

In einer windigen Nacht haben wir ein Solidaritätstransparent mit den Kämpfen im Iran an einer befahrenen Straße der Dortmunder Nordstadt aufgehängt.

Der Iran wird derzeit von den heftigsten Unruhen seit der “grünen Bewegung” von 2009 erschüttert. Die aktuellen Demonstrationen haben zwar noch nicht die zahlenmäßige Größe von 2009 erreicht, scheinen aber an Radikalität darüber hinaus zu gehen. Aus Protesten gegen Preiserhöhungen wurde schnell eine generelle Infragestellung des Regimes unter Parolen wie “Tod der islamischen Republik” und “Tod dem Diktator” (Ajatollah Khamenei).

Die iranischen Autoritäten beeilten sich, die Bewegung als vom Ausland gesteuerte Provokation darzustellen und zahlreiche Internettrolle aus aller Welt haben nichts Besseres zu tun, als ihnen diese Lesart der Ereignisse nach zu plappern. Natürlich werden Auseinandersetzungen im Iran von anderen reaktionären Kräften genau beobachtet, und es kann durchaus sein, dass etwa Saudi-Arabien oder die USA heimlich intervenieren, um einen ihrer geopolitischen Gegner zu destabilisieren. – Die Menschen im Iran haben aber genug eigene Gründe, um auf die Straßen zu gehen und sie haben in der Vergangenheit mehr als einmal ihren Freiheitswillen kund getan. Wer die Proteste als lediglich von außen gesteuerten Komplott wahrnimmt, offenbart damit sein eigenes autoritäres Weltbild, in dem es nicht sein kann, dass Menschen sich selbst zum Handeln ermächtigen, ohne dass irgendwer im Hintergrund die Strippen zieht.

Auch von den vergifteten Lobpreisungen, die den Aufständischen von Trump oder Netanjahu entgegen gebracht werden, sollten wir uns nicht irritieren lassen. Sicher passt es diesen Herren momentan in den Kram, wenn das Regime eines mit ihnen verfeindeten Staates in Schwierigkeiten gerät. Doch wir können uns sicher sein, dass die Herrschenden aller Länder sich schnell wieder im Kampf gegen die Revoltierenden vereinigen werden, sobald diese dazu übergehen, offen die Herrschaft als solche in Frage zu stellen.

Angesichts der Erfahrungen der arabischen Rebellionen, sowie der Schwäche der revolutionären Bewegung weltweit ist leider zu befürchten, dass der momentane iranische Aufbruch in einer weiteren Niederlage enden wird.

Umso dringlicher erscheint es uns daher, selbst am Aufbau revolutionärer Strukturen zu arbeiten und dem Islamismus auch hier entgegen zu treten – eine Aufgabe, vor der Linksradikale und Anarchisti*nnen inklusive uns selbst bisher kläglich versagten.

Unsere besten Wünsche gehen an alle, die im Iran derzeit von Repression betroffen sind.

Tod der Islamischen Republik!

Tod allen Religionen und Staaten!

Lang lebe die Anarchie!

Anarchistische Gruppe Dortmund, im Januar 2018

Der Text wird in kürze auch in Englisch erscheinen.

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