29.07. ¦ Umsonstflohmarkt

29.07. Umsonstflohmarkt im Stadtteil
14:00 Uhr Projekt 31 (An den Rampen 31 / 90443 Nürnberg)

Ein Umsonstflohmarkt ist schnell erklärt:
Wer Dinge übrig hat oder selbst nicht mehr gebrauchen kann, bringt sie an diesem Tag zum Flohmarkt, wo andere Menschen sie mitnehmen und gebrauchen können. Jede_r kann sich nach den eigenen Bedürfnissen nehmen, auch ohne selbst etwas mitgebracht zu haben. All das funktioniert ohne Geld oder Tausch und richtet sich nach dem, was die einzelnen Menschen geben wollen beziehungsweise was sie benötigen. Daher ist es auch selbsterklärend, dass die mitgebrachten Dinge funktionsfähig und für andere Menschen von Nutzen sein sollten. Wenn ihr also herumstöbern wollt oder selbst etwas übrig habt, kommt damit ab 14:00 am Umsonstflohmarkt vorbei!

Der Umsonstflohmarkt will jedoch noch viel mehr sein als bloß ein Ort, an dem du deine verstaubten Schätze loswirst und neue entdeckst. Uns geht es auch um eine grundsätzliche Kritik an den vorherrschenden Maßstäben von Verwertbarkeit und Leistungszwang, die unsere Gesellschaft und unser aller Denken prägen. Unter der kapitalistischen Notwendigkeit eines allgegenwärtigen Strebens nach Profitmaximierung sowie der Logik, dass jede Leistung auch eine Gegenleistung bräuchte, werden die Bedürfnisse von Menschen und soziale und ökologische Anliegen mit Füßen getreten. Wer bei diesem Ellbogenkampf hintenunter fällt– wer sich immer wieder um eine Arbeit bemüht, aber keine bekommt oder gekündigt wird; wer das Pech hat, trotz mehrerer Jobs nicht genügend Geld zu verdienen um über die Runden zu kommen; oder aber, wer zu selbstbewusst gegen den Zwang zur Lohnarbeit aufbegehrt und sanktioniert wird – so jemand ist nach vorherrschender Meinung selbst schuld an seiner Misere.
Dabei ist offensichtlich, dass Armut und soziale Ungleichheit nicht nur Konsequenzen, sondern maßgebliche Voraussetzung für das Funktionieren eines Systems sind, das auf solchen Klassenunterschieden aufbaut – ebenso wie es sich auch der Mechanismen Rassismus und Sexismus bedient, um Menschen für noch weniger Lohn noch hemmungsloser ausbeuten zu können. Dass sich in den vielen Jahrzehnten der parlamentarischen Demokratie an diesen Verhältnissen nichts Grundlegendes geändert hat, verwundert ebenso wenig, wenn man den Parlamentarismus als das begreift, was er ist: Ein System von austauschbaren Stellvertreter_innen, welche den Kapitalismus lediglich verwalten und, wo es geht, etwas weniger raubtierhaft gestalten wollen, um sein Überleben zu garantieren und Widersprüche zu verschleiern.
Das Wählen von Parteien kann angesichts dieser perfiden Systematik nicht unsere Lösung sein. Stattdessen wollen wir hier und heute damit beginnen, uns von unten selbst zu organisieren. Durch das Herstellen eines sozialen Raumes wie dem Umsonstflohmarkt, in dem frei nach den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten genommen und gegeben wird, wollen wir kapitalistische Strukturen grundlegend infrage und ihnen eine selbstbestimmte Alternative entgegen stellen. Daher soll auf lange Perspektive nicht bei der bloßen Nutzung einer Umsonstökonomie stehen geblieben werden, sondern wir wollen auch eigene Ansätze eines solidarischen, wirklich gleichberechtigten Miteinanders entwickeln. Vernetzung, Austausch und einander bei Kaffee und Kuchen als Nachbar_innen kennenlernen, können den Anfang bilden, um Vereinzelung und Isoliertheit zu durchbrechen.
Solidarische Perspektiven im Alltag entwickeln – denn wir wissen selbst am besten, was wir brauchen und wie wir unsere Leben gestalten wollen!

Alles für alle – und zwar umsonst!
Kooperation von unten statt Parlamentarismus!
Solidarische Perspektiven entwickeln!

Der Umsonstflohmarkt wird von der Anarchistischen Gruppe Nürnberg Auf der Suche im Rahmen der Kampangne der Föderation deutschsprachiger Anarchist_innen „Solidarische Perspektiven Entwickeln – jenseits von Wahlen und Populismus“ im Projekt 31 veranstaltet.

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